Es werde Licht

Leuchtentrends von klassisch bis nordisch

Trend: Bauhaus-Klassiker

2019 ist Bauhaus-Jahr. Von Walter Gropius am 1. April 1919 in Weimar gegründet, feiert das Bauhaus in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Erstmals wurden hier Kunst und Handwerk zusammengebracht. Idee war es, eine neue Generation engagierter und kompetenter Gestalter auszubilden. Sie sollten dann den Alltag revolutionieren und eine neue, bessere Welt schaffen.

Überall widmen sich nun Kunstausstellungen dem stilprägenden Design jener 20er und 30er Jahre. So ist beispielsweise seit Mai im Bremer Wilhelm-Wagenfeld-Haus die Ausstellung „Leuchten“ zu sehen. Denn kaum ein anderes Objekt verkörpert die Ziele des Bauhauses so eindrucksvoll wie die „Bauhaus-Leuchte“ des in Bremen geborenen Gestalters Wilhelm Wagenfeld. Vor 40 Jahren war auch sie der Grund, warum der Bremer Kunstsammler Walter Schnepel die Leuchtenmanufaktur Tecnolumen in Bremen-Hastedt gründete. Die Lizenz dazu hatte er von Wagenfeld persönlich bekommen.

Dass die Wagenfeld-Leuchte und auch andere Bauhaus-Leuchten in diesem Jahr – bei dem deutschlandweiten Interesse am Bauhaus – Trend sind, ist schon fast eine Selbstverständlichkeit. „Die Wagenfeld-Leuchte ist zeitlos schön, wunderbar formreduziert und sie fügt sich in jede Situation ein. Ein Designklassiker“, erklärt Robin Schewe, Geschäftsleiter vom Einrichtungshaus casa di mobili in Worpswede.

Auch bei Tecnolumen bestätigt man ein gestiegenes welt-weites Interesse an der Leuchte, wenngleich man zu verkauften Stückzahlen schweigt. Dabei war der Erfolg der Leuchte gar nicht vorauszusehen. 1924 besuchte Gropius die Leipziger Frühjahrsmesse und stellte ernüchtert fest: „Mit Beleuchtungskörpern sind wir noch weit zurück.“ Dabei wollte doch gerade in diesem Bereich die neue Generation überzeugen. Licht ist ohnehin ein Zeichen der Aufklärung und das elektrische Licht Symbol für menschliche Tatkraft und Fortschritt im Maschinenzeitalter.

Formmeister László Moholy-Nagy ermutigt so den damals 24-jährigen Wagenfeld, eine elektrische Tischleuchte zu entwerfen. Ein richtiges Industrieprodukt sollte es sein. Die einzelnen Bestandteile gab er seinem Schüler vor: eine runde Standplatte aus Stahl, ein Schaft aus Messingrohr, darauf eine Fassung für die Glühlampe und als Abschluss einen Schirm aus Jenaer Glas. Es sind weder neue Materialien, noch neue Formen, doch entwickelt Wagenfeld mit seinem ersten Leuchtenentwurf – 150 weitere sollten folgen – etwas Neues, etwas Einzigartiges. Denn er bringt die geometrischen Elemente – Kreis, Kugel und Zylinder – in perfekter Harmonie zusammen. Gropius ist sofort davon überzeugt, dass diese Tischleuchte ideal ist, den Gedanken des Bauhauses in die Welt zu transportieren und reserviert einen Stand für die Leipziger Herbstmesse. Doch der Erfolg bleibt aus: Denn weder sind die Werkstätten des Bauhauses auf eine industrielle Produktion ausgerichtet, noch haben die Bauhäusler die nötigen Kontakte zur Industrie. Es sollte noch einige Jahrzehnte dauern, bis die stilprägende Lampe zu einem Verkaufserfolg wurde.

Text: Claudia Kuzaj, Foto: ©Tecnolumen