Thomas Rosema

Archivar der Oberneuland-Sammlung

„Ich interessiere mich sehr für die Geschichte Bremens und Umgebung und lebe seit 1999 in Oberneuland. Bei diesem Besuch schlug mein Herz gleich höher und so war es keine Überlegung, als Dr. Schmidt mich fragte, ob ich in der Oberneuland-Sammlung tätig werden möchte. Diese wurde im September 2003 eröffnet von Mitgliedern des Bürgervereins Oberneuland zusammen mit dem damaligen Ortsamtsleiter Hermann Kothe, der die Einrichtung des Archivs kräftig mit unterstützt hat.“

Thomas Rosema übernahm dann die Digitalisierung von vorliegenden Fotos, Schriftstücken, Urkunden, Zeichnungen und weiteren Unterlagen zu Straßen, Gebäuden, bekannten Persönlichkeiten, Vereinen, jährlichen und besonderen Festen und Veranstaltungen in Oberneuland.

„Seltene Dokumente erhalten wir auch leihweise, sodass diese eingescannt und der entsprechenden Datei zugefügt werden können. Ständig werden also die Dateien vervollständigt und um Neues ergänzt. Inzwischen sind ca. 65.000 Dateien vorhanden. Zu Hause habe ich ebenfalls einen Arbeitsplatz, an dem ich für das Archiv tätig bin, dazu mit entsprechend guter Scan-Ausrüstung.“

Thomas Rosema fotografiert sehr gern, ist in Oberneuland oft mit dem Fahrrad unterwegs und sieht genau hin, hält Gebäude und Straßenzüge in Fotos fest, recherchiert und befragt auch Bewohner nach besonderen Unterlagen und Dokumenten. „Hierdurch erfuhr ich inzwischen eine Menge aus der Oberneulander Geschichte, wie z.B. durch die Familie Heineken. Edita Heineken – sie war viele Jahre in der Oberneuland-Sammlung tätig – verstarb im Januar 2016. Das Privatarchiv der Familie Heineken, in dem über 250 Jahre lang wichtige Dokumente zur Bremer und Oberneulander Geschichte gesammelt worden waren, wurde jedoch entgegen der mit ihr getroffenen Vereinbarung sofort versteigert, und zwar in England im Auktionshaus Sotheby‘s. Frau Heineken würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüsste, wie man hier mit ihrem Erbe umgegangen ist. Wenigstens die Heinbach-Karte von 1748 konnte das Staatsarchiv Bremen aus London zurückkaufen.“

„Die ältesten Katasterkarten aus den Jahren 1834 bis 1841 sind als Kopien hier digitalisiert. Damit haben wir einen fast vollständigen Satz aller relevanten Karten der Dörfer Oberneuland und Rockwinkel, die ja im Jahre 1888 zusammengelegt wurden“, freut sich Thomas Rosema.
Inzwischen befinden sich auch die Unterlagen mehrerer Vereine im Archiv. Man erhielt ebenfalls einzigartige Dokumente von der Grundschule Oberneuland, nämlich alle Schulbücher der Schule seit 1900 sowie sämtliche Aufgebote des seinerzeitigen Standesamtes Oberneuland von 1945 bis 1967.
Ehrenamtliche Mitarbeiter der Oberneuland-Sammlung sichten und prüfen ständig eingehende Fotos, Akten, Schriftstücke verschiedenster Art und sammeln laufend aktuelles Material, um es zu archivieren.

Eine Ausstellung anlässlich der 825-Jahr-Feier Oberneulands im Jahre 2006 fand auf dem Klatte-Hoff und später noch einmal im Gemeindehaus mit 38 großformatigen Tafeln zur Oberneulander Geschichte statt. Eine Auswahl von alten Ansichtskarten wurde im Jahr 2008 im Postamt/Copy Shop Letterwald gezeigt.
„Zurzeit bereiten wir eine Neuauflage der Ausstellung von 2006 vor mit ca. 40 Themen“, kündigt Thomas Rosema an.

Was ihm besonders am Herzen liegt, ist das Bewahren des Ortsbildes in Oberneuland: „Neubauten sollten sich beispielsweise besser einfügen in die Nachbarschaft. Seiner Meinung nach gibt es hier Bausünden, jedoch auch Positives, wie aktuell ein Fachwerk-Neubau am Hohenkampsweg. Bedauernswert sind Abrisse von Architektur in unserem Stadtteil, wie z.B. das große Bauernhaus Rockwinkeler Landstraße/ Ecke Heinrich-Baden-Weg. Anstatt mit Naturzäunen und Hecken werden manche Häuser leider eingebunkert – entgegen einem Beiratsbeschluss.“
Die Mühlenfeld-Bebauung ist für ihn äußerst problematisch. Den baulichen Zustand der Mühle bemängelt er ebenfalls und auch das Alter der dortigen Ausstellung. Es stehen Planungen an für den Umbau im Bereich Ortsamt/Turnhalle in der Mühlenfeldstraße, wobei das Ortsamtsgebäude unbedingt erhalten werden sollte – ebenso die Turnhalle.
Es sollte seiner Ansicht nach auch keine Erweiterung im Büropark erfolgen in Richtung Lür-Kropp-Hof. „Wenigstens konnte ich aber seinerzeit mithelfen, das Schulmeisterhaus zu erhalten und die von der Kulturbehörde im Jahr 2013 favorisierte Skulptur auf dem Kirchenvorplatz zu verhindern!“

„Aktuell stattgefundene und geplante Bauvorhaben an der Architektur in Bremen (Sparkasse, Ansgarikirchhof u.a.) verändern das klassische Stadtbild in der Innenstadt mehr und mehr“, bedauert er ganz besonders.
„Wir sind gut vernetzt mit anderen Archiven und Geschichtsgruppen wie Borgfeld, Horn-Lehe, Osterholz, Sebaldsbrück, Hemelingen“, lässt Thomas Rosema wissen.
„In der Oberneuland-Sammlung würde man sich über weiteres Material für das Archiv (auch leihweise zum Digitalisieren) oder unterstützende Mitarbeit freuen“, sagt er abschließend.
Kontakt gerne unter: Telefon 0421/4099722 oder per Mail: thoro1@onlinehome.de

Die Öffnungszeiten der Oberneuland-Sammlung sind immer sonntags von 11 bis 13 Uhr (außer an Feiertagen).

Text und Foto: Margrit Groll