Das Rotkehlchen

Vogel der Herzen

Wohl der mit Abstand beliebteste Vogel der Deutschen ist einer mit roter Brust, jubilierend-lautem Gesang – sogar im Winter – und einem für die meisten völlig unbekannten Nistverhalten: das Rotkehlchen.

„Übers Jahr gesehen erreichen den NABU bezogen auf Vogelarten wohl die meisten Anfragen genau zu dieser Vogelart“, berichtet Rüdiger Wohlers, der dazu selbst unzählige Gespräche führte. „Keine andere Vogelart scheint den Menschen so am Herzen zu liegen wie das Rotkehlchen. Das hat seine Hintergründe sicherlich darin, dass es recht vertraut zu sein scheint, an Futterplätzen ganzjährig auftaucht, einen auffälligen und sehr melodischen Gesang bietet und vielen einfach das Herz erwärmt“, vermutet Wohlers. „Es bleibt oft in der Nähe des Menschen, sogar beim Umgraben im Garten oder der Bepflanzung von Töpfen auf dem Balkon und versucht dann, schnell das eine oder andere Würmchen aus der frisch aufgetanen Erde zu ergattern.“
Rotkehlchen als Insektenfresser lieben Vielfalt, „gern auch wilde Ecken und scheinbare Unordnung.“ Sie brüten in der Regel bodennah in Stängel- und Asthorsten, Holzstapeln, sogar Erdlöchern, Nischen in Mauerwerk und anderen geschützten Plätzen, mitunter sogar in Halbhöhlen-Nistkästen, wenn diese versteckt und niedrig angebracht werden. „Aber entscheidend für das Rotkehlchen ist die breite Nahrungsgrundlage – je vielfältiger, blüten- und deckungsreicher und damit insektenfreundlicher ein Garten ist, desto größer ist die Chance, dass sich dort ein Rotkehlchen ansiedelt“, fasst Wohlers zusammen. Der Bestand des Rotkehlchens beläuft sich bundesweit auf etwa 2,5 bis 4 Millionen Brutpaare.
„Wer dem Rotkehlchen helfen will, kann dies auf vielfache Weise tun; im eigenen Garten oder Kleingarten sollten möglichst nur heimische Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt werden, damit die Rotkehlchen und andere Piepmätze ausreichend Nahrung und Deckung finden. Besonders gut geeignet sind ein paar ‚wilde Ecken‘, zum Beispiel aus Reisighaufen, locker aufgeschichtet, und gern auch von Stauden oder Wildkräutern umstanden. Da darf dann auch schon mal die Brennnessel oder die Knoblauchsrauke hochkommen. Denn immer folgen auch Insekten – das Büffet der Rotkehlchen ist dann reichlich gedeckt“, sagt Rüdiger Wohlers. „Wer es versuchen möchte, dem Rotkehlchen einen Nistkasten anzubieten, sollte auf eine so genannte Halbhöhle zurückgreifen, die mit etwas Geschick aus Holz selbst gebaut oder aus dem sehr bewährten und witterungsbeständigen Material Holzbeton im Fachhandel gekauft werden kann. In diese Halbhöhlen ziehen mitunter auch andere ‚Mieter‘ wie Grauschnäpper, Sperlinge, Rotschwanz oder Bachstelze ein, deshalb sollten sie, wenn sie gezielt für das Rotkehlchen angeboten werden sollen, in nur mittlerer Höhe angebracht werden, am besten etwas ‚versteckter‘, und vor allem so, dass er von Katzen nicht leicht erreicht werden kann“, beschreibt der Naturschützer den praktischen Schutz für Rotkehlchen.
„Immer wieder wird auch von Rotkehlchenbruten in abgelegenen Ecken von Schuppen und Carports berichtet. In manchen Fällen brüteten sie sogar in einer offen stehenden Mülltonne, ein anderes Mal in einem Werkzeugkasten. Wenn solche Bruten in Gebäuden festgestellt werden, sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass ein Fenster oder eine Tür offensteht, damit die Tiere ungehindert aus- und einfliegen können“, betont der Experte.

Foto: NABU Niedersachsen/Marc Scharping