Johannes Behrens : Der Wasserpflanzenflüsterer

Ein Oberneulander Start-up entwickelt Dünger für Aquarien und Aquascapes und Fachgeschäfte in ganz Deutschland verkaufen die Greenscaping-Produkte von Johannes Behrens.

Selbstständig gemacht hat sich Johannes Behrens aus Oberneuland schon mit 19 Jahren. Das war 2019 – einige Monate, bevor er sein Abitur am Gymnasium Horn gemacht hat. In nur zwei Jahren ist sein Start-up Greenscaping so stark gewachsen, dass es heute zum Vollzeitjob für den 21-Jährigen geworden ist.
Behrens entwickelt Dünger für Wasserpflanzen in Aquarien und Aquascapes. Seine Produkte werden in Fachgeschäften in ganz Deutschland verkauft.
„Ich hatte nie das Ziel, davon leben zu können“, sagt Behrens. Alles habe sich durch sein Hobby entwickelt, das Aquascaping. „Aquascaping ist eine Technik aus der Aquaristik, die seit ungefähr zehn bis fünfzehn Jahren populär ist“, erklärt Behrens. „Hier liegt der Fokus darauf, mit Pflanzen unter Wasser Landschaften zu bauen. Dabei geht es hauptsächlich um die Optik, darum, dass alles schön aussieht“, sagt Behrens. Schon als Zehnjähriger hat er sich dafür begeistert.
Mit dem Kanal Greenscaping Aquascaping ging er als Jugendlicher auf der Internet-Plattform YouTube online und wurde so in der Szene bekannt. „Ich habe in den Videos erwähnt, dass ich mit den Düngern, die es gibt, nicht zufrieden bin und mir meine deshalb selbst mische“, sagt er. „Bring’ diese Dünger doch auf den Markt“, kommentierten seine Fans. Denn auch ihnen gefielen die herkömmlichen Mischungen nicht. So entwickelte Johannes Behrens seine ersten sechs Dünger. Diese enthalten besonders hochwertige Nährsalze und Spurenelemente, sind hochkonzentriert und stabil. „Stabil bedeutet, dass man die Dünger untereinander kombinieren kann“, erklärt Behrens.
Unter diesen ersten sechs Produkten ist der Eisendünger das bekannteste. „Man braucht nicht alles“, sagt er. „Die anderen fünf sind Spezialdünger. Vieles hängt auch davon ab, ob man Fische hat oder nicht“, erklärt er. „Eisendünger aber braucht man immer. Das ist ein Allrounder. Der gibt den Pflanzen alle Nährstoffe, die sie brauchen. Dünger ist das Lebenselixier für die Pflanzen. Einer der wichtigsten Nährstoffe ist CO2. Ohne CO2 gehen die meisten Pflanzen schnell ein.“
Bioleistungskurs? „Nein“, sagt er. „Chemie. Das war für mich die Basis, auf die ich aufbauen konnte.“ Sein Lehrer habe ihm auch nach dem Abitur bei fachlichen Fragen noch weitergeholfen. Als prägend beschreibt der Wasserpflanzenflüsterer auch das Treffen mit dem Inhaber vom Duisburger Zoo Zajac, dem größten Zoofachgeschäft der Welt. Zum Jahreswechsel 2019/2020 hatte der Duisburger den Bremer eingeladen, um mit ihm einige Videos für seinen YouTube-Kanal zu drehen. „Das hat mir natürlich viel Aufmerksamkeit gebracht, aber viel entscheidender war es, dass wir uns anfreundeten.“ Vor mehr als 45 Jahren hat der Duisburger genau im Alter des Bremers sein erstes Zoofachgeschäft gegründet. Durch die ähnliche Lebensgeschichte fühlte sich der Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen dem Norddeutschen so verbunden, dass er ihm viele wichtige Tipps für Branche und Unternehmertum gab. „Einen Freund mit einem solchen Erfahrungsschatz zu haben, war für mich einfach toll“, sagt Johannes Behrens.
Auch seine Familie und seine Freunde haben ihn unterstützt. „Von meinen Eltern habe ich alles angemietet, was möglich war: Ihren Carport, ihren Schuppen“, sagt Behrens lächelnd. Und auch bei Freunden lagert einiges aus dem Greenscaping-Sortiment. Denn für Büro, Produktionsstätte und Lager ist in der eigenen Wohnung schon lange nicht mehr genug Platz. Und eine passende Immobilie hat Behrens noch nicht gefunden.
Zu den ersten sechs Produkten sind nach und nach immer mehr hinzugekommen – wie etwa Pflanzen, Bodengrund aus Vulkangestein und Düngetabletten speziell für die Wasserpflanzenwurzeln. Im Sommer bringt Behrens den Greenscaping-Nährboden auf den Markt. „Das ist die Erde fürs Aquarium. Darüber kommen dann Sand oder Kies“, erklärt er.
Als Johannes Behrens Greenscaping gründete, arbeitete er zunächst mit einem Pflanzenbiotechnologie-Labor aus der Nähe von Hannover zusammen. „Vor zwei Jahren fehlte mir noch das fachliche Know-how“, sagt er. Heute macht er alles selbst. Alle Produkte sind made in Oberneuland. Das Labor aus Niedersachsen habe ihm sogar dazu geraten. Denn so konnte er die Herstellungskosten senken und einen besseren Preis anbieten. Das war notwendig geworden, als die Nachfrage aus dem Einzelhandel stieg. Zu 30 Prozent verkauft der junge Oberneulander seine Produkte heute über den eigenen Webshop, zu 70 Prozent über Fachgeschäfte in ganz Deutschland. In Bremen sind seine Produkte zum Beispiel beim Zoofachhändler Zoowieso am Weserpark zu haben. „Erst war es natürlich schwierig, in den Handel reinzukommen. Doch je mehr Produkte ich hatte, desto einfacher wurde es.“ Werbung macht er über Social Media. Oft werden seine Produkte in der Aquascaping-Szene auch weiterempfohlen.
Nach dem Abitur nahm Behrens zunächst ein duales Studium beim Finanzamt auf. Sechs Monate später hörte er damit auf, weil ihm hier die Praxis fehlte. Gleichzeitig entwickelte sich Greenscaping so gut, dass er auch immer weniger Zeit für etwas anderes hatte. Gerne würde er ein Studium in Richtung BWL wieder aufnehmen. Zeitlich ist das momentan aber nicht machbar. „Dann bräuchte ich schon einen Angestellten“, sagt er lächelnd. Und ist das Aquascaping immer noch Lieblingshobby? „Ja, eigentlich schon. Das würde ich gerne wieder öfter machen. Aber auch dazu fehlt mir die Zeit.“

Text: Claudia Kuzaj, Fotos: Johannes Behrens / Greenscaping