Oberneulander Spargel auf dem Tisch

Das begehrte Frühlingsgemüse von Hof Kaemena ist da!

Die frühlingshafte Witterung machte es in diesem Jahr möglich, schon frühzeitig frischen Oberneulander Spargel auf den Tisch zu bringen. Bis Mitte Juni kann man das delikate Edelgemüse nun wieder genießen.

Mitte März begann Bremens einziger Spargelbauer Hajo Kaemena die ersten Spargelstangen zu stechen. „Wir haben noch nie so früh angefangen, Spargel zu stechen“, resümierte der Oberneulander Landwirt. Mitte März erreichte die Temperatur an der Wurzel in 40 Zentimeter Tiefe bereits 15 Grad Celsius und das Spargelwachstum kam gut in Gang. Denn bei Temperaturen von 12,5 Grad Celsius im Wurzelbereich beginnt das begehrte Frühlingsgemüse zu wachsen und steckt seine Köpfe durch das Erdreich. Als es noch keine digitalen Temperaturmessungen im Spargeldamm gab, orientierten sich Spargelbauern am zarten grünen Flaum der gerade ausgetriebenen Eichen. Dann hieß es: „Der Spargel treibt aus.“ Heute ist es das digitale im Spargeldamm integrierte Thermometer, das über die Temperaturverhältnisse im Boden informiert.
Der auf die ersten warmen Tage folgende Kälteeinbruch in den allerletzten Märztagen bremste das Wachstum des weißen Edelgemüses wieder. „Das ist halt Natur“, sagt Hajo Kaemena, Mitglied der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Niedersachsen. Mit einer Bodenheizung könnte der Landwirt zwar früher als die Konkurrenz mit seinem Spargel auf den Markt kommen, müsste aber den Spargelstich auch früher beenden. Denn um die Spargelpflanze nicht zu schwächen und den Ernteertrag im Folgejahr nicht zu verringern, wird nur insgesamt neun Wochen lang gestochen. Nach der alten Bauernregel „Kirschen rot, Spargel tot“ ist am 24. Juni Ende der Spargelzeit, sodass sich die Pflanzen bis zur nächsten Saison erholen können.
Nur drei bis vier Wochen lang wird in dieser Saison die Anlage, auf der Kaemena vor zwei Jahren junge Spargelpflanzen setzte, beerntet. „Richtige Erträge bringt es erst später“, so Hajo Kaemena. Acht bis zehn Jahre lang sind die Erträge gut, dann werden die Stangen zusehends dünner. Da Spargel ein sensibles Gewächs ist, pflanzt der Oberneulander Landwirt nach zehn Jahren Spargelanbau Roggen und Erdbeeren. Grund hierfür ist, dass sich an den alten, noch im Boden vorhandenen, mit Wasser und Zucker gefüllten Speicherwurzeln des Spargels Pilze bilden. Große erwachsene Pflanzen können damit umgehen, Jungpflanzen leiden unter dem Pilzbefall und bringen weniger Ertrag. Aus diesem Grund ebnete Hajo Kaemena im vergangenen Jahr die Spargeldämme einer zehn Jahre alten Anlage ein. An dieser Stelle wachsen nun Erdbeeren.
Die Installation einer Feldheizung, um einer der Ersten zu sein, die mit dem Frühlingsgemüse auf den Markt kommen, kommt für Hajo Kaemena aus ökologischen Erwägungen nicht infrage. „Alles hat seine Zeit“, so seine Meinung zu dem Saisongemüse. Dem Wunsch nach frühem Spargel beugt sich der Landwirt nur insofern, als er seine 186 Spargeldämme mit Folien abdeckt und so ein wärmeres Klima an der Spargelwurzel schafft. „Folie verwenden wir aber nicht wirklich gerne“, betont er, „können uns aber nicht erlauben, darauf zu verzichten.“
Hajo Kaemena pflanzt auf seinen 4,5 Hektar Fläche eine frühe und eine späte Sorte sowie Grünspargel an. Per Zufall wurde der weiße Spargel entdeckt. Die zum Schutz gegen Tierfraß über den Spargel gestülpten Tonhauben reduzierten die Chlorophyllbildung – und es entwickelte sich weißer statt grüner Spargel. Grüner Spargel, klärte Bea Kaemena auf, wird nicht wie weißer Spargel gestochen, sondern oberirdisch mit einem Messer geschnitten. Geerntet wird in beiden Fällen der Spross der Spargelpflanze. In Deutschland erfreut sich Bleichspargel, der eine sehr viel aufwen-digere Sortierung erfährt, größerer Beliebtheit als Grünspargel.
Anfang April war es so weit. Der Verkauf des ersten heimischen Frühlingsgemüses, das zu 95 Prozent aus Wasser besteht, reich an Mineralstoffen und Vitaminen ist und mit 18 kcal pro 100 Gramm kaum Kalorien aber einen hohen Sättigungswert hat, begann. An vier Ständen verkauft Hof Kaemena in diesem Jahr Spargel und Erdbeeren: bei Schlachter Becker an der Oberneulander Heerstraße und an der Schwachhauser Heerstraße/Ecke Metzer Straße, außerdem in Borgfeld bei Heike Klattes Milchmanufaktur und bei Edeka Maaß (hier findet auch sonntags und an allen Feiertagen von 8.00 bis 12.30 Uhr der Verkauf statt). Gesucht werden für die Stände noch freundliche Verkäuferinnen.
„Dann sind wir mitten in der Hochsaison und rotieren“, berichteten Bea und Hajo Kaemena lachend. Trotz alledem freuten sie sich über die Anfrage des NDR, Ende Mai auf ihrem Hof in Oberneuland eine Folge der vierteiligen Serie „Wie lecker ist das denn?! – So kocht der Norden“ zu drehen. Fünf Tage lang begleitet das Filmteam Bea und Hajo bei ihrer Arbeit auf dem Hof, guckt ihnen bei den Vorbereitungen für das Menü über die Schulter und berichtet über den Besuch der Landwirte, für die Bea Kaemena, unterstützt von Carolina Lucht, ein regionales Genussmenü kocht. Ausgestrahlt wird die Sendung am 27. Juli um 21 Uhr. Die Rezepte von Beas Menü werden passend zur neuen Spargelsaison 2023, wenn der junge Spargel wieder aus der Erde guckt, verraten.
Das von Hof Kaemena und Karolina Lucht entwickelte Spargelevent „Vom Feld auf den Tisch“ muss in diesem Jahr hintenangestellt werden. Ob die traditionelle Feldführung stattfindet, steht noch in den Sternen. „Wir machen es von der aktuellen Situation abhängig“, sagte Hajo Kaemena.
Aktuelle Änderungen sind auf Facebook zu lesen. Auf www.hof-kaemena.de sind alle Standorte der Kaemena-Verkaufsstände zu finden.

Verkaufsstände

Vor der Fleischerei Becker,
Oberneulander Heerstraße 39
Mo – Fr: 8.00 – 18.00 Uhr
Sa: 7.00 – 18.00 Uhr

Vor dem EDEKA – Markt der Familie Maaß,
Rockwinkeler Heerstraße 32
Mo – Sa: 8.00 – 18.00
So und an allen Feiertagen: 8.00 – 12.30 Uhr

Auf dem Hof der Borgfelder Milchmanufaktur
Borgfelder Landstraße 4
Mo – Fr: 8.00 – 18.00 Uhr
Sa: 8.00 – 13.00 Uhr
So und an allen Feiertagen: 8.00 – 12.30 Uhr

Vor der Bäckerei Otten (ehemals Groth’s Backstube),
Schwachhauser Heerstraße 97 / Ecke Metzer Straße
Mo – Fr: 8.00 – 18.00 Uhr
Sa: 8.00 – 13.00 Uhr
Aktuelle Infos: www.hof-kaemena.de

Text: Sabine von der Decken, Foto: Sabine von der Decken