Almauftrieb im Bürgerpark

Oberneulander Kühe in der Stadt

Streng genommen ist eine Alm eine Bergwiese, auf der in Bayern den Sommer über die Kühe weiden. Nun hat unser Bürgerpark zwar keinen Berg, aber eine ebenso große Wiese, und die wird von Bremer Landwirten gern genutzt.

Zum dritten Mal ist es Jürgen Drewes aus Oberneuland, der am letzten Apriltag fünf seiner Kühe in die große Freiheit entließ. Mit zwei Treckern und deren Anhängern kamen Jürgen und sein Bruder Klaus, assistiert von Tochter Catalina, auf der Wiese vor der Meierei an. „Seid jetzt mal ‘n bisschen vorsichtig“, wurden die neugierigen Zuschauer von der Presse ermahnt. Ein Gatter nach dem anderen wurde geöffnet. Kurz stutzten die Tiere, was nun los sei. Dann aber stürmten sie aus ihren Anhängern und rannten im Galopp einmal ganz um die Weide herum. Überraschend, was die für ein Tempo vorlegen können. Da wurde auch mal gesprungen, sogar mit den Hinterbeinen ausgeschlagen und ein wenig gerempelt. Im Stall, sagte Jürgen Drewes, können sie sich ja auch bewegen, aber das hier ist etwas ganz anderes und für einige der Tiere etwas ganz Neues. Irgendwie blieben sie doch halbwegs beieinander, kamen zwischendurch zum Ausgangspunkt zurück. Und rannten wieder los, wurden allmählich ruhiger. Sie wollten ihre neue Weide erst einmal kennenlernen.
Demnächst kommen einige Tiere hinzu. Die Kühe im Bürgerpark werden nicht gemolken. Entweder sind es Färsen, geschlechtsreife Tiere, die noch kein Kalb geboren haben oder es sind Kühe, die trockenstehen, denn bis zu zwei Monaten vor der Geburt eines Kalbes produziert eine Kuh keine Milch. Allesamt aber sind sie trächtig. Zwischen 38 und 44 Wochen dauert die Trächtigkeit einer Kuh. Jürgen Drewes und die Tierpfleger des Bürgerparks beobachten die Kühe regelmäßig, besonders in der Zeit, wenn die Geburt bald bevorsteht. Dann werden sie gegen andere ausgetauscht. Im Herbst kommen alle wieder zurück in den warmen Stall.
Der Bürgerpark, die grüne Oase Bremens, ist ein beliebtes Ziel für Erholungspausen der Stadtmenschen, und nicht nur die
Kinder sollen bei dem Anblick der Tiere einmal an die Landwirtschaft denken. Zudem ist das Beweiden ein Gewinn für den Bürgerpark selbst. Auf das Rasenmähen kann verzichtet werden.

Text und Foto: Eberhard Matzke