Mit den Klassikern durch Oberneuland

Oberneulander Oldtimerfest

Ein Frühlingstag wie im Bilderbuch. Etwas anderes käme auch gar nicht infrage, wenn in Oberneuland das Oldtimerfest ansteht. Möchte man meinen. Jedenfalls war es so am 8. Mai. Schon um 9 Uhr fuhren die ersten betagten, aber liebevoll gepflegten Fahrzeuge auf die Festwiese. Und es wurden immer mehr. 120 hatten sich angemeldet. Das sollte reichen, waren sich Marco Trey und Tanja Sörensen mit ihrem Team einig, mehr hätte den Rahmen der Veranstaltung überfordert.
Viele Oldtimer-Besitzer, die auf der Warteliste standen, fuhren dennoch mit ihrem Fahrzeug vor und waren als Gäste willkommen. Es mögen insgesamt an die 200 Oldies gewesen sein, die sich bestaunen und bewundern ließen. Ein Erlebnisbericht.

Ich war mit Shorty verabredet. Shorty aus Achim fährt eine Ente – also den berühmten Citroën 2CV – aus dem Jahr 1960. Gleich wurde gefachsimpelt: „Schau, die alte Wellblech-Ente mit den Selbstmörder-Türen (weil die nach vorne aufgehen).“ „Ich hatte einen Fiat-Topolino – aber die Ente ist doch das bessere Auto.“ Dann kam Helene vorbei. Sie fährt mit ihrem Mann eine Kasten-Ente, und Dagmar nahm für eine Weile auf dem Beifahrersitz Platz. Man kennt sich natürlich von vielen Treffen und ist per Du. Ich durfte als Beifahrer mitfahren.
Welch ein minimalistischer Komfort. Aber gemütlich ist es allemal, wenn man bescheiden ist.
Nach der Begrüßung durch Tanja und Marco und der kurzen Ansprache von Ortsamtsleiter Matthias Koock kamen die Teilnehmer allmählich in die Gänge. Die mit den geraden Startnummern wurden gleich auf die Strecke geschickt, die mit den ungeraden mussten zunächst auf den Geschicklichkeitsparcours. Shorty hatte die Nummer 19 und reihte sich ein. Plötzlich wollten alle los, und nun galt es zunächst zu warten. Im Gegensatz zu den langen schweren Fahrzeugen hatte er kaum Schwierigkeiten. Danach aber endlich an den Start zur Rallye durch Oberneuland. Jedes Fahrzeug wurde über Lautsprecher angesagt. Und plötzlich versagte die Ente ihren Dienst – abgewürgt. Choke ziehen, Gas geben – beim dritten Mal klappte es. Das kommt davon, wenn man so langsam ranfahren muss! So, und nun galt es mithilfe des Roadbooks auf der Strecke zu bleiben, dabei unterwegs die Schilder mit den Ziffern zu finden und einzutragen und an verschiedenen Stationen einen Stempel abzuholen. An der ersten fuhren wir glatt vorbei (warum winken die?). Das war Im Holze. Shorty wendete und fuhr zurück. Die Streckenführung war raffiniert durchdacht.
Immer wieder mal kamen uns Oldies entgegen. Hatten die sich verfahren oder wir? Nein, wir waren richtig unterwegs. Plötzlich fand man sich im Nedderland wieder, schließlich an der Tobias-Schule. Hier galt es, sich im Bogenschießen zu bewähren. Bald darauf war man Am Hodenberger Deich bei Haltermann. Hier die nächste Aufgabe. Karen und Lüder hatten eine Ration Futter für eine Kuh ausgebreitet. Schätzfrage: Wie viel Kilo frisst eine Kuh am Tag? Shorty meinte, 100 Kilo (es sind 53 Kilo). Eine Weile später: „Shorty, wir müssen links in die Rickmersstraße rein!“ „Aber da vorn winken uns doch welche zu sich.“ Er musste da hin. Tatsächlich saßen dort fröhlich lachende Menschen, die uns nur veräppelt haben. Also zurück. Wie schön, dass die Zeit auf der Rallye keine Rolle spielt. Danach in der Mühlenfeldstraße bei der Freiwilligen Feuerwehr mussten wir die Bedeutung von Gefahrenzeichen wissen oder erraten. Fünf von sechs Punkten, na ja. Fünf Minuten danach wieder eine Schätzfrage: Wie viele unterschiedliche Bioprodukte kann man bei Edeka-Maaß kaufen? Hm, es war Sonntag und der Markt war geschlossen. Aber durch das Café konnte ich hinein in die Bio-Abteilung. Mal gezählt: 15 Artikel in einer Reihe mal 10 Reihen sind 150 in einem Regal, bei geschätzten 20 Regalen macht das rund 3.000 Artikel (tatsächlich sind es 4.200!). Wir wähnten uns schon am Ziel, doch die Tour ging noch mal an der Kirche vorbei nach links bis hinter Herman‘ Post, über die Apfelallee schließlich in den Rilkeweg. Hier bei den Pfadfindern Götz von Berlichingen war die letzte Aufgabe zu lösen. Ein Memory. Gemeinsam bekamen wir alle zehn Motive zusammen. Zwölf Minuten später waren wir endlich wieder auf der Festwiese. Jetzt hatten wir uns ein Bier und einen Happen zu essen verdient. Mittlerweile war der Platz voller Menschen, die Oberneulander Gastronomie in ihren Zelten hatte alle Hände voll zu tun.
Das Fest war großartig organisiert. Immer und überall, auch unterwegs, trafen wir auf junge Leute mit der Aufschrift „Team“ auf dem Shirt. Kaum zu glauben, dass es nur 27 von ihnen waren, die Marco und Tanja auf diese Weise unterstützt haben. Die Erlöse aus dem Fest gehen wieder an gemeinnützige Einrichtungen. Dieses Mal sind es Schattenriss e.V. und Bremer Jungenbüro e.V.
„Wir sind nicht ganz unzufrieden“, meinte Marco zu Beginn ganz bescheiden, aber mit einem Augenzwinkern. Totales Understatement. Tanja Sörensen und er können stolz sein auf das, was sie auf die Beine gestellt haben. „Das sind wir auch“, bekannte sich Marco Trey am Ende dazu.

Text: Eberhard Matzke, Foto: Uwe Wagschal