Vorgärten: Wer wohnt denn da?

Der Vorgarten trägt – ganz unabhängig von seiner Größe – maßgeblich zum ersten Eindruck einer Immobilie und letztendlich auch ihrer Bewohner bei. Ein Plädoyer für mehr Gestaltung vor dem Haus.

Nach aufreibenden Monaten ist es endlich so weit: Neueigenheimbesitzer präsentieren ihr mit viel Herzblut, Nerven und Geld bezahltes Domizil stolz dem neugierigen Freundeskreis. Viel gibt es zu erzählen über all die Gedanken, die man sich zu jedem noch so kleinen Detail gemacht hat. Schließlich soll das Eigenheim ja widerspiegeln, wer man ist und wie man so tickt – und das am besten schon von außen. Oft wird dabei allerdings vergessen: Das Haus wirkt nicht allein, vielmehr steht es auf einem Grundstück, das sich idealerweise als passgenauer Rahmen um die Immobilie und ihre Bewohner schmiegen soll. Entsprechend groß ist die Bedeutung vor allem eines Vorgartens für den ersten Eindruck.
„Vorgärten sind im wahrsten Sinne des Wortes die Visitenkarte eines Hauses“, betont dann auch Andreas Leucht, Gartengestalter aus Stuhr. Er wundert sich oft beim Blick in viele Vorgärten: „Ich sehe mehr und mehr Kies- und Splittflächen und immer weniger Pflanzen. Vögel und Insekten kann man so nicht in den Garten locken.“ Der Wunsch nach Pflegeleichtigkeit ist es seiner Meinung nach, der diese unbelebten Areale entstehen lässt. „Doch das ist ein Trugschluss“, stellt er klar: „In Kiesflächen lagert sich Laub und anderes organisches Material ab, das man da auch nur ganz schwer wieder herausbekommt“, schildert Leucht. „Außerdem sind solche Flächen nicht nur für Tiere lebensfeindlich, auch dem Menschen tun sie nicht gut. Eine Kiesfläche heizt sich im Sommer ungleich mehr auf als ein Beet. Das ist nicht gut für das Mikroklima am Haus.“

Pflicht als Kür
Aus Sicht des Gartengestalters ist der meist kleine Grundstücksteil vor dem Haus in der Gestaltung ebenso anspruchsvoll wie der Hausgarten und verdient dementsprechend Aufmerksamkeit, zumal hier auf engem Raum eine Reihe von Pflichtaufgaben zu erfüllen ist. Der Weg zum Haus gehört ebenso zu den gesetzten Vorgartenelementen wie ein Platz für die Mülltonnen, meist auch eine Garagen-auffahrt und oft ein zweiter Stellplatz. „Trotzdem empfehle ich eigentlich immer, der Bepflanzung die Hauptrolle zu über-lassen“, erklärt Andreas Leucht, der bei jeder Vorgartengestaltung zunächst die Architektur des Hauses in Augenschein nimmt, „denn die ist maßgeblich für die Gestaltung“, so der Planer. „Selbst auf kleinstem Raum kann man eine Menge machen, und es gibt zu jedem Kundenwunsch und zu jeder Architektur die passende Pflanzenauswahl“, weiß er aus Erfahrung. Aber er betont auch, wie wichtig Fachkenntnis bei der Pflanzenauswahl ist: Zum einen sind Vorgärten oft nach Norden ausgerichtet, also schattig, zum anderen dürfen die eingesetzten Pflanzen auch nach ein paar Jahren die Proportionen nicht sprengen. „Es gibt heute so wunderbare kleinkronige oder als Spalier ausgeformte Bäume. Die sind ideal für einen Vorgarten“, erklärt der Experte und ergänzt: „Auch ein schönes Solitärgehölz mit einer effektvollen Beleuchtung ist eine Bereicherung für jeden Vor-garten.“ Das gilt im Übrigen nicht nur für den Eindruck, den Haus und Garten auf Passanten und Besucher machen, auch den Hausbewohnern selbst tut ein sorgfältig gestalteter Vorgarten nach Erfahrung von Andreas Leucht sehr gut: „Normalerweise sieht man seinen Vorgarten viel häufiger als den Wohngarten, nämlich jedes Mal, wenn man das Haus verlässt oder zurückkommt. Da ist es doch schön, wenn sich einem dabei ein angenehmer Anblick bietet“, gibt er zu bedenken. „Und auch beim Blick durchs Fenster schaut doch wohl jeder lieber auf üppiges Grün als auf unbelebte, versiegelte, graue Flächen.“
Eine durchdachte Gestaltung kann eine Menge dazu beitragen, aus einem Vorgarten statt einer reinen Funktions- und Transitzone einen Ort mit Wohlfühlcharakter und sogar Verweiloption zu machen. So gestaltet Andreas Leucht den Bereich vor dem Haus gerne auch als Aufenthaltsraum: „Einen kleinen Sitzplatz zu integrieren, auf dem man die Abendsonne genießen kann, empfinde ich als eine enorme Bereicherung“, bringt er es auf den Punkt. Eine optische Abgrenzung der oft dominanten Einfahrt etwa durch eine niedrige Hecke trägt ebenfalls zur Steigerung der Wohnlichkeit bei.

Gesamtkonzept
Auch wenn die Bepflanzung aus Sicht der Fachleute in der Regel Priorität haben sollte, braucht es natürlich auch weitere Gestaltungselemente. Für deren Materialwahl gilt: „Generell empfehle ich, sich auf wenige, wertige Materialien zu konzentrieren, die natürlich auf Stil und Farbigkeit des Hauses abgestimmt sein müssen“, so der erfahrene Gestalter. Bei aller Betonung eines einheitlichen Stils plädiert er aber auch für eine persönliche Note im Vorgarten: „Es muss ja kein Gartenzwerg sein, aber ein Wasserspiel, ein kleines Kunstwerk oder auch ein tolles Pflanzgefäß werten jeden Vorgarten auf.“

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