20. Oberneulander Kürbiswette

Im Oberneulander Kürbishimmel

„Man informiert sich weltweit im Internet“, gab Bornhöft schon 2014 zu. Denn weltweit gibt es Kürbisverrückte und -begeisterte. Sie seien nicht die einzigen Kürbisverrückten, so der Begründer der Kürbiswette. Im Netz werden Erfahrungen und Geheimtipps ausgetauscht, wie die Verwendung der Anti-Baby-Pille im Gießwasser.
Kürbisse lieben es sonnig und haben gerne feuchte Füße. Acht Tage dauert es, bis aus einem Kürbiskern ein Keim gesprossen ist, weitere vier Monate, bis sich aus dem zarten Pflänzchen ein Riesenkürbis entwickelt hat. Reichlich zu gießen ist einer der Tricks, die die Kürbisfreunde aus ihrer Trickkiste holen, um solch gewaltige Früchte ernten zu können, wie sie am Samstag auf den Hof vor dem Gemeindehaus gebracht wurden. Mancher schwört augenzwinkernd auf Rehspeichel, andere wiederum wässerten mit Teichwasser, düngten mit Pferdemist oder Kuhdung und noch andere setzen auf das persönliche Gespräch mit dem Gemüse. Aber es ist nicht nur der gärtnerische Ehrgeiz, der so manchen Oberneulander zum Kürbiszüchter werden lässt, sondern auch die Freude und der Spaß an der Gemeinschaft. „Es macht mehr Spaß, die Kürbisse gemeinsam anzubauen“, sagten Dennis Stock und Engelbert Bornhöft.
Mit 286,5 Kilogramm brachte Dirk Müller 2018 den größten Kürbis aller Zeiten auf die Waage. Solch ein Ergebnis war in diesem Jahr nicht realisierbar. Denn dieses Mal wechselten die Kürbisfreunde von der besonders großen früchteproduzierenden Sorte „Atlantic Giant“ auf„Gelben Zentner“, dessen Kürbisse eine moderate Haushaltsgröße erreichen. Im Gegensatz zu den Vorjahren lagen daher die Wiegeergebnisse nur noch im zweistelligen Bereich. Der Sortenwechsel mache den Transport zur Wettkampfstätte einfacher, sagte der Sieger des Vorjahres Dennis Stock, und den Wettkampf spannender. „Es wird spannend diesmal“, verkündete auch Organisator und Mitbegründer der Kürbiswette Engelbert Bornhöft. 75 Teilnehmer, überwiegend aus Oberneuland stammend, starteten im Frühjahr mit je drei Kürbispflänzchen, 50 Prozent von ihnen auch mit einem Sonnenblumenkeimling, um damit am Wettkampf um die längste Blume teilzunehmen. Sonne hatten die Kürbisse in diesem Jahr reichlich, für den Wasserbedarf musste gesorgt werden. Die Gruppe der Organisatoren und Gründer um Engelbert Bornhöft hegten und pflegten ihre Kürbisse hinter dem Hochtiedshus auf dem Lür-Kropp-Hof. Hier wurde nur mit abgelagertem Pferdemist gedüngt und gewässert, berichtete Bornhöft, der 2009 mit einem mit Fischdünger gezogenen, aber nicht genießbaren Prachtexemplar Kürbiskönig wurde. „Manchmal ist weniger mehr“, sagte der Gewinner 2021 Dennis Stock, der seinem Kürbis keine Extragabe an Dünger zu-kommen ließ und trotzdem gewann.
Alexander Falz moderierte das Wiegen der großen Gelben. Gestartet wurde der „knallharte Wettkampf“ mit einem Wiegeergebnis von 24,6 Kilogramm. „Jeder ist ein Gewinner, der mitmacht“, motivierte Falz. Insgesamt, so ergab die Abschlussrechnung, wurden mehr als 1.000 Kilogramm Kürbis auf dem Vorplatz des Oberneulander Gemeindehauses abgeliefert.
Als um 18 Uhr die Kirchenglocken läuteten, war das Wiegen und Messen beendet und die Gewinner konnten ermittelt werden. Mit 4,51 Metern brachte Jens Rommel die längste Sonnenblume zum Gemeindehaus, die größte Blüte hatte Jürgen Drewes‘ Blume. Den Preis für die schönste Sonnenblume erhielt die Osterholzer Gruppe Wendt & friends.
Auch bei den Kürbissen gab es viele Bewertungskategorien. Als bester Newcomer bei der Kürbiskultivierung bewährte sich Susanne Howald, den hässlichsten Kürbis brachte Catalina Drewes mit. Die schönste Präsentation stammte von Luise, die nicht nur einen kleinen, hübsch dekorierten Kürbis mitbrachte, sondern dazu auch noch eine selbst erdachte Geschichte vorlas. Der kleinste Kürbis stammte aus dem Garten von Anton. In der Gewichtsklasse belegte Catalina Drewes Platz 10 im Kürbisranking. Platz 8 und 9 gingen an Annika und Heiner Lindemann. Platz 7 belegte Willi Kretschmar, Platz 6 Susanne Howald. An fünfter Stelle lag das Prachtexemplar von Jürgen Drewes, gefolgt von Meike Gläsener auf Platz 4. Jörg Lindemann, der bereits zweimal Pokalsieger war, belegte mit seinem Gelben Zentner und 61,5 Kilogramm den dritten Platz. Annette Howald errang den zweiten Platz. Neuer Kürbiskönig 2022 wurde der Grasberger Volker Blendermann, dessen Kürbis 62,1 Kilogramm auf die Waage brachte. Nur Pferdemist und Brennnesseljauche ließ der Grasberger an sein Prachtstück. „Noch nie habe ich einen Kürbis so stiefmütterlich behandelt“, sagte er. Das bestätigte einmal mehr die Aussage des Vorjahressiegers Dennis Stock, dass weniger manchmal doch mehr sei.


Text und Foto: Sabine v.d. Decken