“So bunt war die Oberneulander Kirche noch nie”

Quiltgruppe der ev. Kirchengemeinde Oberneuland

Wer am 18. September den Gottesdienst der Oberneulander Kirchengemeinde besuchte, wurde von einer bunten Farbenpracht und großen Vielfalt wunderschöner Quilt-Arbeiten begrüßt.
Überall herrschte Staunen und Raunen, Fragen wie: „Wer hat das genäht?“ oder „Gibt es davon auch Postkarten?“, waren zu hören. Das Oberneuland Magazin berichtete in der Juli/August-Ausgabe über die Quiltgruppe der evangelischen Kirchengemeinde Oberneuland, welche mit einer Auswahl ihrer wunderbaren Werke zu Gast im Gottesdienst war. Die Be-sucher hatten die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen, um mehr über dieses Kunsthandwerk zu erfahren. So sind nicht immer Motive klar erkennbar und der Betrachter darf „sich auf die Reise in den Quilt begeben“, sagt Kirsten Kopmann.
Während die Sonne auf den bunten Herbstblättern spielt, Grün- und Blautöne Pfützen widerspiegeln, ahnt man fast das Rascheln des Laubes. Die wunderbare Farbharmonie beruht auf Kopmanns Grundlage. Ehemann Dieter erzählt, fast zehn Jahre habe es gedauert, bis dieser Quilt fertig war, und „zwischen-durch musste auch geklöppelt, gemalt und der Ehemann versorgt werden“. Ein Schmunzeln huscht über sein Gesicht, als er verrät, dass beim Quilten auch geschimpft wird, wenn mal etwas nicht genau passt, dabei weiß er: „Quilten ist ein Prozess.“ Dieser beginnt mit einer Idee, welche eine Rose sein kann. Ein Jahr Arbeit, ca. 200 – 300 Stunden nähen, 16 unterschiedliche Blöcke von 16 Näherinnen am Ende zu einem Quilt zusammengesetzt. Das kräftige Rot fällt besonders auf und lässt die einzelnen Rosen förmlich aufblühen.
„Am Anfang dieser Gemeinschaftsarbeit bekam jeder einen Stoff und die gleiche Schablone, um den Block mit Stoffen aus dem eigenen Fundus zu Hause zu vollenden“, sagt Nancy Gerdes. „Dieser Quilt wird nun der Gemeinde zur Verfügung gestellt, evtl. zum Versteigern oder Verkauf für einen guten Zweck.“ Auf der Suche nach einem Quilt seiner Frau stellt Hermann Gerdes fest, dass er manche Kunstwerke anders farbig und mit anderen Stoffen kennt. Und so plaudert er im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nähkästchen: „Wenn Nancy mich fragt, wie ich etwas finde, bin ich auch ehrlich, wenn es mir nicht gefällt. Das muss ich dann nur diplomatisch verpacken“, sagt er lachend. Auch Bärbl Vollertsen und Pastor Thomas Ziaja stehen lachend vor kleineren Quilt-Arbeiten; sie sind sich einig: Quilten ist ein erfüllendes Hobby, Leidenschaft und etwas Wahnsinn. Dennoch ist Vollertsen glücklich, dieses wahnsinnig großartige und ausfüllende Hobby zu haben. Anfänglich diente es zum Ausgleich in der Kindererziehung, heute ist es Bereicherung, dadurch interessante Menschen zu treffen, mit ihnen in den Austausch, nicht nur über Patchwork, zu treten.
Das Ehepaar Vollertsen verwirklicht gerade ein Gemeinschaftswerk mit dem Titel „Lavawelle“, wofür Frank die Grafik entworfen hat, nach welcher Bärbl näht. „Patchen und Fügetechnik haben viele Gemeinsamkeiten. Die mit Laser geschweißten Nähte müssen genau wie beim Nähen am Ende zusammenpassen“, erklärt Frank. Der Gruppenquilt der Weser-Quilter sollte nicht außer Acht gelassen werden. Jede der Quilterinnen hat ein Bremen-typisches Motiv entworfen, und selbst die Schifffahrtslinie von Nienburg nach Bremen ist erkennbar, da eine Näherin extra aus Nienburg nach Oberneuland kommt. Ob nun Wandbehang, Tagesdecke, Überwurf, Krabbeldecke oder Tischläufer, alles sind liebevoll genähte Kunstwerke, welche individuell zu nutzen sind.
Und warum nicht die Idee in die Tat umsetzen, farbenfrohe Postkarten zu gestalten, um sie für einen guten Zweck zu verkaufen? Die wunderbaren Kunstwerke, welche zur Ausstellung die Balustraden der Oberneulander Kirche schmückten, werden bald nicht mehr dort zu sehen sein. Doch dürfen sie sich weiterhin an den einzigartigen, dem Kirchenjahr angepassten Antependien erfreuen.

Text und Foto: Susanne Wokurka