Nicht hübsch genug?

Hausärzteversorgung in Oberneuland

„Sie müssen sich hübsch machen“, so kommentiert der Abteilungsleiter Kommunikation der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen, Christoph Fox, den Wettbewerb um die Ansiedlung von Hausärzten oder auch Medizinern anderer Fachrichtungen in einem Stadtteil. Mit „hübsch machen“ meint er, welche attraktiven Praxisräume dem Mediziner geboten werden, ob eine ansprechende Wohnimmobilie verfügbar ist, ob für die Kinder Plätze in den Kitas oder Schulen zur Verfügung stehen oder ob für den Lebenspartner noch ein perfekter Job mitangeboten wird, um nur einige Beispiele aus dem breiten Wunschportfolio eines ausgebildeten Hausarztes zu nennen. In Oberneuland mit seinen etwa 13.000 Einwohnern gibt es gerade noch zwei Hausarztpraxen. Die eine liegt in der Mühlenfeldstraße und die andere ist eine Gemeinschaftspraxis mit mehreren Medizinern in der Oberneulander Heerstraße. Ansonsten müssen sich auch die Oberneulander von der Vorstellung des Hausarztes „um die Ecke“ verabschieden. „Dieses Modell gehört der Vergangenheit an“, erklärt Christoph Vox. Wer ein gesundheitliches Problem hat, ist inzwischen gezwungen, weite Wege auf sich zu nehmen, wenn er überhaupt noch eine Praxis findet, die neue Patienten aufnimmt. Als Gründe für diese Entwicklung nennt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bremens ein Versagen der Politik. Es gäbe schon lange nicht ausreichend Studienplätze und die wenigen Ärzte mit Abschluss suchten sich eben den besten Standort zur Niederlassung aus – eben dort, wo es am „hübschesten“ ist. Da die Bedarfsplanung für Bremen nicht auf Stadtteilebene stattfindet, sondern für zwei Kreise oder Planungsregionen geschieht – das eine ist Bremen, das andere Bremerhaven – muss der Patient nehmen, was er bekommt. Vor Kurzem erst hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in einer Fernsehsendung hervorgehoben, dass man etwa 5.000 zusätzliche Medizinstudienplätze brauche, was aber in der Hoheit der Länder liegt. Ein Studienplatz kostet etwa 200.000 Euro. Nach Aussage von Lauterbach sieht er ein großes Problem bei der medizinischen Versorgung der Babyboomer- Generation, wenn nicht jetzt gehandelt wird, da eine Ausbildung etwa zehn Jahre dauert. Natürlich können auch die lokalen Protagonisten bei dem passenden Angebot für Ärzte ihren Beitrag leisten, indem sie „hübsche“ Offerten generieren, um so ein Versorgungsdefizit möglichst auszugleichen oder zu verhindern. CB