Garten-Kunst

Mit allen Sinnen erleben

Seit der Antike kultivieren Menschen Gärten und machen die Natur durch ihren gestalterischen Willen zur künstlerischen Ausdrucksform. Die Einbettung von Plastiken und Skulpturen in Gärten ist eine Weiterführung dieser künstlerischen Ausdrucksmöglichkeit. „Kunst im Garten sollte immer eine enge Verbindung zwischen Natur, Mensch und Architektur eingehen“, ist der Garten- und Kunstexperte Andreas Leucht überzeugt.

Individuelle Einzelstücke
„Zunächst einmal gilt es, Kunst im Garten klar von Dekoration abzugrenzen“, so Leucht, der selbst leidenschaftlicher Kunstsammler ist. „Bei Kunst geht es immer um eine individuelle Lösung, um Unikate, die teilweise auch speziell für die Gartenbesitzer gefertigt werden und einen ästhetischen Anspruch erfüllen sollen.“ Daher sollten sich Gartenbesitzer zuerst die Frage stellen, was sie sich eigentlich wünschen: Soll es ein abstraktes, ein eher organisches oder bildhaftes Werk sein oder doch lieber ein Relief auf einer Mauer? Von Stein über Holz bis hin zu Bronze, Aluminium oder Edelstahl: Die Materialien, aus denen ein Kunstwerk für den Garten bestehen kann, sind vielfältig und sollten immer auf den vorgesehenen Standort bezogen sein. Regionaltypische Materialien fügen sich optimal in die Umgebung ein und sparen lange Transportwege. Wer Kunst für den Garten kauft, sollte sie keinesfalls einfach irgendwo aufstellen, sondern sie professionell in Szene setzen lassen. Professionelle Gartengestalter wissen, welcher Standort sich optimal eignet, wie sich Pflanzen rund ums Kunstwerk entwickeln, man mit ihnen eine Bühne oder Kulisse schaffen und gleichzeitig dafür sorgen kann, dass sie die Kunst hervorheben, statt in Konkurrenz zu ihr zu treten.

Veränderungen durch Wind und Wetter
Kunstwerke im Garten sind, anders als bei Kunst in Innenräumen, der Witterung ausgesetzt. Bei der Materialwahl ist deshalb zu beachten, dass sich die verschiedenen Stoffe unterschiedlich verhalten. „Während eine Patina zum Beispiel bei Sandsteinen und Holz nicht zu vermeiden ist, den Charakter der Skulptur noch unterstreicht und damit Teil der Kunst selbst ist, kann eine Veränderung der Oberfläche von Marmor und Stahl unerwünscht sein“, gibt Andreas Leucht zu bedenken. Besonders bei Objekten aus Holz sollte direkter Bodenkontakt vermieden werden. Grundsätzlich gilt: Glatte Oberflächen wie polierte Steine sind weniger anfällig für Witterungsbedingungen als offenporige Flächen. Bei einem Kunstwerk aus Kunststoff hingegen muss man damit rechnen, dass sich, falls es sich um ein farbiges Werk handelt, die Farben durch die UV-Strahlung verändern.

Am rechten Fleck
Ob in einen bereits bestehenden Garten oder bei der Neuanlage: Grundsätzlich kann ein Kunstwerk jeden Garten bereichern – übrigens auch unabhängig von der Gartengröße. Bei der Platzierung von Skulpturen spielt allerdings sowohl die Größe der Skulptur als auch die des Gartens eine entscheidende Rolle. „Die Proportionen müssen zur Größe und zum Stil des Gartens passen“, so der Fachmann. Während raumgreifende Objekte sich eher für große Gärten eignen und dort auch aus der Entfernung wirken, können kleine Werke in jedem Garten einen Platz finden. Reliefarbeiten als bildhafte Darstellungen an Wänden und Mauern sind besonders in Gärten mit weniger Quadratmetern beliebt. Es gibt zum einen die Möglichkeit, ein Werk prominent, beispielsweise auf einer Terrasse oder Rasenfläche zu platzieren. Zum anderen kann es auch versteckt und begleitend in einem Gartenzimmer positioniert werden. „Ein leuchtendes Staudenbeet oder ein eher ruhiger Hintergrund wie eine Hecke können die Kulisse für das Kunstwerk bilden, setzen es in Szene und schenken ihm zusätzliche Präsenz“, erläutert Leucht. „Ein modernes Exponat kann in einem verwunschenen Garten spannend wirken und umgekehrt.“ Die Platzierung eines Objektes erfordert zudem eine sensible Kenntnis der Räumlichkeit mit Licht- und Schattenbildung, die der jeweiligen Skulptur abhängig von der Tageszeit immer wieder neue Ausdrucksformen verleiht.

Perfekt in Szene gesetzt
Damit ein Kunstwerk auch bei Dunkelheit wirkt, ist eine professionelle Beleuchtung unerlässlich. „Hierbei geht es darum, Nuancen von Form, Struktur und Oberfläche sensibel herauszuarbeiten, ohne das Werk mit Licht zu überladen“, erklärt der Experte Andreas Leucht. Das Zauberwort lautet hier: indirekte Beleuchtung. „Weniger ist oft mehr“ ist das Credo des Gartengestalters. „Eine sensibel ausgeleuchtete Situation schafft zudem einen spannenden Schattenwurf, der das Werk zusätzlich in Szene setzt.” Doch nicht nur das Kunstwerk selbst, sondern auch der Blick des Betrachters sollte entsprechend inszeniert und auf das Kunstwerk gelenkt werden. Hierbei spielen Sichtachsen eine entscheidende Rolle. „Optimal ist es, wenn verschiedene Sichtachsen den Blick auf das Objekt lenken“, weiß der Experte. „Hierfür eignen sich zum Beispiel Pflanzungen wie Hecken, Torbäume oder aber Wege als Sichtführung.“ Optimal positioniert, wirkt das Kunstwerk auch beim Blick aus dem Fenster, lässt Innen- und Außenbereich fließend ineinander übergehen und sorgt für Emotion und Spannung, auch wenn man sich nicht im Garten aufhält.
„Wenn wir Gärten für unsere Kunden planen, egal ob Neu- oder Umgestaltung, ist immer auch ein möglicher Ort für Kunst vorgesehen“, sagt Andreas Leucht.
Handverlesene Kunstobjekte werten einen Garten optisch auf, und wer beim Kunstkauf auf gestalterische Qualität achtet, darf durchaus auf eine Wertsteigerung des Objekts und damit auch des Gartens spekulieren. „Letztlich ist vor allem wichtig, dass das Werk dem Besitzer gefällt und diesem über viele Jahre Freude bereitet”, betont der Fachmann.