Premiere im Blockland

Zum ersten Mal öffentlicher Weideaustrieb m Bremer Blockland

Erstmalig fand in Bremen der Start der diesjährigen Weidesaison unter den Augen der Öffentlichkeit statt. Mehr als 1.000 Besucher verfolgten den von der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (SKUMS), Dr. Maike Schaefer, und der Landwirtschaftskammer Bremen veranstalteten Weideaustrieb am Blocklander Deich auf dem zertifizierten Bioland-Betrieb von Ingo Meyer.

Die Besucher nutzten die Chance, um sich über Milchviehhaltung, Tierwohl, Tiergesundheit, Biodiversität und Klima- und Naturschutz zu informieren. Dieser Tag war mehr, als nur das Tor zur Wiese zu öffnen, denn im Rahmen der Veranstaltung zeigten örtliche Molkereien ihre Produkte und Landfrauenverein Bremen, Stiftung NordWest Natur, Bremer Landwirtschaftskammer und Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen informierten über landwirtschaftliche Themenkreise.
Der erste öffentliche Weideaustrieb stellte ein generelles Bekenntnis zum Weidegang aller Weidebetriebe dar, egal, ob es sich dabei um konventionelle oder Bio-Haltung handelte. Ralf Hagens, Präsident der Landwirtschaftskammer Bremen, bezeichnete den öffentlichen Weideaustrieb als tolles Format, um der Bevölkerung Einblick in die Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Betriebs zu geben. Die Weideprämie sei der politische Anreiz für Betriebe, Weidewirtschaft entweder beizubehalten oder sich mit dem Thema auseinander zu setzen. In Bremen gibt es aktuell ca. 80 tierhaltende Betriebe mit 9.000 Rindern; 2022 wurde bereits einem Drittel die Weideprämie gewährt. „Das ist ein tolles Ergebnis nach dieser kurzen Zeit seit Einführung der Weideprämie.“
In einem symbolischen Akt öffnete Bremens Umweltsenatorin Dr. Maike Schaefer den Kühen die zwei Meter breite Tür in die grüne Weite der Blocklandwiesen. Und obwohl sie fünf Monate lang im Stall verbrachten, trabten die mehr als 90 Kühe vom Biohof Ingo Meyer in relativ gesittetem Tempo in Richtung Weide. Schaefer sprach zur Begrüßung von einem guten Tag für Landwirtschaft, Tierwohl, Tierschutz und Naturschutz. Die Politik honoriere den durch Weidehaltung entstehenden größeren Aufwand für die Landwirte in Form der 2020 eingeführten Weideprämie. Naturschutzflächen könnten ohne den Einsatz der Landwirte nicht bewirtschaftet werden, machte sie deutlich. Weideaustrieb sei immer ein ganz besonderer Tag, sagte Biolandwirt Ingo Meyer, der in vierter Generation den Hof im Bremer Blockland führt. Diese Veranstaltung aber sei wichtig, um dem Verbraucher die Urform der Rinderhaltung zu zeigen. „Die Kuh gehört, wenn Vegetation, Boden und Witterung es zulassen, nach draußen.“ 2010 stellte er seinen Betrieb auf Biobewirtschaftung um. Das habe er noch keinen Tag bereut. Damals stand nur Betriebsaufgabe oder Umstellung auf Bio zur Debatte. Unabhängig von der Weideprämie aber kamen Meyers Kühe wie die auch vieler Kollegen immer schon regelmäßig auf die Weiden.
Als ein wunderbares Format, das Vertreter aus Gesellschaft, Landwirtschaft sowie Umwelt- und Naturschutz durch das freudige Erlebnis zusammenführe und einen gemeinsamen Nenner finden lasse, bezeichnete Arno Krause die Idee des öffentlichen Weideaustriebs. Das Format stamme aus Schweden, in Niedersachsen praktiziert es das Grünlandzentrum bereits seit 2016 regelmäßig. „Weide ist Imagebringer“, fasste der Geschäftsführer des Grünlandzentrum Niedersachen/Bremen die von der Gesellschaft präferierte Haltungsform zusammen. Jede Kuh auf der Weide bedeute Werbung für die gesamte Branche der Landwirtschaft. Ziel der Veranstaltung sei es aber auch zu zeigen, dass Weidehaltung eine Komponente der Tierhaltung sei, ohne andere diskreditieren zu wollen. Krause machte deutlich, dass Kühe einen anderen Wohlfühlbereich als Menschen haben. Höhere Temperaturen ab 20 Grad Celsius erzeugen bei den Tieren eher Unbehagen als niedrige. Der öffentliche Weideaustrieb ermögliche es, vor Ort in den Stall hineingucken und die Situation der Landwirte im direkten Gespräch kennenlernen zu können nach der Devise „nicht übereinander, sondern miteinander reden“.

Text und Foto: Sabine von der Decken