Echt regionaler und saisonaler Geschmack aus Oberneuland

Erdbeeren von Hof Kaemena

Mit Fragaria Polka, F. Korona, F. Malwina, F. Allegro, F. Glorielle und F. Marika wachsen auf den Oberneulander Erdbeerfeldern keine Allerweltssorten, sondern Sorten, die so richtig nach Erdbeere schmecken. Geschmack ist und bleibt für Hajo Kaemena das wichtigste Kriterium.

Denn obwohl seine Erdbeeren weniger Ertrag bringen und sehr empfindlich sind, weicht er von seiner Sortenauswahl nicht ab. Auch gibt es Sorten, die mit der zunehmenden Trockenheit besser zurechtkommen. „Aber die schmecken nicht“, so Kaemenas lapidare Antwort.

Wann ist Erdbeerzeit?
Je nach Region und vor allem Witterung blühen Erdbeeren bei natürlichem Anbau von April bis Mai, sodass mit den ersten reifen Früchten in aller Regel im Mai zu rechnen ist. Erdbeerzeit ist von Mai bis Juli, manchmal bis in den August.

Natürlicher Anbau wie früher
Mehr als drei Kilogramm Erdbeeren verbrauchen die Deutschen pro Kopf im Jahr. Weil sie Erdbeeren aber nicht nur in der kurzen Frühsommersaison genießen möchten, werden normale Freilandkulturen immer weniger. Stattdessen reifen die roten Früchte in Folientunneln oder in Dammkulturen heran. Hajo Kaemena aber setzt seit mehr als 30 Jahren auf Freilandanbau und lässt der Natur ihren Lauf. Denn auf Hof Kaemena gibt es keinen Anbau unter Folientunneln in auf Torf angereichertem Substrat, das computergesteuert bewässert und gedüngt wird. Für Kaemena ist Freilandkultur eine ganz bewusste Entscheidung, auch wenn immer früher nach Oberneulander Erdbeeren gefragt wird. Bei einem echten Bekenntnis zu regionaler und saisonaler Ernährung ist das verfrühte Heranreifen von Erdbeeren unter Folientunneln ein „No-Go“.
Um am Markt aber wettbewerbsfähig bleiben zu können, schützen Vliese die empfindlichen Blüten vor Nachtfrösten. Für eine natürliche Bestäubung werden die Abdeckungen im Gegensatz zu geschlossenen Folientunneln, in die keine Insekten gelangen, geöffnet.

Fast Bio
Der Anbau von Erdbeeren ist aufwendig und die Erdbeere eine sehr anspruchsvolle Pflanze. Sie liebt es weder zu kalt noch zu nass, trotzdem brauchen die Früchte Regen und einen lockeren Boden. Alle pflanzenbaulichen Maßnahmen müssen daher mit viel Fingerspitzengefühl durchgeführt werden. So können Erdbeerstecher, Fruchtfäule und Läuse eine Ernte bedrohen. Vor der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln hofft Kaemena immer erst auf den Appetit vom Marienkäfer und setzt die pflanzliche Bodenverbesserung durch Sandhafer gegen einen Nematodenbefall ein. Vor Düngung seiner Felder ermittelt der Oberneulander Landwirt erst den aktuellen Nährstoffgehalt des Bodens und kontrolliert den Stand des Schädlingsbefalls. „Ich zähle sie und entscheide dann über die Maßnahmen“, beschreibt er das von ihm angewendete „integrierte Verfahren“. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln findet nur in der Blütezeit und nicht während der Fruchtreife statt, betont Hajo Kaemena. „Daher kann man sie auch ungewaschen essen.“
Seine Erdbeeren seien zwar nicht Bio-angebaut, aber nahe dran, betont er. Komplett kann er nicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmittel verzichten, da der Oberneulander Betrieb ausschließlich von den Sonderkulturen Spargel und Erdbeeren lebt.

So frisch
Pflückfrisch kommen die Erdbeeren ab morgens sieben Uhr zu den Verkaufsständen, denn die Oberneulander Sorten können nicht auf Vorrat gepflückt werden. „Wir pflücken die Erdbeeren an dem Tag, an dem sie verkauft werden“, berichtet Hajo Kaemena. An manchen Tagen beliefert der Oberneulander Landwirt bis zu zehn Mal jeden der Verkaufsstände mit frischen Erdbeeren vom Feld. Auf www.hof-kaemena.de sind alle Standorte der Kaemena-Verkaufsstände zu finden.
Der Geschmack der Erdbeeren steht nicht nur mit der Sorte in Verbindung. Ihre 900 Aromastoffe entwickeln sich am besten bei direkter Sonneneinstrahlung, Wind, Regen und der Bestäubung durch Wildbienen. Auch deshalb hat Hajo Kaemena im Rahmen seines „Blühpatenprojekts“ auf seinen landwirtschaftlichen Flächen Lebensraum für bedrohte Wildbienenarten geschaffen. „Wildbienen bestäuben noch intensiver als Honigbienen“, so die Feststellung des Wildbienenexperten Rolf Witt aus Edewecht. Laut einer Untersuchung der schwedischen Universität Lund weisen bienenbestäubte Erdbeeren weniger Verformungen auf, haben ein höheres Gewicht, eine intensivere rote Farbe und überzeugen durch eine bessere Qualität mit längerer Lagerfähigkeit und einem anderen Zucker-Säure-Verhältnis. Denn Bienen bringen Pollen aktiv auf die Blüte und verteilen diesen zusammen mit einem bereits vorhandenen Pollen, der durch den Wind herangetragen wurde oder auch von der gleichen Blüte stammt.
Der Zuckergehalt der roten Früchte liegt zudem umso höher, je größer der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht ist, erklärte der Oberneulander Landwirt. So wie die Erdbeerpflanzen im Takt der Natur wachsen, entwickelt sich auch jede einzelne Frucht sehr unterschiedlich. Aus diesem Grund schmeckt jede Erdbeere sehr individuell und kann mal sauer, mal süß, mal groß oder klein sein.

Echte Weicheier, aber voll mit süßem, aromatischem Geschmack
Mit Fragaria Polka, F. Korona, F. Malwina, F. Allegro, F. Glorielle und F. Marika wachsen auf den Oberneulander Erdbeerfeldern Sorten, die so richtig nach Erdbeere schmecken. Korona, die Mitte Juli reif ist, ist Hajo Kaemenas Lieblingssorte. Der Klimawandel macht sich aber auch auf den Oberneulander Erdbeerfeldern bemerkbar. Jedes Jahr treiben die Pflanzen eher aus. Trotzdem müsse immer mit Nachtfrösten, dem größten Risiko während der Blütezeit, gerechnet werden, so Kaemena. Daher geht er täglich mit dem Thermometer raus, um Frostschäden in der Blüte zu verhindern.
Als Flachwurzler benötigt die Erdbeere viel Wasser. Das stellte im vergangenen Sommer ein echtes Problem dar. Hajo Kaemena musste in der Zeit viel beregnen. Damit der Boden Feuchtigkeit besser speichern kann, arbeitet er Ölrettich zum Humusaufbau ein und streut vor dem Setzen der Erdbeerpflanzen Pferdemist von Oberneulander Pferdehöfen als Dünger und zur Erhöhung des Humusgehalts auf seine Felder.
Wegschmeißen und Verschwendung von Lebensmitteln ist nicht Hajo und Bea Kaemenas Sache. Im Sinne der Nachhaltigkeit gibt es daher an den Verkaufsständen täglich „Erdbeeren von gestern“ zu einem reduzierten Preis. Denn für die Oberneulander Erdbeerbauern sind nicht ganz makellose Früchte mit einer kleinen Stelle qualitativ nicht schlecht, sondern genauso lecker wie die anderen roten Früchtchen.

Nachhaltigkeit
Im Zeichen der Nachhaltigkeit wechselte Hajo Kaemena bereits vor Jahren schon von Plastik- zu Pappschalen. Und das, obwohl die ungewachsten Pappverkaufsbehälter teurer sind. Auch bei Regenwetter schneiden sie während des Pflückens nicht gut ab. Aber auch das ist für Kaemena kein Grund, seine Strategie in Sachen Nachhaltigkeit zu verändern.

Zeit für Selbstpflücker
Die Zeit der Selbstpflücke beginnt witterungsbedingt voraussichtlich Ende Juni. Hajo Kaemena empfiehlt, sich beim Saisonmelder (www.hof- kaemena.de/newsletter/) anzumelden, um aktuelle Nachrichten darüber zu erhalten, wann die ersten Erdbeeren an den Verkaufsstand kommen oder über den Beginn der Selbstpflücke. „Dann ist man von Anfang an dabei“, sagt Hajo Kaemena. Mittlerweile nehmen mehr als 4.000 Leute dieses Angebot von Hof Kaemena gerne wahr. Des Weiteren bietet der Hof am 16. Juli um 15.30 Uhr eine Wildbienenführung an.

Text: Sabine von der Decken, Foto: Hajo Kaemena