So geht Pool heute

Wie ein Gartenprofi eine ressourcenschonende Schwimmgelegenheit konzipiert

Für viele Menschen ist es immer noch der Gartentraum schlechthin: den Stress des Alltags im eigenen Pool abwaschen, den Kindern beim Plantschen zuschauen und später mit einem gekühlten Getränk in der Hand und der Aussicht auf das urlaubsblaue Wasser entspannen. Doch darf man heutzutage angesichts von Wassermangel, Energiekrise, Artensterben und Klimawandel überhaupt noch darüber nachdenken, sich einen Pool in den Garten zu bauen? „Auf jeden Fall“, ist Torsten Koplin überzeugt, „nur nicht mehr so, wie man es früher gemacht hat.“ Der erfahrene Gartengestalter ist spezialisiert auf die Planung, Anlage und Pflege individueller privater Gärten, in denen sich nicht eben selten auch eine Badegelegenheit befindet.

Kleiner ist feiner
Vier mal zwölf Meter galten vielen seiner Kunden lange als ideale Abmessungen für einen Pool, und natürlich freuen sich Gartengestalter wie Torsten Koplin darüber, wenn Menschen bereit sind, in ein so großes Schwimmbecken zu investieren. Er sagt aber auch: „Eigentlich braucht niemand einen so großen privaten Pool. Drei mal sechs Meter reichen vollkommen.“ In vielen Kundengesprächen hat er festgestellt: „Die meisten Menschen wollen sich nur im Wasser abkühlen, und zum wirklich ambitionierten Schwimmen sind auch zwölf Meter zu wenig.“
Wer im eigenen Pool trainieren möchte, braucht eine Gegenstromanlage, und die lässt sich auch gut in einem kleineren Becken verbauen. Torsten Koplin hat sich viele Gedanken darüber gemacht, wie man einen Pool so konzipieren kann, dass er in die heutige Zeit passt und gleich eine ganze Reihe von Stellschrauben identifiziert, an denen sich dafür drehen lässt, ohne den Badespaß im Geringsten zu mindern. Eine davon ist die schon erwähnte Beckengröße. Denn natürlich senkt ein deutlich kleineres Becken sowohl den Wasser- als auch den Energiebedarf, und Wasser und Energie sind die beiden wichtigsten Faktoren für die Nachhaltigkeitsbilanz eines Pools.

Achtsam beim Wasser
Für die Befüllung eines kleineren Beckens ist weniger Wasser nötig, doch noch entscheidender für den Wasserverbrauch einer privaten Schwimmgelegenheit ist das Verfahren, mit dem das Wasser aufbereitet wird.
Beim klassischen Pool geschieht die Sicherung der Wasserqualität in den allermeisten Fällen über die Zugabe von Chlor, das die Vermehrung von Keimen und das Wachstum von Algen im Wasser verhindert. Torsten Koplin hingegen setzt auf eine biologische Wasseraufbereitung.
Dieses Verfahren sorgt dafür, dass deutlich weniger Wasser benötigt wird als für einen konventionellen Chlorpool, und das aus gleich mehreren Gründen: Zum einen muss – anders als bei einem Chlorpool – das Wasser nicht gewechselt werden. Zum anderen gehört zur Wartungsroutine eines klassischen Pools, dass dessen Filter je nach Nutzungsintensität etwa alle zwei Wochen rückgespült werden müssen. Abhängig von der Größe der Filteranlage benötigt dieser Vorgang mindestens 1.000 Liter Wasser. „Es gibt eine Faustregel: Ein konventioneller Pool benötigt pro Jahr für das Rückspülen noch einmal die gleiche Wassermenge wie für seine Befüllung“, erklärt der Fachmann. Auch bei einem Biopool ist das Rückspülen der Filter erforderlich, aber mit nur zwei bis drei Durchgängen pro Jahr deutlich seltener und mit weniger Wasser, und der wichtigste Unterschied: Das Rückspülwasser eines konventionellen Pools enthält Chlor und muss deshalb in die Kanalisation geleitet werden. Beim Biopool ist das Wasser hingegen frei von chemischen Zusätzen und kann auf dem Grundstück noch genutzt werden, etwa zum Bewässern des Gartens oder bei Immobilien mit einem Sekundärkreislauf auch für die Spülung der Toiletten.

Wasser sammeln, Wasser sparen
Damit das möglich wird, gehört zu Torsten Koplins Poolkonzept auch eine Zisterne. Mindestens 5.000 Liter sollte sie fassen. Ihr Einbau lässt sich im Zuge des Poolbaus ganz unkompliziert realisieren: „Der Bagger ist ja ohnehin auf dem Grundstück“, so der Gartengestalter. „Dann macht man das Loch einfach etwas größer.“ In die Zisterne leitet er dann sowohl das Wasser, das beim Rückspülen der Filter anfällt als auch das Überlaufwasser des Pools – und natürlich können auch Oberflächen- und Dachentwässerung die Zisterne speisen. So kommt mit dem Poolbau gleich noch ein Element in den Garten, das ganz grundsätzlich für Ressourcenschonung sorgt.

Energie sparen
Neben Wasser ist Energie die zweite Ressource, wegen deren Verbrauch Pools zu Recht unter kritischer Beobachtung stehen. Benötigt wird sie zum Betreiben der Pump- und Filtertechnik und vor allem zum Beheizen des Poolwassers. In Sachen Energie setzt Torsten Koplin bei seinem Konzept auf eine Luft-Wärmepumpe und Sonnenenergie. Letztere liefert via PV-Anlage nicht nur den Strom für die Wärmepumpe und die Pooltechnik, sondern kann das Poolwasser gleich auch aufheizen. Damit das gelingt, kommen bei Koplin Poolabdeckungen aus Solarlamellen zum Einsatz. Deren Oberseite ist transparent, die Unterseite schwarz. So fangen sie Sonnenwärme ein und geben sie an die Wasseroberfläche ab. „Rund 80 Prozent der Wärme eines Pools entweichen über die Wasseroberfläche. Um diesen Wärmeverlust zu minimieren – und natürlich aus Sicherheitsgründen – sollte man die Poolabdeckung ohnehin immer schließen, wenn man das Becken nicht nutzt“, erklärt der Experte. „Mit einer Poolabdeckung aus Solarlamellen wird das Wasser dann sogar wärmer.“
Auch der Wärmeverlust über die Seitenwände und den Boden des Pools lässt sich minimieren. Dazu ummantelt Torsten Koplin das Becken mit Mineralschaum-Beton. Das Material ist bei einer vergleichsweise geringen Dichte sehr stabil und hat durch viele Lufteinschlüsse optimale Dämmeigenschaften. Möglichst auf Beton verzichten möchte er hingegen beim Beckenbau: Da gibt er Fertigbecken aus Nachhaltigkeitsgründen den Vorzug vor mit Folie ausgekleideten Betonbecken.
Kritisch prüfen sollte man beim Poolbau auch, wie viel Strom die einzelnen Technikkomponenten benötigen. „Da gibt es große Unterschiede“, weiß der Gartenplaner aus Erfahrung. „Und auch Komponenten mit geringem Stromverbrauch können sehr leistungsfähig sein.“

Weniger Pool, mehr Platz für Artenvielfalt
Durch die geringeren Abmessungen des Pools reduziert sich der Flächenverbrauch im Garten. Wenn nicht mehr 48, sondern nur noch 18 Quadratmeter Garten- in Wasserfläche umgewandelt werden, ist das natürlich von Vorteil, auch wenn Torsten Koplin erklärt: „Meist war da, wo wir einen Pool hinbauen, nur akribisch kurz gehaltener Rasen, und der ist in Sachen Biodiversität sehr zu vernachlässigen.“ Gleichwohl ist ihm wichtig, einen Pool – egal wie groß er ist – nie isoliert, sondern immer als Teil einer Gesamtanlage zu denken. Am liebsten umgibt er ihn mit üppigem Grün in Gestalt vielfältig bepflanzter Beete. Für großzügige Pflanzflächen verzichtet er auch gerne auf Rasen. So ist der nachhaltige Pool gerade auch in kleinen Gärten sehr gut realisierbar, und auch das macht ihn so zeitgemäß, schließlich werden die Grundstücke nicht nur in den Ballungsräumen immer kleiner. Nimmt man nun alle Faktoren von Abmessungen bis Zisterne zusammen, sieht es so aus, als sei es möglich, auch 2024 noch mit gutem Gewissen in einen eigenen Pool investieren zu können.