So planen Gartenprofis

Kleine Tricks mit großer Wirkung

Wenn ein Profi einen Garten plant, überlässt er nichts dem Zufall. Ausbildung und Erfahrung haben ihn gelehrt, welchen Effekt es auf Gesamt- und Detailwirkung hat, wenn er dieses oder jenes Element in dieser oder jener Form an dieser oder jenen Stelle einsetzt. Hier plaudert ein Gartengestalter aus dem Nähkästchen und verrät kleine Planungstricks mit großer Wirkung.

Torsten Koplin aus Stuhr plant, baut und pflegt mit seinem Team private Gärten. Tagtäglich dreht sich bei ihm alles um die Frage, wie man ein Grundstück optimal in Szene setzt und es gleichzeitig zu einem individuell auf die Bedürfnisse seiner Besitzer zugeschnittenen Erlebnisraum macht. Dabei ist ein professionell durchkomponierter Garten immer eine Summe von aufeinander abgestimmten und miteinander harmonierenden Effekten. „Diese nimmt der Laie im Einzelnen oft gar nicht bewusst wahr, doch ihre Bedeutung für die Wirkung der Gesamtanlage ist kaum zu überschätzen“, erklärt der erfahrene Planer. „Augenfällig wird der Stellenwert solcher gestalterischen Kniffe besonders dann, wenn etwas schiefgeht. Dann merkt selbst der ungeübte Betrachter, dass hier etwas nicht stimmt – oder besser: nicht stimmig ist.“
Zwar gilt für den Experten immer und zuerst das Credo: „Eine gute Gartenplanung ist so individuell wie ihre Besitzer – und das Grundstück, das sie in einen Garten verwandeln soll.“ Doch bei aller Einzigartigkeit der jeweiligen Gartensituation gibt es gewisse Herangehensweisen, die immer und überall für die gleichen Effekte sorgen.

Unendliche Weiten
Optische Großzügigkeit zum Beispiel lässt sich dadurch erzielen, dass man einen Garten scheinbar grenzenlos in seine Umgebung übergehen lässt. „Das bietet sich vor allem für Grundstücke an, die möglichst uneinsehbar in der Natur liegen. Hier verzichte ich gern auf Zäune – zumindest auf deutlich sichtbare, damit Garten und Umgebung optisch zusammenrücken.“
Gerade bei großen Grundstücken konzipiert Torsten Koplin in Hausnähe gern eine aufwendige und detailreiche Gestaltung, und je weiter man sich vom Haus entfernt, desto mehr nähert er die Gartengestaltung dem Landschaftsbild an. Das gelingt zum Beispiel gut, wenn man einen Rasen in eine Blumenwiese übergehen lässt oder Richtung Grundstücksgrenze Gehölze pflanzt, die in der Umgebung ebenfalls vorkommen.

Raum für Abwechslung
Bei der Gartengestaltung geht es immer um die Schaffung von Räumen, von Gartenzimmern ist da gern die Rede. „Die braucht jeder Garten – egal ob klein oder groß, damit er nicht langweilig wirkt“, erklärt der Gartenprofi. Die Möglichkeiten, solche Räume zu kreieren, sind enorm vielfältig. Man kann wie im Innenbereich vorgehen und Wände errichten, wobei diese ebenso gemauert, aber auch als Hecke ausgeführt sein oder aus einer anderen Form von Sichtschutzelementen bestehen können. Auch durch die Verwendung unterschiedlicher Bodenbeläge lässt sich eine optische Gliederung des Grundstücks erzielen. „Wie diese Gartenzimmer dann ausgestaltet werden, ist immer Sache des individuellen Konzeptes und des Gartenstils“, so Koplin. „Hier können klar voneinander getrennte Funktionen wie Zier- und Nutzgarten, Spiel- und Sitzbereich oder auch die Gestaltung in unterschiedlichen Farben die Gliederung unterstreichen.“

Wasser
Ein ebenso beliebtes wie vielfältig einsetzbares Gestaltungselement für den Garten ist Wasser. Größere, spiegelnde Wasserflächen sorgen für optische Ruhe und Großzügigkeit. Ein Wasserbecken kann als verbindendes Element zwischen einzelnen Gartenteilen – auch auf unterschiedlichen Ebenen – dienen. Fließendes oder sprudelndes Wasser bringt Lebendigkeit in den Garten und kann auch als akustische Barriere dienen, weil damit störende Umgebungsgeräusche wie Verkehrslärm ausgeblendet werden können. Durch Verdunstung bringen Wasserflächen sogar eine leichte Kühlung mit sich. Hausnah angelegt, ist eine beleuchtete Wasserfläche auch im Winter ein Blickfang.

Perspektiven, Blickfänge und Sichtachsen
„Gartengestaltung ist immer darauf ausgerichtet, Blicke zu lenken – entweder auf besonders schöne Dinge oder auch von weniger ansehnlichen weg“, erklärt Torsten Koplin eine der Grundregeln hinter seinen Planungen. „Dies gelingt mit einem Zusammenspiel aus baulichen und gepflanzten Elementen, etwa, wenn ein gerader Weg von niedrigen Hecken gesäumt wird. Hier schweift der Blick automatisch entlang und am Ende befindet sich dann das Objekt, auf das die Blicke gelenkt werden sollten, etwa ein Kunstwerk oder ein schöner Solitär.“ Auch eine dichte Hecke oder eine Mauer sind ideale Präsentationsflächen für Hingucker.
Die Schmalseite eines rechteckigen Wasserbeckens bietet sich ebenfalls an, um etwas zu platzieren, das die Blicke auf sich lenken soll, weil hier die Linien in einem Fluchtpunkt zusammenlaufen. Reihungen, etwa von Spalierbäumen, verleihen optische Tiefe. Außerdem empfiehlt er, unterschiedliche Blickwinkel zu berücksichtigen: „Bei der Planung eines Gartens zählt immer auch der Blick durchs Fenster in den Garten, schließlich soll man von seinem Outdoor-Paradies auch dann den besten Eindruck haben, wenn man sich im Haus aufhält. Deshalb gilt: Dort, wo man sich drinnen häufig aufhält, sollte man auf ein schönes Gartenbild schauen – und zwar ganzjährig.“

Schutz und Schirm
Doch es geht nicht nur um das Lenken, sondern auch um das Aussperren von Blicken. Sichtschutz gehört zu jedem Garten, kann aber ganz unterschiedlich ausgeführt werden. Pflanzliche Elemente wie Hecken oder auch bewachsene Rankgitter verleihen Natürlichkeit, optische Tiefe und bringen Bewegung in den Garten. Mauern oder auch andere bauliche Sichtschutzelemente wirken weniger massiv, wenn sie in einzelnen Segmenten mit Zwischenräumen angeordnet werden. Glas sorgt für Leichtigkeit und Modernität, aber auch für eine gewisse Nüchternheit.

Dimensionen verschieben
Die wenigsten Grundstücke haben einen idealen Zuschnitt. „Deshalb setzen wir oft gestalterische Mittel ein, um die Proportionen besser wirken zu lassen“, schildert Koplin sein Vorgehen. „Bei langen, schmalen Grundstücken sorgen Querriegel, etwa als halbhohe Sitzquader ausgeführt, für eine optische Verkürzung.“ Auch mit der Führung von Wegen lässt sich hier einiges erreichen. „Die sollten nicht wie eine Schneise gerade über das Grundstück führen, sondern sich sanft geschwungen durch den Garten ziehen.“
Ist das Grundstück breit, aber eher kurz, geht es darum, Tiefe zu schaffen, etwa durch geradlinige Wege. Auch ein Solitär im Hintergrund, der abends angestrahlt wird, erweitert das Grundstück optisch nach hinten. Überhaupt beeinflusst die Formensprache – im Zusammenspiel mit den gewählten Materialien – massiv die Anmutung eines Gartens: „Geschwungene, organische Formen lassen ihn eher sinnlich und naturnah erscheinen, gerade Linien vermitteln Modernität und Klarheit. Deshalb sollte man bei der Verwendung der Formen dann auch konsequent sein“, so die Empfehlung des Experten.

Pflanzen
Die Effektlieferanten im Garten schlechthin sind allerdings die Pflanzen. „Mit ihnen lassen sich optische Akzente setzen: Sichtachsen horizontal oder vertikal betonen, sie können wie Kunstwerke als Unikate in Szene gesetzt werden, als Sichtschutz und Schattenspender dienen, und natürlich kann man mit ihnen auch farblich Highlights setzen – von knallbunt bis gediegen-dezent“, zählt Torsten Koplin auf.
Aber Pflanzen sprechen natürlich auch alle anderen Sinne an, und das kann man sich bei der Gartenplanung ebenfalls zunutze machen, etwa, indem man Duftbeete komponiert, bei der Auswahl auf besondere Haptik oder Optik von Blüten, Blättern und Rinde setzt oder das Rauschen der Blätter eines Baumes im Wind nutzt, um störende Umgebungsgeräusche zu überspielen.

Brücken schlagen
Bestandteil einer guten Planung sind immer auch kleinere oder größere Querverweise zwischen unterschiedlichen Elementen. „Das verstärkt einfach den Eindruck, dass in einem Garten alles zusammengehört, aus einem Guss und aufeinander abgestimmt ist“, bringt es Torsten Koplin auf den Punkt. Solche Brückenschläge lassen sich auf unterschiedliche Weise erzielen, etwa, indem man ausgewählte Materialien an unterschiedlichen Stellen einsetzt oder bestimmte Formen immer wieder aufnimmt.
Tolle Effekte gibt es auch, wenn man farbliche Highlights setzt, zum Beispiel zwei Sitzplätze mit leuchtend orangefarbenen Sonnensegeln ausstattet. Und so ein Sonnenschirm schützt nicht nur vor allzu viel UV-Strahlung, er beschirmt auch im wahrsten Wortsinne, schafft Heimeligkeit. Schließlich gilt den meisten Menschen ihr Garten heute als die Verlängerung ihres Wohnzimmers. Entsprechend groß ist der Wunsch nach Wohnlichkeit. Die lässt sich natürlich über Ausstattungselemente wie Gartensofas oder Stehleuchten erzielen.
„Von der planerischen Seite sorgt etwa eine halbrunde oder auch gewinkelte Mauer oder Hecke hinter einem Sitzplatz für Heimeligkeit, Bäume mit schirmförmiger Krone können einen Platz beschatten und ihm gleichzeitig Intimität verleihen“, sind weitere Tipps des Experten.
Diese und alle anderen Beispiele zeigen: Wer seinen Garten zu dem gemütlichen, anregenden, heimeligen Paradies machen möchte, das er sich erträumt, sollte keinesfalls einfach drauflos gärtnern. Gibt es aber einen Plan, steht dem individuellen Gartengenuss nichts mehr im Wege.