Arbeiten und Lernen für den Erfolg

Lüder Vollers – erfolgreicher Unternehmer mit einer Leidenschaft für Pferde

Pflichterfüllung stand und steht beim Oberneulander Lüder Vollers (85) immer an erster Stelle, ob in Beruf oder Hobby. Wie im Pferdesport stand auch im Berufsleben immer der Wunsch, mehr zu wollen für ihn an erster Stelle.

Er absolvierte eine dreijährige Lehre als Küper, der „rechten Hand des Kaufmanns“. Hier kontrollierte und lagerte er im Hafen ankommende Waren ein. Im Anschluss vervollständigte er seine Ausbildung bei Kollegenfirmen im In- und Ausland. Bevor er in den elterlichen Betrieb eintrat, lernte Vollers das Kaffeehandwerk bei Kaffee Hag. Denn als Küper hatte er keine Ahnung von geröstetem Kaffee und dessen Geschmack, er kannte nur den Rohkaffee. „Ich lernte und lernte“, erinnert sich der 85-jährige Bremer Kaufmann. Seinen Tag begann er in der elterlichen Firma um 6.30 Uhr gemeinsam mit seinem Vater im Hafen. Aufträge kamen zu der Zeit noch per Postkarte. „So einfach war die Welt.“ Sieben Mitarbeiter hatte die Firma Vollers zu der Zeit, dazu zählten seine Eltern und er. Stetig ging es in den kommenden Jahren mit dem 1932 als Berthold Vollers gegründeten Logistikunternehmen aufwärts, in das Lüder Vollers 1962 im Alter von 22 Jahren eintrat. 1978 wurde er alleiniger Firmeninhaber. Die Lagerfläche im Hafen vergrößerte sich stetig wie auch die Anzahl der Mitarbeiter. Durch den zunehmenden Einsatz von Containern und den Fortschritt in der Linienschifffahrt veränderten sich auch die Prozesse im Kaffeeumschlag. Die Änderung des Firmennamens von „Küperei und Lagerei“ zu „Spedition“, „Internationale Spedition“ bis hin zu „Vollers Port and Commodities“ dokumentiert die Expansion des Familienunternehmens in West- und Osteuropa. Bis 2020 arbeitete Lüder Vollers in der Firma, die Christian Vollers seit 2013 als alleiniger Eigentümer führt. Mit 350 Mitarbeitern übergab Lüder Vollers die Vollers Group an seinen Sohn. Während seiner Zeit als Firmeninhaber übernahm er 20 Firmen. Nie aber sei er aktiv auf der Suche nach anderen Unternehmen gewesen, immer seien ihm deren Übernahmen angetragen worden. Und immer habe ihm seine gewerbliche Ausbildung von der Pike auf während seines Berufslebens sehr geholfen. Ihm konnte keiner was vormachen, was harte Arbeit angeht. Denn die hat Lüder Vollers selbst gelebt. Seine Woche habe immer mehr als 40 Wochenarbeitsstunden gehabt.
Manchmal hat eine Erkrankung auch etwas Gutes. In seiner Kindheit wurde Lüder Vollers aufgrund einer Atemwegserkrankung in ein Internat an die Nordsee geschickt, während seine Eltern nach dem Krieg den Küperei- und Lagerei-Betrieb wieder aufbauten. Stand anderen Schülern aufgrund ihrer Leistungen einmal pro Monat ein Kinobesuch zu, profitierte Lüder Vollers von diesem Privileg nicht. Aber es wurden während seiner Internatszeit die Grundlagen für seine lebenslang währende Pferdeleidenschaft gelegt. Während die Mitschüler im Kino saßen, fuhr er mit dem Fahrrad zum Bauern, um dort reiten zu dürfen. In den Ferien besuchte er namhafte Reitschulen wie die in Verden, Hoya und Warendorf und bildete dort seine reiterlichen Fähigkeiten fort.
Obwohl er sich aber für den Pferdesport begeisterte, gab es kein eigenes Pferd, sondern Vollers wurde während seiner Ausbildungszeit Mitglied im Ruderverein Hansa und im Tennisverein. Erst im Alter von 40 Jahren, als seine Tochter Annette im Oberneulander Reitverein Hubertus zu reiten begann, wandte er sich wieder dem Reitsport zu. Dann aber mit Macht. 29 Jahre lang leitete er als Vorsitzender die Geschicke des Reitvereins Hubertus. In dieser Zeit wurden zwei Ställe und eine Reithalle gebaut. Auch die Arbeit im Pferdesportverband Bremen PSV wuchs ihm so zu, sagt er. Nun aber legte er nach einer mehr als 40-jährigen Vorstandsarbeit als zweiter Vorsitzender und langjähriger Kassenwart sein Amt nieder. „Mit 85 Jahren ist es genug“, sagt der Bremer Kaufmann zufrieden. Eigentlich habe er schon vor vier Jahren aufhören wollen, ließ sich aber für eine weitere Amtszeit noch einmal überzeugen. Für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement wurde er in der Mitgliederversammlung zum Ehrenpräsidenten des Pferdesportverbands Bremen gewählt und mit der Graf-Landsberg-Velen-Medaille in Silber ausgezeichnet.
Anfangs teilte sich Vollers mit seiner Tochter Annette noch ein Pferd. Gemeinsam besuchten sie Turniere, auf denen er in den Klassen A und L startete. Mit 56 Jahren machte er dann sein silbernes Reitabzeichen, um Prüfungen der Klasse M reiten zu dürfen. „Ich war bemüht, aber nur mäßig erfolgreich“, sagt er heute schmunzelnd über seine Turniererfolge. Seine Pferdeleidenschaft aber verließ ihn nie. Als größtes Highlight seiner reiterlichen Karriere erinnert er ein Turnier in Nörten-Hardenberg. Hier ritt er gemeinsam mit Olympiasiegern auf dem Abreiteplatz. Als Pferdefachmann versteht sich Lüder Vollers nicht. „Mein Wissen ist sehr begrenzt“, sagt er selbstkritisch. Trotzdem aber unterstützte und förderte er den Pferdesport mehr als 40 Jahre lang aktiv. Er engagierte sich im Vorstand des Bremer Reiterverbandes, aus dem der Bremer Pferdesportverband erwuchs und in dessen Vorstand er ebenfalls maßgeblich wirkte. Für die Reitvereine und deren Reiter die Voraussetzung für guten Sport zu schaffen und zu erhalten, war immer Lüder Vollers’ Anliegen. Er sei immer mit der Zeit gegangen, und sein Gespür für Veränderungen und Herausforderungen habe die strategische Ausrichtung des Pferdesportverbandes bestimmt, sagte der Präsident des Bremer Pferdesportverbandes Walter Kind in seiner Laudatio. Für seinen Einsatz für Reitvereine, Reitschulbetriebe sowie Jugend- und Turniersport wurde das langjährige Vorstandsmitglied mehrfach geehrt.
Immer noch besitzt Vollers zwei Pferde, hat aber mit 85 Jahren nicht mehr das Verlangen, das Glück der Erde auf dem Rücken seiner Pferde zu erleben. Lieber reise er nach Aachen zum CHIO, um dort fünf Stunden lang die Dressurprüfungen anzuschauen.

SvD