Der smarte Garten

Nach Smart Home ist schon länger auch vom Smart Garden die Rede. Doch was heißt das eigentlich und welche Lösungen sind wirklich sinnvoll? Das Oberneuland Magazin mit einem Gartengestalter darüber gesprochen.

Wer ins englische Wörterbuch schaut, findet unter dem Eintrag smart Übersetzungen wie intelligent, schlau oder klug. Der Smart Garden ist also der intelligente Garten. Doch wie macht man einen Garten wirklich intelligent? „Jedenfalls nicht mit einem Maximum an Technik“, stellt Malte Leucht von Leucht Gärtner von Eden aus Stuhr klar. Unter seinen Kunden finden sich mittlerweile viele, die sich einen smarten Garten wünschen. „Wir haben beim Thema Smart Garden immer das große Ganze im Blick. Das heißt, wir verkaufen unseren Kunden nicht einfach technische Lösungen für den Garten, sondern wir beraten sie und achten auf ein optimales Zusammenspiel aller Komponenten im Garten.“ Deshalb ist ein smarter Garten für Leucht auch nicht in erster Linie eine Frage der Technik, sondern der Gartenplanung generell.

Smart geht auch analog
In aller Regel ist ein weitgehender Automatisierungsgrad das Ziel eines smarten Gartens, das heißt, dass die Gartenbesitzer so wenig wie möglich selbst machen müssen. Da kann moderne Technik natürlich extrem hilfreich sein, aber auch die Natur sieht der Gartenexperte als eine Helferin bei der Automatisierung eines Gartens und nennt ein Beispiel: „Wenn wir bei der Pflanzplanung darauf achten, nur Arten und Sorten zu verwenden, die extrem trockenheitsverträglich sind, sorgen wir damit dafür, dass die Beete quasi ohne Gießen auskommen, haben das Überleben der Pflanzen also gewissermaßen automatisiert. Auch das ist smart.“ Und klassische Gartenplanung kann noch weitaus mehr tun für den schlauen Garten, ist er überzeugt: „Gartenbesitzer wünschen sich in der Regel, dass sie möglichst 365 Tage im Jahr einen schönen Blick in den Garten haben. Also sorgen wir schon bei der Planung dafür, dass das gelingt, indem wir die Hauptblickachsen aus dem Haus inszenieren, dabei natürlich auch die Veränderungen berücksichtigen, die die Vegetation im Verlauf der Jahreszeiten und mit den Jahren erlebt.“ Gemeint ist, dass Gartenprofis wie er immer auch darauf achten, wie sich der Garten vom Haus aus darstellt. Pflanzt er zum Beispiel Laubgehölze in die Sichtachse des Wohnzimmerfensters, unterfüttert er sie mit Immergrünen oder attraktiven Sichtschutzelementen, damit sich den Gartenbesitzern auch dann, wenn die Laubgehölze ihre Blätter abgeworfen haben, vor ihrem Fenster ein schöner Anblick bietet.
Doch es sind nicht nur Pflanzen, die einen Garten abseits von Technik intelligent machen, auch die Materialwahl hat Einfluss auf die Intelligenz eines Gartens: Wenige Fugen, schmutzabweisende Oberflächen, langlebige Materialien – das alles trägt ebenfalls dazu bei, den persönlichen Einsatz für ein schönes Gartenbild zu minimieren. Doch der smarte Garten ist kein Synonym für den pflegeleichten Garten. Die Minimierung des Pflegeaufwands gehört dazu, ist aber nur eine Facette. Vielmehr geht es auch um eine stets attraktive Optik, um Pflanzengesundheit, Sicherheit und – auch das – um Nachhaltigkeit.

Technik und Natur im Einklang
Bei aller Liebe zur Pflanze und zur Natur integriert aber auch der Fachmann immer mehr technische Komponenten in seine Planungen und hält dies auch für durchaus sinnvoll: „Wir können damit Gärten für noch mehr Menschen interessant und attraktiv machen, und das ist doch erst einmal etwas Tolles. Außerdem tun wir im besten Fall auch der Natur etwas Gutes damit.“
Mittlerweile fast zum Standard automatischer Gartenhelfer gehören Mähroboter. Immerhin ist der Rasen, rechnet man die Zeit, die das wöchentliche Mähen während der warmen Monate in Anspruch nimmt und die für sonstige Pflegetätigkeiten wie Düngen, Vertikutieren und Kalken zusammen, der mit Abstand pflegeintensivste Gartenbereich. Zeitliche Programmierung, Regensensoren, Hinderniserkennung und Ähnliches gehören bei Mährobotern längst zum kleinen Einmaleins. Noch smarter wird das automatisierte Mähen, wenn das Gerät via WLAN mit den aktuellen Wetterdaten versorgt wird und seine Arbeit auf diese abstimmen kann.
Eine automatische Bewässerung befreit Gartenbesitzer ebenfalls von einer meist ungeliebten Aufgabe. Allerdings ist sie mehr als nur eine Entlastung: Sie kann maßgeblich zur Verbesserung der Pflanzenvitalität und sogar zum Wassersparen beitragen – vorausgesetzt natürlich, sie ist gut eingestellt. Dazu gehört, die Wassergabe passend zu den Bedürfnissen der eingesetzten Pflanzen und zu den Standortbedingungen auszusteuern. Außerdem sollte besser in längeren Intervallen, aber dafür intensiv gewässert werden, damit der Boden nicht nur oberflächlich an-, sondern gut durchfeuchtet wird und die Pflanzen so gezwungen sind, ihre Wurzeln tiefer in die Erde zu treiben. Das sorgt dafür, dass sie sich auch bei länger andauernder Trockenheit noch gut mit Wasser versorgen können, verhindert die übermäßige Verdunstung des Gießwassers und sorgt letztendlich dafür, dass weniger Gießwasser eingesetzt werden muss. Auch der Gießzeitpunkt lässt sich mit einer automatischen Bewässerung optimal aussteuern: „Wir empfehlen in der Regel, sehr früh morgens zu gießen. Dann ist der Boden von der Nacht noch kühl und kann das Wasser besser aufnehmen. Und das lässt sich natürlich mit einer automatisierten Bewässerung gut machen, ohne in aller Herrgottsfrühe aufstehen zu müssen“, schildert Malte Leucht. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass eine automatische Bewässerung keine Lebensversicherung für einen Garten ist. Mit dem Finger die Bodenfeuchte zu kontrollieren, sollte zu den regelmäßigen Aufgaben auch des Besitzers eines smarten Gartens gehören, um sicherzustellen, dass überall dort, wo die Bepflanzung es erfordert, der Boden auch tatsächlich ausreichend feucht ist.
Vor allem wertvolle Großgehölze stattet der Gartenfachmann mittlerweile gern mit einem weiteren smarten Helfer aus: Ein Sensor im Wurzelballen gibt via App Auskunft darüber, ob die Pflanze ausreichend Wasser bekommt. Die Daten kann Leucht über sein Handy abrufen und den Gartenbesitzern einen Hinweis geben, falls die Pflanze zu trocken steht. „Das ist gerade in der Anwachsphase sehr hilfreich, denn dann brauchen auch Großgehölze ausreichend Wasser, um sich an ihrem neuen Standort gut etablieren zu können. Mit diesen Sensoren schützen wir die Investition der Gartenbesitzer“, so Malte Leucht.

Intelligente Steuerung für Pool & Co.
Mittlerweile gibt es eigentlich keinen Bereich der Gartengestaltung mehr, der sich nicht zumindest teilweise automatisieren lässt: Sonnensegel und Markisen können zu festgelegten Zeitpunkten oder auch in Abhängigkeit von Sonneneinstrahlung oder Windgeschwindigkeit aus- und wieder eingefahren werden, Poolabdeckungen schließen sich nach einem programmierten Zeitplan oder je nach Temperatur, und auch die Messung und Regulierung der Wasserqualität übernehmen smarte Helfer, ebenso wie die Steuerung der Wassertemperatur, und selbstverständlich lässt sich auch die Gartensauna zu einem festgelegten Zeitpunkt automatisch einschalten. Ähnlich ist es bei der Gartenbeleuchtung. Ob per Bewegungsmelder oder Helligkeitssensor: Sie lässt sich bedarfsgerecht steuern. Außerdem gehört zu einem smarten Beleuchtungssystem auch das automatisierte Ausschalten der Lichtquellen. Das entlastet Mensch und Umwelt, reduziert den Stromverbrauch und die Lichtverschmutzung.
Einmal sorgfältig eingestellt, braucht die Steuerung smarter Elemente für den Garten in der Regel wenig Aufmerksamkeit. Dennoch sollte man regelmäßig hinterfragen, ob die gewählten Einstellungen noch zu den Rahmenbedingungen passen. Außerdem gibt es natürlich neben den Elementen, die im Dauerbetrieb sind, auch solche, die nur nach Bedarf in Betrieb gehen sollen. Gesteuert wird das Gros der smarten Elemente mit Apps über das Smartphone, Lösungen eines Herstellers lassen sich meist auch mit einer einzigen App steuern. Mit einer One-fits-all-Lösung für den gesamten smarten Garten wird es allerdings schwierig. „Grundsätzlich ist es technisch machbar, die Lösungen auch von unterschiedlichen Herstellern über ein einziges Programm zu steuern“, erklärt Malte Leucht. „Aber das wäre dann immer eine individuelle Sonderanfertigung, technisch und finanziell ziemlich aufwendig, für die man einen Spezialisten braucht.“ Aus seiner Erfahrung steht dieser Aufwand in keiner Relation zur Erleichterung, die eine solche Lösung brächte. „Jede einzelne App zur Steuerung einer Smart-Garden-Komponente ist so intuitiv, dass man ohne großen Aufwand auch mit mehreren Apps gut zurechtkommt.“
Sein Fazit: Um einen Garten wirklich smart zu machen, braucht es ein gutes Zusammenspiel aus fachkundiger Gartenplanung und passgenau ausgesteuerten technischen Komponenten. „Trotzdem ist auch weiterhin der Mensch gefragt. Einen pflegefreien und sich ganz und gar selbstregulierenden Garten gibt es auch mit viel Technikeinsatz nicht, und das ist auch gut so.“