Ein Tag für die Bienen
Bremer Imkerverein veranstaltete traditionellen Imkertag
Im Rahmen des diesjährigen Imkerfests am Lehrbienenstand auf dem Lür-Kropp-Hof bot der Bremer Imkerverein von 1875 e.V. wieder einmal ein umfassendes, abwechslungsreiches Programm. Für jede Interessenslage, jedes Alter und egal ob Fachmann oder an Bienen interessierter Laie: Für alle war etwas dabei. Das Programm beinhaltete Fachvorträge zu
Themen wie Varroamilben und Insel-Bienen für imkerlich Interessierte – und der Blick durch die Becherlupen auf Königinnen, Wespen und Hummeln wie auch das traditionelle Bienenwettfliegen begeisterte nicht nur Kinder.
Mit 380 Mitgliedern ist der Bremer Imkerverein von 1875 e.V. der größte Imkerverein Norddeutschlands. Mittlerweile hat sich das Hobby in allen Generationen etabliert und ist nicht mehr länger nur der älteren Generation vorbehalten. In den letzten Jahren stellt der Bremer Imkerverein eine Verjüngung und die Zunahme des Frauenanteils bei seinen Mitgliedern fest. Seit mehr als zehn Jahren schon findet zusätzlich zum Sommerferienprogramm für Kinder außerschulischer Unterricht am Lehrbienenstand und traditionell einmal pro Jahr der Imkertag statt.
Das stärkere Interesse an imkerlichen Grundkursen führte dazu, dass gerade auch Anfänger sich sehr für die auf dem Imker-Flohmarkt verkauften Gerätschaften interessierten. Während des Imkerfests führte Nicole Ehnert, Mitglied des Bremer Imkervereins, durch den Immengarten.
Marten Carstensen, zweiter Vorsitzender des Bremer Imkervereins, berichtete im Rahmen eines Fachvortrags über die gezielte Anpaarung von Bienen. Zur gezielten Zucht von Honigbienen werden junge unbegattete Bienenköniginnen und kleine Begattungsvölker in Begattungskästen auf Nordseeinseln aufgestellt. Seit den 1940er Jahren werden Inselbelegstellen aufgrund ihrer isolierten Lage für die gezielte Zucht genutzt. Über viele Jahrzehnte boten Belegstellen die einzige Möglichkeit zur gezielten Paarung in der Bienenzucht.
Auch heute noch wird der Großteil aller gezüchteten Bienenköniginnen auf Insel- oder Hochgebirgsbelegstellen zur Begattung aufgeführt. In aller Regel, so Marten Carstensen, lägen die Inselbelegstellen immer etwas versteckt und seien nicht so leicht zu entdecken. Die Genetik der Insel-Bienen wurde im Bieneninstitut Kirchhain erforscht und auf Varroa-Toleranz getestet. Ziel der Inselbelegstellen ist Selektion, bei der gezielt die Bienen vermehrt werden, die die gewünschten Parameter weitervererben. „Wir wollen heute Bienen vermehren, die den Befall der Brut mit Varroamilben erkennen“, so Carstensen. Ab den 1920er Jahren wurde in Richtung Honigleistung, Sanftmütigkeit und geringere Schwarmneigung gezüchtet. Durch den Austausch der Königin kann der Genpool verändert werden. Sanftmut und Ertrag konnten im Laufe der Jahre kontinuierlich durch die gezielte Anpaarung gesteigert werden.
In diesem Jahr, so der zweite Vorsitzende, sei der Ertrag allerdings witterungsbedingt nicht so hoch. Im „frühen“ Frühjahr 2024 seien die Völker noch nicht stark genug für den Nektareintrag gewesen. Erschwerend kam hinzu, dass es zur Zeit der Obstblüte so kalt war, dass die Bienen nicht ausflogen, um Nektar zu sammeln. Trotz alledem hätten sie im Alten Land eine zufriedenstellende Bestäubungsleistung erbracht.
Mit großem Interesse verfolgten Erwachsene und Kinder die Vorbereitungen auf den Bienenwettflug. Zur Unterscheidung der „Wettkampfteilnehmer“ markierte Marten Carstensen mehrere Bienen mit farbigen Punkten. Dabei berichtete er auf der großen Obstwiese, wo die Wettflüge starteten, über die Biologie der Honigbiene. Nur beim Stich eines Warmblütlers wie uns Menschen verliere die Biene ihren Stachel und damit ihr Leben. Aufgrund von Widerhaken reiße der und die Giftblase beim Stich ab.
„Besucher sehen nur Unkraut“, sagte Hajo Kaemena, der während des Imkertags das Wildwiesenprojekt „Kaemena blüht“ zum Schutz bedrohter Wildbienen vorstellte. Er verwies auf die Kleinblütigkeit von Regiosaatgut, das Wildbienen aufgrund ihrer Nahrungsspezialisierung zum Überleben benötigen. Genau diese Kräuter hätten die Pollen, die die sich vegetarisch ernährenden Wildbienen für ihre Ernährung brauchen. Durch die menschengemachten Schäden in der Natur verlieren Wildbienen ihre Nahrungsgrundlagen. Hof Kaemena schafft in Zusammenarbeit mit dem Wildbienenexperten Rolf Witt auf stillgelegten Ackerflächen Lebensräume für Wildbienenarten. Bestätigt wurden Bea und Hajo Kaemena in ihrem Tun durch den Erhalt des ersten Preises des Beebetter-Award 2023, einem zum Schutz der Wildbienen bundesweit ausgelobten Preis.
Text und Foto: Sabine v.d. Decken