Pflaumenzeit ist auch Wespenzeit

Wespen sind nicht nutzlos, aber lästig für den, der in aller Ruhe seinen Pflaumenkuchen genießen möchte. Da sie unter Naturschutz stehen, ist das Töten der Tiere aber ein absolutes „No-Go“. Aber Günter Boockmeyer hat eine Lösung.

Er konstruiert und baut Hornissen- und Wespenumsiedelungskästen mit Staubsauger. Polizei, Feuerwehr, BUND und Umweltamt holen ihn regelmäßig zu Hilfe, wenn Wespen- oder Hornissenvölker lästig werden. Für die Umsiedlung eines Nests bedarf es allerdings einer Genehmigung durch die Bremer Naturschutzbehörde.
Boockmeyer vertritt die Meinung, Völker lieber hängenzulassen, weil die Wespenfamilie bis zum Herbst eiweißreiches Futter wie Fliegen, Mücken, Spinnen, Raupen, Blattläuse und allerlei andere Schädlinge für ihre Brut vertilgt. Auch die Larven all dieser Insekten sind für Wespen eine gute Nahrungsquelle. Ein kleiner Wespenstaat vertilgt bis zu 3.000 Fliegen, Mücken, Raupen, Motten, Spinnen und andere Kleintiere pro Tag. Außerdem sind Wespen wichtige Bestäuber. Eigentlich aber sind Wespen und Hornissen sehr friedlich und stechen nur, wenn sie gequetscht werden. Nur zwei von insgesamt circa 630 Wespenarten interessieren sich für unsere Speisen und Getränke. Sind sie dennoch da, heißt es, Ruhe zu bewahren. Angstschweiß oder ausgeatmetes Kohlendioxid ist für sie ein Warnsignal und macht die normalerweise ruhigen Tiere erst aggressiv.
Angelernt wurde Günter Boockmeyer bei der Umsiedelung von Wespen und Hornissen von Horst Wolfrum, der seit 40 Jahren die Bienen des Lehrbienenstandes am Lür-Kropp-Hof betreut. Beide sind Mitglied des Bremer Imkervereins. „Jedes Volk verhält sich anders“, sagt Boockmeyer und verweist damit auf eine langjährige Erfahrung. Nur bei einer fachgerechten Umsiedelung des Nestes mit Eiern, Larven, Puppen und adulten Tieren kann die Entwicklung des Wespenvolks an dem neuen Standort weitergehen. Zur Umsiedelung kommt Günter Boockmeyer bekleidet in voller Imkermontur mit seinem Umsiedelungskasten. Mit dem Staubsauger saugt er die Tiere in den unteren Teil des Umsiedelungskastens, erst dann entfernt er das Nest. Das wird an einer Platte befestigt und in den oberen Teil des Kastens geschoben. Beide Bereiche sind durch ein Gitter voneinander getrennt. Im Anschluss bringt er Volk und Nest an den neuen Ort, der mindestens vier Kilometer vom Ursprungsort entfernt liegen muss. Dann wird das trennende Gitter entfernt, sodass das Wespen- oder Hornissenvolk sein Nest wieder beziehen kann.
Mit Nachdruck weist Günter Boockmeyer auf die äußerst aggressive asiatische Hornisse hin, deren Stich in Extremfällen einen anaphylaktischen Schock auslösen kann. Ihr Vorkommen ist meldepflichtig. Eine Beratung durch den Wespenfachmann kostet 50 Euro, bei Mitnahme 100 Euro. Die telefonische Beratung ist kostenlos. Günter Boockmeyer ist unter
Tel. 0174 3410917 zu erreichen.
Ein weiterer Ansprechpartner des Bremer Imkervereins ist: Horst Wolfrum, 28219 Bremen, Tel. 0421 393646.

Tipps, um Wespen fernzuhalten
• Speisen und süße Getränke abdecken.
• Ablenkfütterung im Abstand von fünf bis zehn Metern mit einem Stück überreifen, angeschnittenen Obst oder mit überreifen Trauben an eine entfernte Stelle im Garten locken.
• Gewürznelken in eine Zitronenscheibe stecken und diese auf dem Tisch platzieren, denn Wespen mögen den Geruch nicht.
• Räucherstäbchen am Gartentisch haben eine abschreckende Wirkung auf die Tiere.
• Kindern nach dem Essen Mund und Hände abwischen.
• Nicht nach Wespen schlagen oder andere hektische Bewegungen machen. Auch der Versuch, Wespen durch Pusten zu vertreiben, macht sie aggressiv.

Weitere Tipps:
• Schuhe tragen, sobald Fallobst im Garten liegt.
• Vibrationsstarke Rasenmäher sollten einen großen Bogen um den Wespenbau machen – und zwar im Abstand von drei bis vier Metern.
• Eine Umgrenzung des Wespenbaus mithilfe von Bettlaken oder Absperrbändern in gebührlichem Abstand verhindert, dass jemand der Brutstätte versehentlich zu nahe kommt.

Text und Foto: Sabine von der Decken