Traditionelle Korbimkerei am Lehrbienenstand 

Hobbyimker Thomas Walker aus Oberneuland

Thomas Walker betreut am Lehrbienenstand auf dem Lür-Kropp-Hof die Bienenlagd, ein überdachter, halboffener Bienenstand, in dem Imker, vorwiegend in Norddeutschland, früher ihre Bienenstöcke wettergeschützt aufstellten. Er ist der einzige Imker des Bremer Imkervereins, der sich noch auf die traditionelle Korbimkerei versteht. 

Bienenkörbe sind Bienenbehausungen aus einem aus Stroh geflochtenen Korb. Sie gehören zu den ältesten künstlichen und transportablen Bienenwohnungen in der planmäßigen Bienenhaltung. Ursprünglich wurden die Bienenkörbe in der Lüneburger Heide verwendet. Sie wurden aus den dort vorhandenen Materialien wie Roggenstroh und Tannenwurzeln gefertigt und mit Kuhmist bestrichen. Die an der Unterseite offenen Bienenkörbe werden auf einer festen Unterlage aufgestellt. Weil sie nicht dem Regen ausgesetzt sein dürfen, stehen sie überdacht in der Bienenlagd. Regelmäßig müssen die Bienenkörbe wieder mit Kuhdung verschmiert werden.

„Solange es Bauernhöfe in der Lüneburger Heide gab, gab es auch die Imkerei“, sagte Thomas Walker. Denn Bauern waren in der vorindustriellen Zeit auf das Wachs für Kerzen und Honig zum Süßen von Lebensmitteln angewiesen. Jeder Hof hatte früher mindestens 20 Bienenvölker bzw. Bienenkörbe. Ihre Bienenvölker vermehrten die Imker durch Schwärme auf mehrere Hundert im Sommerhalbjahr, sodass ein erheblicher Platzbedarf für ihre Aufstellung bestand. Im Frühjahr wurde die Anzahl der Völker verdreifacht und die Körbe aufgrund der Beliebtheit des Heidehonigs in der Heide aufgestellt. Dabei hatte ein Imkerknecht die Aufgabe, Heide-Lagden, in denen mindestens 60 Körbe standen, zu beobachten. Mit einem Schwarmsack fing er ausschwärmende Bienen ein und setzte sie in einen neuen Korb. Die große Anzahl der Bienenkörbe pro Hof erklärt sich aus der Notwendigkeit, einen Honigüberschuss zu produzieren, um durch schlechtes Wetter verursachte Futterengpässe überbrücken zu können. Nach der Sommerzeit behielten die Heidebauern nur noch ein Drittel ihrer Bienen zur Überwinterung.

Im Inneren der Bienenkörbe bauen die Bienen ihre Waben im Naturwabenbau. Dadurch sind die Waben fest mit dem Bienenkorb verbunden. Zur Stabilisierung des Wabenbaus steckt der Imker von außen sogenannte Speilen, schmale, aus Rosenholz, Holunder oder Weide gefertigte Holzstöcke, durch den Korb. Der Nachteil dieses Stabilbaus besteht darin, dass für den Imker ein Einblick in das Bienenvolk ohne Zerstörung des Wabenbaus nicht möglich ist. Da Bienen eine gewisse Orientierung zum Bau gerader Waben benötigen, klebt der Imker „Leitwachs“ hinein.

Ob Honig in Deutsch-Normal-Beuten oder Bienenkörben produziert werde, habe keinen Einfluss auf dessen Qualität, so Thomas Walker. Nur der Aufwand in der Bearbeitung sei ein anderer. Die Erträge der Korbimkerei sind allerdings geringer als die der Imkerei in Deutsch-Normal-Beuten. Thomas Walker entschied sich trotzdem für die Korbimkerei, da er in der Lüneburger Heide seine Kindheit verbrachte und Scheibenhonig liebt. Jedes Jahr geht Walker mit acht Körben in die Heide und hofft auf Scheibenhonig. Die Delikatesse kostet pro Kilogramm 100 Euro und ist nur noch selten erhältlich.

Bei der Honigernte schneidet der Imker die Honigwaben aus dem Korb heraus. Da der Korb dafür umgestülpt wird, werden Bienenkörbe auch als Stülper bezeichnet. Auf den Stülper folgte der Kanitzkorb, in dem der Scheibenhonig produziert wird. Scheibenhonig, eine ganz besondere Delikatesse aus der Lüneburger Heide, besteht aus ganz dünnen Waben mit wenig Wachs. Nachdem die Bienen abgeschwefelt wurden, werden die Waben im Herbst aus dem Korb herausgebrochen und Brut- und Honigwaben voneinander getrennt. Durch Auspressen der Waben wird der Honig gewonnen oder Wabenstücke als Scheibenhonig verkauft.

Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Heideflächen durch Aufforstung und Ackerbewirtschaftung verschwanden, ging diese spezielle Form der Bienenhaltung im norddeutschen Raum zurück. Heutzutage besitzen nur noch wenige Höfe Bienen und nur sehr wenige Berufsimker verwenden Bienenkörbe. Thomas Walkers Körbe sind mehr als 100 Jahre alt. Für die Korbmacherei braucht es ganz spezielle Fertigkeiten. 

Text und Foto: Sabine von der Decken

Zum Foto: Thomas Walker ist der einzige Imker im Bremer Imkerverein, der sich auf die Korbimkerei versteht.