Die Königinnenmacherin
Angéla Erfurt züchtet Bienenköniginnen
Von der Qualität einer Bienenkönigin hängen Stärke und Gesundheit eines gesamten Bienenvolkes ab. Seit mehr als 20 Jahren hat sich Angéla Erfurt mit der Vermehrung von Bienenköniginnen beschäftigt. Seit 2022 aber interessiert sie sich auch für die Zucht als genetische Beeinflussung von Merkmalen und Eigenschaften durch gezielte Anpaarung. Voraussetzung dafür sei eine vernünftige Zuchtmutter mit sehr guten Zuchtwerten, sagt Angéla Erfurt. Dafür richtet die Lesumstotelerin ihr Augenmerk auf Varroatoleranz und eine Ahnentafel. Denn die gibt es auch für Bienen.
In der Zucht gibt es die Möglichkeit, Maden oder beste Königinnen zu kaufen. Angéla Erfurt setzt auf die erste Variante. Sie zieht die Maden auf und schickt die aus der Puppe geschlüpften Prinzessinnen zur Anpaarung auf eine Belegstelle. Dort bleibt die zukünftige Königin zwei Wochen, bevor sie wieder nach Hause zurückkehrt und in ein großes Volk eingeweiselt wird. In diesem Volk überwintert die neue Königin, um im Folgejahr einer Leistungsprüfung unterzogen zu werden. Am Ende des zweiten Bienenköniginnenjahres erhält BeeBreed sämtliche Daten zu Wabensitz, Sanftmut, Honigertrag und Varroatoleranz. Bienenzüchter aus ganz Europa sammeln hierzu Daten und geben sie zur Eintragung in das Europäische Zuchtbuch BeeBreed. Angéla Erfurt lässt eine Merkmalsuntersuchung ihrer Königinnen zur Kontrolle des Paarungsergebnisses auf den Belegstellen vornehmen. Stimmen Zuchtwerteinschätzung von BeeBred und die Merkmalsuntersuchung, spricht der Landeszuchtobmann die Körung aus und Angéla Erfurt hat eine gute Zuchtmutter, die sie für ihre Zucht weiterverwenden kann. Und danach geht der Drei-Jahres-Zyklus in der Zucht von vorne los. „Eine Königin ist viel wert“, sagt die Züchterin, die nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld in die Zucht investiert. Der Preis für Königinnen, deren Lebenszeit durchschnittlich drei Jahre dauert, variiert von 75 Euro bis zu 250 Euro. Anhand der Farbigkeit eines Punkts auf ihrem Rücken lässt sich das Geburtsjahr der Königinnen erkennen. Königinnen von Prüfvölkern haben zur Zuordnung ein Oberlidplättchen mit Nummer.
Weil es heutzutage immer wichtiger ist, für die Zucht vitaler Bienenvölker den Varroabefall zu bekämpfen, engagiert sich Erfurt in der Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht AGT. Deren Aufgabe besteht in der Auslese krankheitsresistenter, leistungsfähiger und sanftmütiger Bienen durch Austausch von Zuchtmaterial und Unterstützung bei Besamung und Beschickung von Belegstellen. In diesem Jahr arbeitete die Sprecherin der AGT-Regionalgruppe Niedersachsen für eine gezielte Anpaarung erstmals mit instrumentell besamten Königinnen. Dieser Weg sei komplizierter als Bienen zu einer Belegstelle zu schicken, sagt sie. „Daran muss man richtig Spaß haben“, berichtet sie begeistert. Aber das sei die schönste Zeit im Sommer. Sie hat in diesem Jahr 300 legende Königinnen aus erfolgreich begatteten Prinzessinnen gezüchtet. Mithilfe der Vollerwerbsimkerei von Ehemann Günter Erfurt hat Angéla Erfurt die Möglichkeit, die Töchter der Prüfköniginnen direkt im Wirtschaftsbereich prüfen zu können. Vorteil sei, dass sie direkt in die Tracht eingeweiselt werden und in der Praxis ihre Wirtschaftlichkeit unter Beweis stellen können. SvD
