Das große Erdbeer-Finale

Zum letzten Mal Oberneulander Erdbeeren süß und lecker

„Das ist definitiv das letzte Mal“, berichtet Hajo Kaemena über die Oberneulander Erdbeerernte. Denn als sich Hajo und Bea Kaemena im vergangenen Jahr entschieden, den Anbau von Spargel und Erdbeeren nach 40 Jahren in Oberneuland einzustellen, stoppten sie auch den Kauf neuer zweijähriger Erdbeerpflanzen. Aus diesem Grund werden die Erdbeeren in dieser Saison ausschließlich nur noch an Selbstpflücker verkauft. Voraussichtlich ab Mitte Juni können auf den Oberneulander Feldern wieder die roten Sommerfrüchte selber gepflückt werden. Dann dürfen die Pflücker die süßen Früchtchen, für deren besonderes Aroma Hof Kaemena seit vielen Jahren bekannt ist, vor Ort auch direkt vom Strauch genießen. Denn Hof Kaemena hat immer nur die auf Geschmack gezüchteten Sorten angebaut. Auch in diesem Jahr kann Hajo Kaemena keinen genauen Termin für den Zeitraum der Selbstpflücke bekanntgeben. Wetterbedingt schwanke die Reife der Erdbeeren von Jahr zu Jahr. Manchmal dauerte die Ernte beim Selbstpflücken vier Wochen, manchmal aber war sie auch schon nach ein bis zwei Wochen wieder vorbei. Wetterbedingt schwankten auch die Besucherzahlen stark. An einem sonnigen Samstag kamen schon mal 800 Menschen zur Erdbeerernte, bei schlechtem Wetter aber nur ca. 30 pro Tag, berichtete der Oberneulander Landwirt. Auf der Website www.hof-kaemena.de gibt es tagesaktuelle Infos zum Start der Ernte. Auf der Website kann sich jeder zudem für den Saisonmelder per Newsletter anmelden, um keine Infos über die Erdbeeren zum Selberpflücken zu verpassen.
Im vergangenen Jahr nahm jeder Selbstpflücker im Durchschnitt 3,5 Kilogramm der roten Früchte mit nach Hause, bei manchen waren es 20 Kilogramm, anderen wiederum reichten 300 Gramm. Immer aber ist sich Hajo Kaemena in den letzten Jahrzehnten treu geblieben. Immer setzte er auf Oberneulander Genusssorten und verzichtete bewusst auf Folientunnel und Stellagen. Seine Erdbeeren wurzelten seit fast 40 Jahren in Oberneulander Erde und waren Wind, Wetter und den heimischen Insekten ausgesetzt.
Auf den 3,5 Hektar haben sich die Erdbeerpflanzen in diesem Jahr gut entwickelt, sagt Hajo Kaemena. Eigentlich stehe einer guten Ernte nicht mehr viel im Wege. „Sie sehen sehr gut aus“, sagt Kaemena voller Zuversicht, gibt aber zu bedenken, dass Nachtfröste und Trockenheit nicht zu unterschätzen sind. Im April war es leider deutlich zu trocken, sodass der Oberneulander Landwirt bereits an Beregnung denken musste, um die Fruchtkörperbildung zu forcieren. Von Jahr zu Jahr bemerkten Bea und Hajo Kaemena die stärkere Entwicklung von extremeren Wetterausschlägen. Die Vliesabdeckung zum Schutz vor Nachtfrösten liegt für den Fall der Fälle Anfang Mai bereits parat. Sollte sie zum Einsatz kommen müssen, sind alle verfügbaren Familienmitglieder gefragt. Denn waren in anderen Jahren viele Erntehelfer zur Unterstützung mit auf dem Feld, liegt seit diesem Jahr die gesamte Arbeit allein in Hajo Kaemenas Hand. Dazu gehören auch das maschinelle Krautmulchen, aber auch die händische Unkrautbeseitigung. Ende April aber lief die Zeit der Erdbeervorbereitung noch nach Plan. Kaemena weiß, dass mit der Erdbeerzeit acht stressige Wochen auf ihn zukommen werden. So wie in jedem Jahr steht auch im letzten Erdbeerjahr für die Kleinen der große Spielplatz mit Fahrzeugen und dem großen Sandberg zum Spielen bereit.
Viele Kunden finden es sehr bedauerlich, dass Bea und Hajo Kaemena den Anbau von Spargel und Erdbeeren aufgeben. „Es war immer so schön“, so der lobende Kommentar. Damit werden in Bremen nun kein Spargel und keine Erdbeeren mehr angebaut. Die nächsten Felder, um selber Erdbeeren ernten zu können, liegen in Syke, Bassum, Thedinghausen und Oyten.
Rückblickend sei die Coronazeit eine besonders schwierige Zeit für Hof Kaemena gewesen. „Dürfen wir öffnen? In welcher Form, zu welchen Konditionen? Wie groß müssen die Abstände zwischen den Pflückenden sein? Wann muss Maske getragen werden? Wie vermitteln wir die Schließung des Kinderspielplatzes?“, waren die Fragen, die die beiden Landwirte in der Zeit täglich umtrieben. „Das war eine ganz unsichere Zeit“, erinnert sich Hajo Kaemena.
Aber es gab auch Lustiges zwischen den Reihen. Vieles ging verloren wie Portemonnaies und Haus- und Autoschlüssel. Etliches wurde vermutlich irgendwann untergepflügt wie eine goldene Brille, die nicht wieder auftauchte. Manches Verlorene aber wurde auch wiedergefunden und fand den Weg zurück zum Besitzer, wie das schmerzlich vermisste Kuscheltier eines Kindes aus Buxtehude. Von anderen Kunden gefunden, schrieb Hajo Kaemena eine Nachricht in Facebook. Dann reiste das Kuscheltier mit einem Glas Erdbeermarmelade zurück nach Hause zum glücklichen Besitzer und die Welt war wieder in Ordnung. Etliche Kuscheltiere aber haben als Maskottchen auf Hof Kaemena eine neue Heimat gefunden.

Erdbeer-Selbstpflücke voraussichtlich ab Mitte Juni, die Felder sind täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet, außer sonntags. Hajo Kaemena sucht für das Kassieren und Abwiegen dringend noch Mitarbeiter! Bitte unter moin@hof-kaemena.de melden.

Text und Foto: Sabine v.d. Decken