Schön versteckt

Sichtschutz im eigenen Garten

Das Sonntagsfrühstück genießen oder die beste Freundin auf einen Kaffee treffen: Das ist besonders schön auf der Terrasse – vor allem dann, wenn man dabei nicht auf dem sprichwörtlichen Präsentierteller sitzt. Ein auf die jeweilige Gartensituation abgestimmter Sichtschutz gehört deshalb in jeden Garten. Welche Möglichkeiten es gibt und worauf man bei der Planung achten muss, erklärt Gartengestalter Malte Leucht.

Es gibt gewisse Grundzutaten für das persönliche Wohlbefinden. Da ticken die meisten Menschen ähnlich. So ist eine völlig frei mitten im Garten stehende Bank allgemein nicht der bevorzugte „Place to be“. Rahmt man die gleiche Bank aber mit einer Hecke oder platziert sie vor einer Mauer, steigt ihre Attraktivität gewaltig. Diese Art der Rückendeckung fordert das menschliche Unterbewusstsein ein, sie verspricht Schutz und Geborgenheit. Damit wird aber auch schnell klar: Das, was man im Garten als Sichtschutz bezeichnet, ist viel mehr als das. Um Schutz geht es immer, aber eben nicht nur vor dem Gesehen-werden, sondern auch vor anderen Dingen, wie Wind, Zugluft – oder eben auch zu viel Weite. Darüber hinaus hat Sichtschutz immer auch eine hohe gestalterische Bedeutung für das Gesamtgefüge Garten. Er kann seiner funktionalen Bestimmung noch so gut nachkommen – wenn er die Optik des Gartens stört, wird sich dort kein Wohlbefinden einstellen können. Glücklicherweise gibt es passend zu jedem Gartenstil ästhetisch hoch ansprechende Gestaltungsmöglichkeiten für den Sichtschutz.

Lebendige Lösungen: Hecken
Ein Sichtschutz aus Pflanzen passt ebenso gut zu modernen wie zu traditionellen Gärten. Malte Leucht setzt gerne Hecken ein und pflanzt häufig die Hainbuche (Carpinus betulus). Sie gehört zwar nicht zu den immergrünen Gehölzen, doch gerade das hat für ihn einen besonderen Reiz: „Ich finde es schön, wenn man die Jahreszeiten auch erleben kann. Das Rascheln des Laubs im Spätherbst und der frische Austrieb im Frühling bereichern doch den Garten.“ Und er kann beruhigen: „Spätestens, wenn die Liegestühle wieder auf die Terrasse gestellt werden, ist auch das Laub der Hainbuche so dicht, dass man sich hinter der Hecke ungestört in die Sonne legen kann.“
Wer Wert auf ganzjährigen Sichtschutz legt, greift am besten auf immergrüne Gehölze wie Liguster oder Eiben zurück. Und wie sieht es mit der Pflege aus? Natürlich müssen Hecken in Form gehalten werden, aber auch da hilft die Wahl der richtigen Pflanze, so der Experte: „Ich empfehle Sorten, die nicht oft geschnitten werden müssen. Mit der Eibe ‘Hicksii’ habe ich gute Erfahrungen gemacht.“ Langsam wachsende Pflanzen wie diese Eibe haben zwar ihren Preis, doch die Investition lohnt sich. Sie müssen nur ein Mal pro Saison zurückgeschnitten werden, schneller wachsende Gehölze wie die bekannte und günstige Thuja hingegen doppelt so oft. Ein fachgerechter Rückschnitt sorgt dafür, dass die Hecke mit den Jahren immer dichter wird.

Schlank und natürlich: Holz
Ganzjährigen Sichtschutz, der – anders als eine ausladende Hecke – auch auf sehr kleinsten Grundstücken noch Platz findet, bieten Elemente aus Holz. Allerdings sind die fertig angebotenen Sichtschutzelemente von der Stange meist keine Augenweide. Malte Leucht lässt den Sichtschutz deshalb oft passgenau für seine Kunden anfertigen und verwendet hochwertiges Holz: „Wir nehmen am liebsten heimische Arten wie Douglasie und Lärche. Sie passen optisch auch gut zu modernen Häusern.“ Außerdem haben sie weitere Vorteile: Sie müssen nicht imprägniert oder gestrichen werden und nehmen mit der Zeit eine dezente silbrige Patina an. Optisch auflockern lassen sich Holzwände mit Kletterpflanzen oder im Wechsel mit Heckenelementen.

Solides Handwerk: Mauern
Eigentlich setzt der Gartenprofi am liebsten auf pflanzlichen Sichtschutz, doch hin und wieder ist auch für ihn eine Mauer das Element der Wahl. „Manchmal passen sie einfach am besten zur Architektur und zum Konzept des Gartens.“ Wie wundervoll sich Mauern in einem Garten machen können, weiß jeder, der je die teilweise durch Backstein gegliederten Gartenzimmer von Sissinghurst in der südenglischen Grafschaft Kent besucht hat. Hier schützen die Mauern vor Blicken, halten gleichzeitig den Wind ab und teilen den Garten in überschaubare Einheiten zum Wohlfühlen auf. Ganz nebenbei speichert der Stein die Sonnenwärme und bietet ideale Bedingungen für Spalierobst. Spätestens wenn an einer Mauer knackige Äpfel und zuckersüße Birnen heranreifen, wird sie auch zur Augenweide.

Pflegeleichtes Drahtgeflecht: Gabionen
Mit Steinen gefüllte Drahtkörbe wurden ursprünglich für Großprojekte und Hangbefestigungen entwickelt und haben es längst auch in den privaten Garten geschafft. Malte Leucht verwendet sie allerdings nur mit äußerster Zurückhaltung und eigentlich nie pur: „Gabionen bieten zwar ganzjährig Sichtschutz, sind pflegefrei und in der Anschaffung günstig, wirken aber oft klobig, schroff und passen selten wirklich in einen Garten.“ Leucht verwendet sie am ehesten als Unterkonstruktion für Sitzbänke. Auch mit Pflanzen lässt sich die zuweilen monumentale Wirkung der Steinkörbe mildern. Ihre Drahtmaschen bieten Kletterern wie Clematis, Geißblatt oder Klettergurke Halt.

Wie Kunstwerke: Elemente aus Stein, Metall und Glas
Stelen aus Stein passen gut zu modernen und designorientierten Gärten. Je nach Ausführung wirken sie wie eine schmucke Skulptur. Die Materialien für solche Elemente sind vielfältig: „Sogenannte Krustenplatten, also Natursteinstelen mit einer bruchrauen Seite, sind sehr charaktervoll und jede ist ein Unikat. Stelen gibt es aber auch aus Betonstein mit unterschiedlichen Oberflächen, die auch farbig gefasst sein können und so Akzente in den Garten bringen.“ Damit sie nicht zu erschlagend wirken, kombiniert Leucht steinerne Stelen gern mit hochwertigen Holzelementen oder stellt sie leicht versetzt auf und hinterpflanzt die Lücken zum Beispiel mit Bambus. „Der hat die passende Höhe und sorgt mit seiner filigranen Struktur für die nötige Leichtigkeit als Gegengewicht zum Stein.“
Deutlich dünner als Natursteinstelen sind Elemente aus Corten-Stahl, die sich in einem angenehm warmen Rotbraun präsentieren. Anders als ihre Rost-Patina vermuten lässt, ist dieser Stahl übrigens wetterfest. Wer es modern mag und zwar fremde Blicke, nicht aber das Licht aussperren möchte, kann auf mattierte Glaswände zurückgreifen. Sie passen gut zu modernen Gärten mit klaren Strukturen, und mittlerweile gibt es sogar Sichtschutzelemente aus Keramik, die je nach Gestaltung auch als Blickfang in einem Garten wirken können.