Gute Vorsätze

Von Pastor Thomas Ziaja

Ein neues Jahr fängt an und ich überlege mir, was anders sein könnte. Es gäbe so viele Dinge: gesünder Essen, mehr Sport machen, Arbeit und Freizeit besser koordinieren, ein gutes Spendenprojekt aussuchen.
Ich schaue in das neue Jahr und die Liste wird immer länger. Gute Ideen habe ich viele. Das liegt vor allem an zwei Dingen. Zum einen läuft so einiges nicht so, wie es sollte. Das gilt für mich persönlich, mein privates Umfeld, aber auch im Großen und Ganzen. Kurzum ist da Optimierungsbedarf. Zum anderen spüre ich einen gewissen Druck, es besser zu machen. Was das »es« genau ist, weiß ich nicht, aber es lässt sich gut füllen mit vielen Vorsätzen.
Ich nehme mir gute Vorsätze, damit die Welt besser wird durch mein Handeln. Als ich das schreibe, ist das neue Jahr schon zwei Wochen alt und wenn ich ehrlich bin, ist alles beim Alten geblieben. Es ist, vielleicht noch, nicht zu der strahlenden Zukunft geworden, die ich gerne hätte. Die Farben gehen eher von Grau ins Pastell, manchmal mit knalligen Punkten, insgesamt eher »normal«.
Diese Welt- und Selbstverbesserung steckt irgendwie in uns Menschen drin. Ich höre gerne auf dem Appell-Ohr, das sofort anspringt, wenn jemand etwas von mir will. »Es ist dunkel draußen«, sagt meine Frau. Ich springe vom Sofa und schalte das Licht ein. Das Ganze ist sogar so tief drin, dass ich Appelle höre, wo gar keine sind.
Jesus sagt: »Niemand zündet eine Öllampe an und deckt sie mit einem Gefäß zu oder stellt sie unter ein Bett. Vielmehr stellt man sie auf einen Ständer. So können alle, die hereinkommen, das Licht sehen.« (Lukas 8,16) Und ich denke mir auf dem Appellohr: »Du musst so ein Licht sein. Sei freundlich zu den Menschen! Hilf ihnen, wo du kannst! Sei keine Tranfunzel! Sei ein Flutlicht wie im Stadion! Dreh bloß nicht am Dimmer! Gib alles, immer, für dich und für alle Menschen!«
Für Jesus geht es nicht um mein Licht. Ich soll gar nicht leuchten. Wenn ich mich als dieses Licht sehe, das die Welt hell machen soll, ist das absolute Überheblichkeit. Das gilt genauso für mein eigenes Leben. Ich kann mich nicht wie Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Schlamassel ziehen. Das ist permanente Selbstüber-forderung.
Das Licht, von dem Jesus spricht, ist Gott. Ich betrachte mein Leben in diesem Licht und merke, wie sehr ich angewiesen bin auf andere. Ich habe mein Leben nicht in der Hand und erst recht nicht das neue Jahr. So viel, wie ich möchte, kann ich gar nicht bestimmen. Andere beeinflussen mich und meine Welt. Alle Sorgen und Zukunftsängste, die daraus entstehen, werden nicht kleiner, indem ich das Hamsterrad weiter drehe.
Stattdessen sagt mir Jesus etwas anderes: »Vertrau dem Licht, das über dir scheint. Es tröstet und wärmt dich. Es gibt dir Kraft für diesen Tag und dann auch für den nächsten; nicht mehr, als du brauchst und auch nicht weniger. Du musst nicht leuchten und glänzen, Grau und Pastell reichen.«
Mein Vorsatz für das neue Jahr: mehr lassen und vertrauen; mehr sonnen im Licht und weniger selber strahlen. Ich bin mir sicher, so wird das was mit dem neuen Jahr.