Zucker rettet Hummelvölker

Wer derzeit eine Hummel sieht, mag sich über die besondere Größe der Tiere wundern. Im Sommer sind die Vertreterinnen der Gattung „Bombus“ deutlich kleiner. Am Anfang des Frühjahres sind ausschließlich die dicken Königinnen auf der Suche nach einem Nistplatz oder etwas Nektar und Pollen, erklärt der NABU. Wer eine entkräftete Hummel finde, könne ihr mit Zuckerlösung leicht wieder auf die Beine helfen und damit sogar ein ganzes Volk retten.
Was vor Jahren als seine spinnerke Idee nach dem Imkerkurs begann, wird nun allerorten propagiert, freut sich der Naturexperte Sönke Hofmann. Wer jetzt eine entkräftete Hummel im Garten oder auf der Terrasse finde, könne ihr leicht helfen: „Man kann Ihre Majestät ruhig mit bloßen Händen oder einem Stück Papier vorsichtig aufheben“, erklärt der Hummelfreund. Dann sollte man einen halben Teelöffel Zucker in etwas lauwarmem Wasser auflösen und dem Tier anbieten.
„Wenn man genau hinguckt, sieht man sogar, wie der lange Saugrüssel ausfährt und die Hummel trinkt“, berichtet Hofmann. Innerhalb einiger Minuten könne sich das Tier dann mit bis zu einem Drittel Teelöffel Energie betanken. „Ich habe so schon öfter dicken Hummeln Starthilfe gegeben, meist klappt es ganz toll“, freut sich der Naturschützer.
Doch leider haben es die gemütlichen Brummer in unserer zunehmend ausgeräumten und bebauten Landschaft immer schwerer, Blütenpflanzen und Unterschlupf zu finden. „Der naturnahe Garten ohne Gift ist der beste Hummelschutz“, so Hofmann, „außerdem sollte man bei der Blumenwahl auf ungefüllte Köpfe achten. Die gefüllten Blüten sind zwar modischer, liefern jedoch keinen Nektar.“ Eine Wildblumenwiese mit Dost, Katzenminze, Lerchensporn, Beinwell, Akelei, Taubnesseln, Blutweiderich, Wildrosen und anderen einheimischen Pflanzen kann jetzt gut eingesät werden. Auch Schmetterlinge lieben diese Pflanzen und erfreuen das Auge des Gärtners.
Ohne die rund 500 Hummelarten weltweit gäbe es viel geringere Obsternten. Dann wären auch unsere Wiesen und Gärten sehr artenarm, denn Hummeln sorgen durch die Bestäubung auch sehr vereinzelt stehender Pflanzen für Artenvielfalt. „Und dabei sind sie äußerst friedliche Gesellen, die wirklich nur im Notfall stechen“, erklärt Sönke Hofmann und lacht, „mich hat in meiner Kindheit ein einziges Mal eine gestochen – als ich in einer Fingerhutblüte ausgerechnet mit dem Zeigefinger nach ihr geprokelt hab.“

Foto: NABU Bremen