Zwischen Moor und Geest

Oldtimer-Herbstfahrt mit Rallye Event

Sprach der Ausflug im August vorrangig die Geschmacksnerven an, so hatten Tanja Sörensen und Marco Trey für den September eine Tour ausgetüftelt, die allen Sinnen gewidmet war. Es galt unsere norddeutsche Landschaft so richtig zu erleben. Das Ziel war Bremervörde und unser Redakteur Eberhard Matzke war dabei.

Ich war bei Philipp und Kristina in deren Mercedes 280er SE zu Gast. Ein Fahrzeug, das Philipp schon einmal selbst auseinander genommen und wieder fahrbereit gemacht hat. Das erste historische Fahrzeug mit ABS, wie er stolz berichtet. Die beiden wechselten sich beim Fahren ab.
Wobei das Navigieren mithilfe des Roadbooks der Beifahrerin ebenso viel Aufmerksamkeit abverlangte wie hinter dem Steuer zu sitzen. Und ja, auch dieses Mal passierte es, dass die anderen Fahrzeuge – man fuhr ja meist noch in Kolonne – plötzlich einen Weg nach links einschlugen. Waren die falsch unterwegs? Nein, wir! Also: Wenden und ein kurzes Stück zurück. Zum Glück waren wir da nicht die einzigen. „Der Wagen vor uns stinkt aber stark“, stellten wir fest. Philipp hatte dafür eine Erklärung: Wenn ein Oldie längere Zeit nicht gefahren wird, fängt der Auspuff an zu bläuen. Er selbst nutzt seinen fast täglich.

Von Wellen und Schotter
Nach einer knappen Stunde fuhren wir bereits durch die Dörfer des Teufelsmoors: Meinershagen, Findorf (ja, mit einem f), Kreuzkuhle. Hier zeigte sich, welche Fahrzeuge so richtig gut gefedert sind. Denn der moorige Untergrund der Straßen hat zur Folge, dass sie eine außerordentlich wellige Struktur haben. Ein richtig guter Oldtimer jedoch steckt das so weg. Eine der schönsten Strecken (und es gab deren viele) war danach die Fahrt entlang des Hamme-Oste-Kanals. Kaum bemerkt, waren wir dann plötzlich im Gebiet der Geest. Hier erwarteten uns Maisfelder und noch schöne grüne Wälder, wo man am liebsten ausgestiegen wäre, um Pilze zu sammeln. Kristina kennt da ein paar geheime Stellen…
Kurz vor dem Ziel mitten in Bremervörde blieb doch tatsächlich an einer Kreuzung einer von den Oldtimern liegen. Ein Mercedes SL. Wie später zu erfahren war, wohnen die Besitzer sogar in Bremervörde, waren aber ebenfalls in Oberneuland gestartet. Die Fahrt setzten sie kurzerhand mit einem anderen Fahrzeug fort.
Das Haus am See in Bremervörde mit seinen gepflegten Backsteinbauten, eine Mischung aus Ausflugslokal und Landgasthaus, ist einen längeren Aufenthalt wert. Eine großzügige Anlage, eine ehemals niedersächsische Hofstelle mit kleineren alten Gebäuden. Das Haupthaus mit einer Remise und einer Scheune aus dem Jahr 1861 wurde 1986 in Ostendorf abgebaut und hier neu errichtet. Später kam ein altes Backhaus hinzu, das heute als Standesamt dient. Auch der 43 Hektar große See nebenan ist relativ jung. Er entstand in den 1970er Jahren bei Baggerarbeiten und entwickelte sich samt der Umgebung zu einem großen Freizeit- und Erlebnispark. Das schöne Wetter ließ es zu, dass für die Oldtimerfreunde draußen im Apothekergarten für eine großzügige Grillparty gedeckt war.
„Bisschen Schotter, aber wunderschön“, verhieß das Roadbook bei der Rückfahrt auf einer rund sechs Kilometer langen Strecke. In der Tat, hier war langsames Fahren angesagt, schließlich sollte die Karosserie geschont werden. Doch ja, genau dieser Weg durch den Wald gehörte ebenfalls zu den schönsten. Bevern mit seiner historischen Ziegelei, Steddorf, Elsdorf, Gyhum und andere waren die nächsten Orte, dann ging es über die Autobahn A 1 hinweg nach Mulmshorn. Und hier haben wir uns abermals ein wenig verfahren, waren aber alle drei der Meinung, das könnte an der Beschreibung im Roadbook gelegen haben. Zuletzt fanden wir uns auf der B 75 wieder. „Wir biegen nach einigen Ampeln rechts ab Richtung Oberneuland“, hieß es auf einer Strecke von immerhin zehn Kilometern. Einige Ampeln? Es ging durch Oyten und schon hinein nach Tenever. Wo ist das Schild? Ach, dort in die Osterholzer Landstraße sollten wir rein.
Und so fanden wir doch noch leicht zurück nach Oberneuland. Bei Edeka-Maaß traf man sich wieder, um auf den gelungenen Tag anzustoßen. Und gern schon einmal vormerken: Am 5. Mai 2024 startet das nächste Oldtimerfest in Oberneuland. Dann geht die Rallye wieder quer durch unser Dorf.

Text: Eberhard Matzke, Foto: Nicola Möller