Natürlich geschützt

So fühlen sich Pflanzen wohl

Jeder Gartenbesitzer wünscht sich, dass die Pflanzen in seinem Garten frisch, gesund und vital aussehen. Allerdings ist das manchmal nicht der Fall. Was tun? Genau hinschauen und auf Ursachenforschung gehen, rät Gartengestalter Andreas Leucht.
Andauernder Stress schwächt nachweislich das menschliche Immunsystem, und auch Pflanzen können mächtig unter Stress stehen. Ob Trockenheit, Hitze oder Frost: Diese und weitere Faktoren stressen Pflanzen, haben negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit und führen im schlimmsten Fall sogar dazu, dass sie eingehen. „Entwickelt sich eine Pflanze nicht so wie erwartet, liegt es in aller Regel nicht an der Pflanze, sondern an äußeren Faktoren”, bekräftigt Andreas Leucht. Er rät: „Man sollte zunächst auf Ursachenforschung gehen und nicht gleich zu chemischen Mitteln greifen oder die Pflanze entsorgen.” Was stresst die Pflanze? Dieser Frage gilt es nachzugehen, um dann die Ursache für den Stress zu beheben. Das reicht oft, um die Pflanze zu retten, die dann ihre Selbstheilungskräfte aktivieren kann und bald wieder schön und vital ist.

Standortgerecht pflanzen
Allerdings sind solche Stressfaktoren nicht immer auf den ersten Blick zu entdecken, vielmehr erfordert es fundiertes Wissen, ihnen auf die Spur zu kommen. Oft passen etwa Standortbedingungen und Pflanzenbedürfnisse einfach nicht zusammen. „Wachsen Pflanzen an Standorten, die ihren natürlichen Ansprüchen an Boden, Nährstoff-, Wasser- und Lichtangebot nicht entsprechen, schwächt sie das. Das gilt übrigens für Mangel ebenso wie für ein Überangebot. Mit beidem kann sich die Pflanze nicht optimal entwickeln“, erklärt der Experte. Auf den Mangel bestimmter Nährstoffe oder zu wenig Licht und Wasser reagieren viele Pflanzen ebenso wie auf ein Überangebot. Damit es den Pflanzen gut geht, braucht es also sowohl fundierte Pflanzenkenntnisse als auch Wissen zu den jeweiligen Standortgegebenheiten im Garten.

Partnersuche
Neben dem passenden Standort brauchen Pflanzen auch geeignete Pflanzpartner, um sich rundum wohlfühlen zu können. „Unmittelbar nebeneinanderstehende Pflanzen sollten sich nicht gegenseitig durch ihr Wuchsverhalten oder ihre Größe behindern und so in Konkurrenz miteinander treten“, erklärt Andreas Leucht. Das sollte die Pflanzplanung ebenfalls berücksichtigen. Fest steht: „Eine durchdachte Pflanzenwahl ist prophylaktischer Pflanzenschutz”, bringt es der Gartenfachmann auf den Punkt – und das ist hilfreich, wenn etwa Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten ins Spiel kommen: „Zwar lassen sich diese Stressfaktoren nicht per se vermeiden, aber ist die Pflanze dank bester Bedingungen gesund, macht sie das in jedem Fall weniger anfällig.“
Doch auch wenn Blattlaus und Co. das angestrebte Gartenbild stören, bitte nicht gleich reflexhaft zur chemischen Keule greifen. Natur muss nicht perfekt sein und hat auch andere Aufgaben, als nur dem Menschen zu gefallen. „Marienkäfer rücken auf natürliche Art und Weise den Blatt-läusen zu Leibe“, so Leucht. „Und vielleicht kann man es mit diesem Gedanken im Hinterkopf auch einige Zeit aushalten, dass sich Raupen im Garten tummeln. Wer das schafft, wird reich belohnt: Schließlich können Gartenbesitzer sich dann an den Schmetterlingen erfreuen, zu denen die Raupen geworden sind und die wiederum eine wichtige Rolle bei der Bestäubung übernehmen.”

Richtig gießen
Auch falsches Gießen setzt der Gesundheit von Pflanzen zu. „Viele Gartenbesitzer gießen zwar oft, aber einfach zu kurz. Dadurch wird nur die oberste Erdschicht feucht, das Gießwasser verdunstet schnell und erreicht die Wurzeln der Pflanzen nicht. Diese bilden dann flache, oberflächennahe Wurzeln aus, die wiederum schneller austrocknen“, weiß Andreas Leucht aus Erfahrung. Ein Überangebot an Wasser ist für die meisten Pflanzen ebenso schädlich wie eine Unterversorgung. Im Grundsatz rät der Experte: „Lieber seltener, dafür aber intensiv wässern.“
Durch angepasstes Gießverhalten lässt sich zum Beispiel auch häufig auftretenden Rosenkrankheiten wie Rosenrost oder Falschem Mehltau vorbeugen. „Rosen sollten am besten von unten gegossen werden. Außerdem sollten die Pflanzen nicht zu eng stehen, sodass nach Regen die Blätter schnell und gut trocknen können und generell gut belüftet sind“, empfiehlt Leucht. „Denn sind die Blätter der Rose häufig feucht, begünstigt das die Entstehung von Pilzkrankheiten.“

Richtiger Rückschnitt
Ein professioneller Rückschnitt zur richtigen Zeit verleiht einer Pflanze nicht allein eine schöne Form, er erhält sie zudem gesund und fördert ihr Wachstum. „Stauden wie Rittersporn (Delphinium), Garten-Lupine (Lupinus polyphyllus) oder Gartensalbei (Salvia nemorosa) regt ein Rückschnitt nach dem Abblühen im Juni zu einer neuen Blütenbildung an und trägt zu schönem saftigen Grün und prächtigen Blüten bis in den Spätsommer bei“, weiß Leucht.
Ganz gleich, um welche Stressfaktoren es sich also handelt: Die wichtigste Grundlage für gesunde Pflanzen im Garten ist immer Wissen.