Kindgerechte Gartengestaltung

Spiel, Spaß und Entspannung

Gartenästhetik und Abenteuerwildnis, Spielspaß und gestaltete Beete – widerspricht sich das nicht eigentlich? Kann ein kindgerechter Garten gleichzeitig eine Wohlfühloase für die Eltern sein? Ein Gartenexperte erklärt, wie man einen Familiengarten plant, der für Kinder wie Eltern attraktiv ist.

Kinder wollen sich bewegen, Spaß haben und die Natur entdecken – auch im eigenen Garten. Da wird gematscht, gebaut, getobt, gesammelt, genascht und gestaunt, zusammen mit Geschwistern, Freunden, Eltern und Großeltern die kleine Welt hinter dem Haus entdeckt. Die Spielfreude und der Entdeckergeist der Kleinen stehen oft im Vordergrund der Gartenplanung junger Eltern. Aber eigentlich sehnen sich Erwachsene im Dauereinsatz auch nach kleinen Auszeiten vom Alltag, suchen Entspannung und Ruhe – und das besonders in der Natur rund ums eigene Haus. Vielleicht haben sie sogar ein Faible für außergewöhnliche Pflanzen und üppige Beete. Dann heißt es Kompromisse finden – oder einen guten Gartengestalter.

Passend zur Lebensweise der Familie
„Wir schauen immer zuerst, wie viele Kinder zur Familie gehören, wie alt sie sind und welche Bedürfnisse jedes einzelne Familienmitglied hat“, erklärt Gartengestalter Malte Leucht aus Stuhr seinen Ansatz beim Entwerfen eines individuellen Familiengartens. Der Experte weiß aus Erfahrung, dass Kinder sehr unterschiedliche Wünsche beim Spielen rund ums Haus haben. Je nach Alter und Charakter möchten die einen toben und Ball spielen, die anderen lieber bauen, matschen oder tüfteln und sich dafür vielleicht auch gerne zurückziehen. Das eigene Grün bietet unterschiedlichsten kleinen Persönlichkeiten Raum: Naturforschern, Hobbygärtnern, Sportlern, Bastlern und Träumern. Sowohl das Alter als auch die Neigungen der Kinder spielen daher bei der individuellen Gartenplanung immer eine große Rolle. Schließlich soll sich der Nachwuchs gern im Garten aufhalten.
Das gilt aber natürlich auch für die Eltern. Sie möchten sich ebenfalls in ihrem Garten wohlfühlen – mit eigenen Ruhezonen oder mit einem freien Blick auf den Nachwuchs. Vor allem aber mit einer Gartengestaltung, die ihrem Geschmack entspricht. Malte Leucht kennt die Problematik: „Es ist manchmal nicht ganz einfach, Spielbereiche in eine Gartengestaltung stilvoll zu integrieren. Deswegen ist es wichtig, diese so geschickt zu positionieren, dass sie das Gesamtbild des Gartens nicht stören. Aber mit einer durchdachten Planung können wir kindgerechte Gärten schaffen, die für alle Familienmitglieder passend sind.“ Malte Leucht zu seiner Vorgehensweise: „Wir arbeiten immer mit Gartentypen, setzen uns intensiv mit den ästhetischen Vorlieben der Gartenbesitzer auseinander, ganz unabhängig davon, ob wir einen kindgerechten oder einen reinen „Erwachsenengarten“ planen. Auch ein Garten, in dem sich Kinder verwirklichen, kann zum Beispiel designorientiert sein. In jedem Fall sollte auch ein kindgerechter Garten zum Haus und zur Lebensweise der Familie passen.“

Naturnah und dekorativ: Spielgeräte
So lassen sich zum Beispiel Sandspielbereiche eher designorientiert mit Cortenstahl oder naturnah mit Baumstämmen und verschieden großen Findlingen einfassen. Eine sie umgebende Bepflanzung bettet Spielzonen regelrecht in den Garten ein und ermöglicht gleichzeitig ungestörtes Spielen. Wichtig ist bei allen Überlegungen zur kindgerechten Gartengestaltung, nicht nur den Moment im Blick zu haben, denn aus kleinen werden ganz schnell große Leute, und die haben andere Bedürfnisse und Wünsche. „Wenn die Sandspielfläche nicht mehr attraktiv ist, kann sie zur Feuerstelle oder zum Chillbereich mit Strandfeeling für die Heranwachsenden umfunktioniert werden“, entwirft Malte Leucht eine Langzeitperspektive für einen Familiengarten, die oft über Jahrzehnte reicht.
Auch ein Trampolin ist aus heutigen Familiengärten kaum noch wegzudenken, beherrscht aber oft die Optik des gesamten Gartens. Bringt man das Trampolin ebenerdig an, ist es schon deutlich dezenter, und steht das Sportgerät doch auf höheren Beinen, lässt es sich beispielsweise mit hohen Gräsern umpflanzen, um es etwas in den Hintergrund treten zu lassen. Wer seine Gartenplanung mit Langzeitperspektive angeht, kann den Trampolinplatz auch gleich schon als gepflasterte Terrasse anlegen lassen. Dann hat das Sportgerät einen ebenen Untergrund und wenn es irgendwann ausgedient hat, braucht man es nur noch abzubauen und hat einen attraktiven zusätzlichen Sitzplatz.
Die Beispiele zeigen: Gute Gartengestaltung plant Spielbereiche so, dass sie ohne großen nachträglichen Aufwand umgenutzt werden können, wenn sich die Bedürfnislage in der Familie ändert. Oder aber sie setzt auf altbewährte Gartenelemente, die Kindern verschiedener Altersstufen und sogar Eltern Spaß machen: ein Barfußpfad zum Beispiel aus Zapfen, Rindenmulch, Steinen und Sand, ein kleiner Wasserlauf oder ein Tipi aus Weidengeflecht, das nach dem Austreiben der Zweige beides ist: ein schöner Rückzugsort und ein ganz besonderer Hingucker in einem natürlich angelegten Garten.
Nach Erfahrung des Gartenexperten reichen manchmal schon einzelne Elemente wie ein Kletterbaum oder ein schönes Baumhaus, um einen Garten für Kinder langfristig attraktiv zu machen. „Mit diesen Dingen verbinden die Kinder ihr Zuhause. Hier sind sie gern und hierhin werden sie immer wieder gern zurückkehren.“


Mit Oma und Opa die Natur bestaunen
Doch kindgerechte Gartengestaltung ist nicht nur für junge Familien ein Thema. Auch wenn Enkelkinder regelmäßig zu Gast sind, kann es sinnvoll sein, die Gartengestaltung einmal auf ihre Attraktivität für Kinder hin zu überprüfen. Da bietet es sich zum Beispiel an, Zierteiche in Sandmulden zu verwandeln, duftende Kräutergärten oder Hochbeete anzulegen, um dem Nachwuchs das Gärtnern näherzubringen. „Optimal ist es, wenn das Hochbeet sich in Greifnähe des Kindes befindet, das heißt, es sollte in der Arbeitshöhe auf das Kind abgestimmt sein“, erläutert Malte Leucht. „Und am besten bekommt jedes Kind sein eigenes kleines Hochbeet, um das es sich kümmern kann.“ Dies bepflanzen dann die Kinder mit allem, was einfach zu pflegen ist und gut schmeckt. Dauerbrenner in Kinder-Hochbeeten sind nach wie vor Erdbeeren, Tomaten oder Kapuzinerkresse, deren bunte Blüten sich in jedem Salat gut machen. Auch Zitronenmelisse oder außergewöhnliche Minze-Sorten wie Schoko-Minze begeistern die Kleinen. Dazu noch ein paar selbst gepflückte Johannisbeeren und das Naschgarten-Erlebnis ist perfekt.
Übrigens eignen sich Hochbeete auch dazu, ein Schildkrötengehege „auf Augenhöhe“ zu errichten, dann muss man sie allerdings viel größer dimensionieren. Generell halten sich Kinder gerne zur Tierbeobachtung im Garten auf. Käfer, Schmetterlinge, Bienen, Vögel – alles was krabbelt, flattert und pickt, ist interessant für die Kleinen. „Wir legen immer sehr viel Wert darauf, tierfreundliche Staudenbeete anzulegen, die für Schmetterlinge und Insekten genug Nahrung bis in den Herbst hinein bieten. Ein schöner Hausbaum oder immergrüne Sträucher bieten daneben Platz für Vögel“, erläutert der Gartengestalter. Und wenn durch Pflanzen wie Schmetterlingsflieder, Phlox oder Blaukissen, durch selbst gebaute Vogelhäuschen oder Insektenhotels für buntes Treiben im Garten gesorgt ist, kann der Nachwuchs mit Oma und Opa ausgiebig die Natur bestaunen – stundenlang.

Sicherheit im Kinder-Garten
Natürlich möchten Eltern, dass ihre Kinder der Natur möglichst sicher und stressfrei begegnen. Malte Leucht stellt das Thema „Wasser im Garten“ an erste Stelle aller Überlegungen zu einem kindersicheren Garten. „Besitzer eines Gartenteichs sind rechtlich dazu verpflichtet, ihr gesamtes Grundstück einzuzäunen – auch zum Schutz von Kindern aus der Nachbarschaft“, so sein Hinweis. Der Teich sollte außerdem unbedingt umzäunt werden, um kleine Kinder vor dem Hineinfallen zu bewahren. Gleichzeitig steht Wasser bei kleinen wie größeren Kindern im Garten natürlich hoch im Kurs. Um es gefahrlos zu erleben, setzt Leucht zum Beispiel auf Wasserspiele oder eine in den Sandspielbereich integrierte Pumpe oder Viehtränke. „Sie stellen für Kinder keine Gefahr dar, weil sich hier das Wasser nicht ansammelt. Außerdem sind Wasserspiele auch sehr schön an das individuelle Gartenkonzept der Eltern anpassbar.“

Den sorgsamen Umgang mit der Natur vermitteln
Ob offene Gartengestaltung mit Blick auf die Kleinen oder Aufteilung des Gartens in verschiedene Zonen für Erwachsene und Kinder – Malte Leucht realisiert die unterschiedlichsten Gartenträume von Familien: „Wir haben heutzutage viele Möglichkeiten, den Garten für Alt und Jung gleichermaßen attraktiv zu gestalten – die sollten wir nutzen. Denn in der digitalen Zeit ist analoges Spielen im Garten und in der Natur wichtiger denn je.“ Der Garten, so der Experte, sollte ein sicherer Spielort sein, in dem Kinder zu jeder Tageszeit der Natur nahe sein können.