Bäume in Oberneulander Gärten
Der Taschentuchbaum
Ein jahrtausendealter gemeinsamer Weg verbindet uns Menschen mit Bäumen. Sie boten stets Schutz, Baumaterial, Nahrung, Medizin und Brennholz. Der Baum gilt als ein Symbol der Schöpfung und des Lebens. In vielen Kulturen und alten Religionen ist er tief verankert. Der wichtigste Baum des Christentums findet sich im Alten Testament: der Baum der Erkenntnis.
Bäume sind einzigartige Lebewesen und jeder für sich ein Unikat. Sie reinigen die Luft, spenden an heißen Tagen Schatten und sind Lebensraum für hunderttausende kleiner Tiere und Kleinstlebewesen. Und sie sind mit ihrer Langlebigkeit ein entspannter Gegenpol in unserer schnelllebigen Gesellschaft. Ein Spaziergang unter Bäumen ist mit das Beste, was wir für Körper, Geist und Seele tun können. Die Luft riecht würzig und frisch, das Laub raschelt, die Zweige wiegen sich im Wind. Sogenannte Terpene, die in der Waldluft enthalten sind, stärken unser Immunsystem. Zwischen Bäumen zu wandeln heißt, richtig abzuschalten.
Aber auch einzelne Bäume, die wir vom Fenster aus täglich sehen, können Heilprozesse beschleunigen und als Kraftquelle gelten. Ein besonders schönes und imposantes Exemplar dieser Kraftspender steht im Garten der Familie Herrmann in Oberneuland.
Kraftspender mitten in Oberneuland
Der Taschentuchbaum oder auch Taubenbaum ist der einzige Vertreter der Pflanzengattung Davidia. Seine beiden deutschen Namen verdankt (bot.) Davidia involucrata var. vilmoriniana den weißen Hochblättern. Sie erinnern den Betrachter wahlweise an Taschentücher oder Tauben.
Der Botaniker Armand David entdeckte ihn 1868 in China, wo er in den Provinzen Sichuan und Hubei beheimatet ist. Als beliebter Zierbaum steht er nicht nur in privaten Gärten, wie hier im Garten der Familie Herrmann – wo er vor 25 Jahren gepflanzt wurde, sondern auch in Parks und botanischen Gärten. In China erreicht der Taschentuchbaum eine Wuchshöhe von bis zu 20 Metern. In unseren Breiten erreicht er durchschnittlich Höhen von sechs bis acht Metern.
Das Besondere an dem edlen Zierbaum sind seine traumhaft schönen, rahmweißen, herabhängenden Hochblätter. Wie weiße Taschentücher flattern sie im Wind oder von weitem ähneln sie einem Taubenschwarm, der gurrend in den Zweigen sitzt. Die langen Hochblätter, von Botanikern Brakteen genannt, sind ganzrandig oder gesägt und unterschiedlich groß. Das größere Blatt erreicht eine Länge von bis zu 16 Zentimetern. Nur halb so groß wird das kleinere Blättchen. Diese Blätter verleihen dem Baum sein charakteristisches Aussehen und umhüllen die kugelförmigen Blütenstände. Davidia involucrata var. vilmoriniana blüht von April bis Juni. Die kugelförmigen Blüten sind, im Gegensatz zu den cremeweißen Brakteen, unscheinbar und werden rund zwei Zentimeter groß.
Für den Gartenfreund gilt allerdings: Geduld ist eine Zierde! Der Blütenbaum lässt sich vor seinem ersten großen Auftritt Zeit. Er blüht frühestens nach zehn Jahren! Aus den Blüten entwickeln sich dann im Oktober länglich-bräunliche Steinfrüchte, die in ihrer Optik Walnüssen ähneln. Sie wachsen auf drei bis vier Zentimeter heran und enthalten jeweils bis zu fünf Samen. Diese haben eine Keimzeit von 18 Monaten.
Text und Foto: Meike Müller
Haben Sie auch ein ähnlich außergewöhnliches Exemplar in Ihrem Garten oder kennen den Standort eines besonders alten
oder seltenen Baums in Oberneuland?
Dann schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an: magazin@oberneuland.info