Zeit für neue Mitbewohner

Die Pflanzzeit hat begonnen

Endlich pflanzen! Diesen Stoßseufzer hört man von Gartenbesitzern vor allem im Frühjahr, wenn frisches Grün und bunte Blüten in Scharen auf vom winterlichen Grau ausgehungerte Käufer warten. Dabei ist für viele Pflanzen der Herbst die weitaus bessere Zeit, um sie in die Erde zu bringen, denn jetzt heißt es: Weichen stellen für die nächste Saison.
Nach einem langen, kalten Winter steigt die Lust von Gartenbesitzern auf frisches Grün und die ersten bunten Blüten natürlich fast ins Unendliche. Entsprechend groß ist zum Frühlingserwachen dann auch der Andrang in Gartencentern, Bau- und Pflanzenmärkten. Aus Sicht des professionellen Garten- und Landschaftsbaus allerdings beginnt die eigentliche Hauptpflanzzeit im Herbst. „Für Gehölze, Solitäre und größere Heckenpflanzen, aber auch viele Stauden ist jetzt genau die richtige Zeit“, betont dann auch Gartengestalter Andreas Leucht.

Mehr Qualität und Zeit
Hauptgrund, warum Profis wie Andreas Leucht vorzugsweise im Herbst und Winter pflanzen, ist die Qualität der Pflanzen: „Wir pflanzen ja vor allem Ballenware“, erklärt er. Im Gegensatz zu sogenannten Containerpflanzen, die in Töpfen gezüchtet werden, wurzelt Ballenware direkt im Erdreich, hat also reichlich Platz, ein dichtes und fein verästeltes Wurzelwerk zu entwickeln, was für eine optimale Versorgung mit Wasser und Nährstoffen wichtig ist. Da diese feinen Wurzeln aber beim Abstechen der Pflanze zwangsläufig in Mitleidenschaft gezogen werden, darf dies erst nach Ende der Vegetationsperiode, also im Herbst, erfolgen. „Die Pflanzen können dann problemlos verpflanzt werden – und das eigentlich den ganzen Winter über, sofern es nicht friert“, erklärt Andreas Leucht. Das gilt im Übrigen auch für Pflanzen aus dem eigenen Garten, die an einen anderen Standort umgesetzt werden sollen. Bei frostempfindlichen Sorten empfiehlt der Experte allerdings, sich bis zum Frühjahr zu gedulden. „Neben der Pflanzenqualität ist ein weiterer großer Vorteil der Herbstpflanzung, dass die Pflanze sich, wenn dann im Frühjahr die Vegetationsperiode beginnt, schon gut akklimatisiert hat und gleich voll im Saft steht. Man gewinnt also Zeit“, liefert der erfahrene Planer einen weiteren Grund, warum der Herbst aus Profisicht optimal zum Pflanzen ist. Wer es also im Frühjahr möglichst rasch üppig grün in seinem Garten haben will, sollte in jedem Fall unmittelbar nach Ende der eigentlichen Gartensaison die Weichen dafür stellen und seine neuen Mitbewohner in die Erde bringen. Damit diese dann im kommenden Jahr gut austreiben können, geben Profis wie Andreas Leucht ihnen eine Portion Nährstoffe mit auf den Weg – und zwar in Gestalt eines organischen Düngers. „Dessen Nährstoffe werden im Boden nur ganz allmählich freigesetzt“, erklärt er, „das heißt, sie stehen genau dann voll zur Verfügung, wenn der Austrieb im Frühling ansteht.“ Perfektes Timing, sozusagen.

Frostschutz nicht vergessen
Eins sollte man nicht nur bei Pflanzen, die im Herbst gepflanzt werden, nicht vergessen: das Gießen, denn: „Die meisten Pflanzen, die den Winter nicht überstehen, sind nicht erfroren, sondern vertrocknet“, warnt Leucht. Und ganz unabhängig davon, wann gepflanzt wird, gilt, dass Standortbedingungen und Ansprüche der Pflanzen zusammenpassen müssen: „Mediterranes braucht in jedem Falle einen Winterschutz und selbst der als so unempfindlich geltende Kirschlorbeer verträgt definitiv keine frostige Zugluft“, fasst er zusammen.

Buntes Blütenmeer vorbereiten
Neben dominierenden und dauerhaften Pflanzen sind es natürlich vor allem auch die Zwiebeln, die vor dem Frost in den Boden gebracht werden sollten, damit sie in der kommenden Saison den gewünschten farbenfrohen Frühstart im Beet hinlegen können. Hier gilt in Sachen Qualität die einfache Faustregel: je dicker die Zwiebel, desto besser, denn: „Die Zwiebel ist das Nährstoffdepot für Tulpe, Narzisse und Co.“, erläutert Andreas Leucht. „Und je mehr Nährstoffe sie mit auf den Weg bekommen, desto kräftiger der Austrieb.“ Gestaltungsprofis wie er können mit den vielseitigen Frühstartern wahre Kunstwerke in ansonsten noch winterlich karge Gärten malen. Zwischen 60 und 120 Zwiebeln versenken sie je nach Blütengröße pro Quadratmeter in der Erde, um das gewünschte üppige Bild zu erhalten, und lassen sich dabei gern vom Zufall die Hand führen: „Zwiebeln bloß nicht in Reih und Glied setzen“, warnt der Profi. „Das sieht steif und unnatürlich aus. Besser die Zwiebeln willkürlich über die Fläche verteilen, bei mehreren Farben vorher gut durchmischen und einfach dort vergraben, wohin der Zufall sie verschlagen hat. So ergibt sich ein wunderbar natürliches Pflanzbild.“
Wer es also im Frühjahr kaum abwarten kann, dass sich vor der Terrassentür endlich wieder Leben und Farbe einstellen, ist rundum gut beraten, dafür im Herbst schon einmal aktiv zu werden. Gartenpause ist noch lange genug.