Gib Acht bei Windstärke 8!

Pflegetipps für gesunde Bäume

Wenn Maximilian Salzer in einem Wald steht, könnte es passieren, dass er vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, aber genau weiß, wie es um ihn bestellt ist. Schließlich entdeckt der Profi meist auf den ersten Blick, ob sich ein Baum wohlfühlt.

Wetterkapriolen gehören längst nicht mehr nur in den Herbst. „Die Stürme im Sommer haben in den vergangenen Jahren zugenommen“, sagt Bremer Baumdienst-Chef Maximilian Salzer. Zahlen, die dieses individuelle Gefühl untermauern, gibt es für das laufende Jahr noch nicht. Aber allein Poly sorgte in Norddeutschland für Aufregung und zwei Tote. Und wahrscheinlich wird sich der ein oder andere noch an belaubte Bäume erinnern, die scheinbar grundlos im Frühsommer umstürzten.
So fiel im Frühsommer ein Baum „einfach so“ auf ein Kindertrampolin an der Oberneulander Landstraße, brachen an der Franz-Schütte-Allee vollbelaubte Äste plötzlich ab. Der Grund für dieses Verhalten ist wahrscheinlich Wassermangel. Auch das Alter der Bäume spielt oftmals eine Rolle. „Nicht alle Sorten können gleichermaßen mit den aktuellen Wetterbildern umgehen. Starke Regenfälle nach einer Hitzeperiode können den Wurzeln zusetzen.“
„Nach jedem Sturm ist es sinnvoll, einen Blick auf die Bäume zu werfen, Risse im Boden und Totholz können auch Laien erkennen“, erklärt Maximilian Salzer und verrät die Formel: „Ab Windstärke 8 gib Acht!“, die vor allem für Bäume gilt, von denen man meint, dass mit ihnen alles in Ordnung ist. „Schäden kann es bei jedem Sturm geben!“ Dem Profi stehen für ein Gutachten natürlich noch ganz andere Parameter zur Verfügung. „Wir können Bohrwiderstandsmessungen und Schalltomographien durchführen, die uns bei der Begutachtung helfen. Dennoch gilt auch beim Profi der erste Blick der Gestalt des Baumes. „Wie sind die Äste angeordnet, im Sommer gucken wir nach Totholz, beurteilen die Kronengröße und -struktur und das Alter, sind Anzeichen von Schädlingen zu sehen“, sagt der Profi. Erst dann kann entschieden werden, ob ein Baum gesund ist. „Bäume sind Individuen, das sollte man dennoch nie vergessen.“
Der Wassermangel des Frühjahrs spiegelt sich beispielsweise darin wider, dass die Kronen luftiger werden, ein Baum weniger oder kleinere Blätter ausbildet. „Wer genau hinschaut, sieht, dass die Baumkronen in den vergangenen vier, fünf Jahren ‚durchsichtiger’ geworden sind“, erklärt Maximilian Salzer. Tatsächlich kann man derzeit beobachten, dass einige Bäume Kronenpartien aufgeben: „Durch den Wassermangel ziehen sich Kronen sukzessive drei, vier Meter zurück. Dadurch entstehen sogenannte Sekundärkronen.“
Reichte es vor zehn Jahren noch, alle vier, fünf Jahre einen Baum zu checken, sollten Gartenbesitzer regelmäßig im Winter (unbelaubt) und im Sommer (belaubt) bewusst einen Blick auf Stamm, Krone und Boden werfen. „Es gibt viele Möglichkeiten, wie man Bäumen helfen kann, fit für die Sturmsaison zu werden.“ Manchmal kann man Kronen stützen, durch geschickten Schnitt und Bänder sturmfest machen. „Man kann feststellen, dass die Pflege in den vergangenen Jahren intensiver geworden ist, bewusster und öfter durchgeführt werden muss.“
Deswegen, so ist Maximilian Salzer überzeugt, sollte man bei Neupflanzungen darauf achten, Bäume zu wählen, die besser mit Hitze und wenig Wasser umgehen können. „Hopfenbuche, Schwedische Mehlbeere oder auch die Silberlinden sind
beispielsweise gut geeignet“, weiß Maximilian Salzer.

Text und Foto: Antje Scheinert