„You Can Go Your Own Way”
Songwriter und Produzent Florian Hüneke im Interview
Für die einen ist es eine Songzeile, für die anderen eine Lebensmaxime und für Florian Hüneke irgendwie beides und ein weiterer Schritt auf der Erfolgsleiter. Der Oberneulander Songwriter und Produzent konnte mit diesem Fleetwood Mac Remake einen Plattenvertrag bei Armada Music ergattern.
Vielleicht sind im Juni dem ein oder anderen Spaziergänger ein Aston Martin, zwei Männer und eine Frau aufgefallen – eine Kamera muss auch dabei gewesen sein. „Wir haben hinter dem Deich ein paar Sequenzen mit Jania gedreht“, sagt Florian Hüneke lachend. Dieser kleine Take, auf Facebook gestellt, war es, der das Oberneuland Magazin auf ihn aufmerksam gemacht hat. Zuvor hatte sich der 28-Jährige zwar nicht versteckt, aber das Leben als Produzent und Songwriter katapultiert einen meist nicht ins Rampenlicht. Das könnte sich mit dem neuen Song ändern.
Herzlichen Glückwunsch – über 130.000 Klicks auf YouTube innerhalb der ersten Woche und einen Plattenvertrag mit Armada Music! Was bedeutet das für ToneNation (Florian Hüneke) und Smartsin (Robert Krajewski)?
Florian Hüneke: Während wir schauen, wie sich „Go Your Own Way“ entwickelt, sind wir tatsächlich schon wieder dabei, neue Songs zu schreiben. Für uns ist es das Daily Business, jeden Tag an neuen Songs und Produktionen zu arbeiten.
Warum ist „Go Your Own Way“ dann doch so besonders?
Florian Hüneke: Robert und ich saßen arbeitend zusammen, als wir zufällig das Original von Fleetwood Mac gehört haben und wussten beide: Das ist es. Es passt in die Zeit und zum Zeitgeist: Mach dein Ding. Wir haben alles überarbeitet, in Moll umgeschrieben und versucht, den Song in die moderne Richtung zu produzieren — so kam es dazu, dass der Titel sehr lässig, chillig, aber trotzdem Mainstream wurde. Sonst hätte es sich wie ein Schlager angehört. Wir mussten uns dann um die Freigabe von Lindsey Buckingham kümmern. Er hatte es als Gitarrist der Band in den 70ern geschrieben.
Wie lange hat das gedauert?
Florian Hüneke: Wir haben im vergangenen September begonnen und seit dem 2. Juli ist der Song auf dem Markt.
Und dann hat Armada Music – das Label des niederländischen DJ Armin van Buuren – Potenzial im Track entdeckt und euch einen Vertrag angeboten?
Florian Hüneke: Ja, wir sind jetzt offizielle Künstler von Armada.
Das klingt nach der Tür zum Erfolg. Wann war dir klar, dass du Musiker werden musst?
Florian Hüneke: Eigentlich schon als Kind. Mein Vater ist Musiker – als ich ganz klein war, sorgte er in verschiedenen Restaurants für Livemusik. Als kleiner Steppke durfte ich oft mit, bekam Pommes und guckte zu. Angeblich war ich so konzentriert, dass ich mich durch nichts abbringen ließ.
Mit vier Jahren wollte ich unbedingt Schlagzeug spielen, aber für das Alter hat sich kein Lehrer gefunden, sodass mein Vater mir die ersten Noten beibrachte. Mit sieben Jahren bekam ich dann „richtigen“ Unterricht. Klavier und Gitarre folgten.
Ich denke, mit 13, 14 Jahren stand für mich fest, dass ich etwas mit Musik machen möchte. Ich begann selbst Songs zu schreiben.
Da dein Vater Musiker ist, hatten deine Eltern bestimmt nichts dagegen?
Florian Hüneke: Meine Eltern standen immer hinter mir und meinen Entscheidungen. Wir hatten immer den Deal, dass ich so lange zur Schule gehe, bis ich genau weiß, was ich möchte. Als ich die Deutsche POP entdeckte, wusste ich, was ich wollte. Ich erklärte meinen Eltern, dass ich dort hin möchte. Ich brach darauf umgehend mein Abitur ab. Um das halbe Jahr bis zum Beginn der Deutschen POP zu überbrücken, arbeitete ich als Hotelpage im Park Hotel. Da hatte ich schon früher mein Taschengeld aufgebessert.
Die Deutsche POP?
Florian Hüneke: Das ist eine Akademie für Kreative mit mehreren Standorten. Ich war in Hamburg und habe dort gelernt, was es heißt, Musik zu produzieren. Dort habe ich die ersten Kontakte in der Szene knüpfen können und meine Leidenschaft fürs Produzieren und Schreiben ausgebaut.
Ich hatte das Glück von den Produzenten Ingo Hauss und Hayo Lewerentz (U96 – Das Boot, Mystic – Ritmo de la Noche u.v.m. ) gefördert zu werden. Durch Ingo und Hayo habe ich viel Erfahrung sammeln dürfen und so kam eins zum anderen.
Ich produzierte einfach alles was ging, vom Jingle bis zur elektronischen Musik. Ich ging mit U96 als Schlagzeuger auf Tour, habe vor Tausenden von Leuten auf großen Bühnen spielen dürfen und dabei noch andere Länder gesehen.
Eigentlich wolltest Du mit U96 wieder auf Tour gehen, als die Pandemie allen einen Strich durch die Rechnung machte.
Florian Hüneke: Stimmt, wir wollten unter anderem nach Schweden und Bulgarien, aber durch Corona sind ja leider die Veranstaltungen weggebrochen. Das hat die ganze Branche verändert. Früher flog man zum Songwriting nach Nashville, heute geht das alles online. Glücklicherweise gibt es die technischen Möglichkeiten. Zwischendurch war es so, dass Robert in Hamburg in seinem Studio saß und ich in meinem in Bremen und wir trotzdem gut miteinander arbeiten konnten. Ebenso mit unserer Sängerin Jania, die aus Fischerhude kommt.
Ein Hoch auf die Technik.
Florian Hüneke: Gut, dass es sie gibt und funktioniert, dadurch konnten wir trotz des Lockdowns weiterarbeiten. Aber das direkte Zusammenarbeiten ist schon deutlich besser.
Was fasziniert dich so an Musik?
Florian Hüneke: Das, was sie mit einem macht. Wenn meine Musik nur einen Menschen bereichert, macht mich das glücklich. Ich freue mich schon wieder, wenn wir auf Tour gehen können und die direkte Reaktion miterleben. Außerdem stehen schon weitere Projekte an. Robert und ich produzieren unter anderem für Mokaby, der mit seinem Hit (The Passenger) bereits Gold und Platin erreicht hat. Neues von ToneNation und Smartsin ist auch schon in Arbeit – es wird definitiv nicht langweilig.
Was machst du, wenn du nicht im Studio bist?
Florian Hüneke: Tatsächlich benötigen meine Ohren manchmal Erholung, dann ist es perfekt, dass ich hier in Oberneuland mit meinem Hund durch die Parks oder über den Deich spazieren gehen kann. Fußball ist durch Corona leider die letzten Monate weggebrochen, somit muss ich mich erst mal mit Joggen fit halten. Ansonsten ist mir die Zeit mit der Familie und Freunden sehr wichtig.
Der Link zum Video auf YouTube: https://youtu.be/5ASjmG4Lv4I
Text: Antje Scheinert, Foto: Antje Scheinert/Hayo Lewerentz