Anregungen stiften

AFAS-Stiftung der Oberneulander Familie Seggel

Besonders Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Natur zu ermöglichen, Neugier zu erwecken und Anregungen zu stiften, ist der Hauptgedanke der 2017 gegründeten AFAS-Stiftung der Oberneulander Familie Seggel, die maßgeblich an der Förderung des Neubaus für ein neues Affenhaus auf dem Gelände der botanika beteiligt ist. Wie sehr Alfred Seggel und seiner Frau Helga zudem der Schutz der Wümmeniederung, der Bremer Tierschutz sowie die Erhaltung und Pflege des Achterdiekparks am Herzen lag und liegen, zeigt das Engagement für diese Projekte.

Tue Gutes und sprich darüber: 2017 hat die Oberneulander Familie Seggel die AFAS-Stiftung für die Bremer Gibbons ins Leben gerufen, um die botanika beim Bau eines neuen Hauses für die Weißhandgibbons zu unterstützen. Im Weiteren fördert die Familie die Stiftung NordWest Natur beim Projekt „Mehr Natur in der Wümmeniederung“ sowie den Bremer Tierschutzverein und den Verein Achterdiekpark.
Motor und Hauptinitiator der AFAS-Stiftung war der Anfang 2020 verstorbene Alfred Seggel, ein Bremer Kaufmann der alten Schule, der als Baumwollimporteur tätig war. Unterstützt durch seine Ehefrau Helga war es ihm ein besonderes Anliegen, sich für Tiere und Natur zu engagieren.
„Unser Vater war zeit seines Lebens sehr naturverbunden. Das Wohl von Tieren, aber auch der Erhalt und die Pflege von schützenswerten Flächen lag ihm sehr am Herzen“, erzählen die Kinder Uta und Ulf Seggel.
„Wir waren ständig in der Natur unterwegs, sei es auf Reisen, mit dem Fahrrad im Blockland, in der Wümmeniederung oder an den Sonntagsspaziergängen im Rhododendronpark. Mein Mann hat den Kindern Flora und Fauna auf spielerische Weise und immer im Zusammenhang mit dem direkten Umfeld erklärt“, berichtet Helga Seggel.
„Wäre unser Vater nicht als Kaufmann erfolgreich gewesen, dann sicher als Förster, denn das war sein eigentlicher Traumberuf“, erinnert sich Ulf Seggel.
Zudem hat Alfred Seggel Katzen geliebt und sie als treue Begleiter sehr geschätzt. Daher rührend auch das Engagement für das Bremer Tierheim, das aufgrund seiner Zuwendungen ein neues Katzenhaus erhielt.
„Unser Vater glaubte, dass er zeit seines Lebens sehr viel Glück und Erfolg erleben durfte. Mit der Stiftung wollte er einfach etwas zurückgeben, nur sprechen wollte er darüber nicht – eher als stiller Förderer im Hintergrund bleiben“, weiß Uta Seggel.
Aber nun hat sich die Familie entschlossen, seine Visionen auch mit anderen zu teilen und öffentlich zu machen, um somit Aufmerksamkeit für die Projekte zu erzielen und sie ins Bewusstsein zu rufen. Ganz nach dem Motto: Tue Gutes – und sprich darüber.

Tierpark in der Nachbarschaft

1972 zog die Familie Seggel von Schwachhausen in das damals neu entstandene Baugebiet im Nedderland, in die direkte Nachbarschaft zum damaligen Bremer Tierpark, den der pakistanische Großtierhändler George Munro 1966 Jahre eröffnet hatte. Doch die exotische Kulisse war mehr Schein als Sein, denn Tiere, wie Tiger, Elefanten, Zebras oder Affen wurden schlecht versorgt und in viel zu kleinen Käfigen gehalten. Zudem war die Infrastruktur des Tierparks nicht ausreichend bedacht worden, es fehlte eine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und wer den Tierpark besuchen wollte, musste sich oftmals Stunden vor dem Einlass auf den Weg zum Achterdiek machen. Eigentlich war das Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt – 1973 war der Tierpark dann auch zahlungsunfähig.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bremern hatte die Familie Seggel das Gelände praktisch vor der Haustür. Uta und Ulf Seggel erlebten den Tierpark zwar nur noch in seinen „letzten Zügen“, entwickelten aber eine starke Verbundenheit mit den tierischen Bewohnern und nicht selten musste Alfred Seggel seine Kinder vom Gelände holen. „Wir konnten die Tiere hören und riechen und durch den Zaun gab es einen Durchschlupf auf das Gelände, den wir aus Neugier unerlaubterweise nutzten“, erinnern sich Ulf und Uta Seggel. „Der Tierpark übte schon einen großen Reiz auf uns Kinder aus.“
Zu dieser Zeit war das Nedderland noch dünn besiedelt. Alles glich einer großen Baustelle und überall gab es etwas zu entdecken und zu erkunden. Nach der Schließung wurde auch das Gelände des Tierparks zu einem zusätzlichen Abenteuerspielplatz für die Kinder des Wohngebietes. Nach dem Verkauf der Tiere und des mobilen Inventars blieben feste Bauten wie Wirtschaftsgebäude und Stallungen zunächst stehen. Ein Teil des Geländes erwarb schließlich die Stadt Bremen.

Reiher, Frösche und Libellen statt Großkatzen und Elefanten

Nachdem das Areal zunehmend verwahrlost und zur Gefahr für Mensch und Tier geworden war, wurde 1976 mit den Aufräumarbeiten begonnen und danach auf Initiative des Verein Achterdiekpark e.V. ein Ort für Natur, Umwelt und Erholung geschaffen. In den Jahren danach wurden Tausende Bäume und Büsche gepflanzt, ein kleiner Rodelberg, ein Bolz- und ein Spielplatz angelegt und die aus Zoozeiten stammenden Gewässer vertieft.
Für Alfred und Helga Seggel war es selbstverständlich, sich gemeinsam mit rund 100 weiteren Familien für den Erhalt von altem und neu gepflanztem Baumbestand des Parks zu engagieren. Sträucher, Büsche und Teiche bilden nun eine Idylle für die nahe Erholung. Der Achterdiekpark ist nun ein Lebensraum für Enten, Reiher, Molche, Kröten und Libellen, die sich im Feuchtgebiet wohlfühlen.

Besondere Herzensangelegenheit

Sei es nun aus einer sentimentalen Erinnerung an den ehemaligen Tierpark oder die Verbundenheit zum Rhododendronpark bzw. zur botanika – ein neues Zuhause für die Weißhandgibbons war für Alfred Seggel eine ganz besondere Herzensangelegenheit, die eine Geschichte hat.
Vor allem in den 1980er Jahren machte das Gartencenter Vida in Huchting von sich reden, schließlich beherbergte es einen großen Privatzoo. Zeitweise waren es mehr als 250 Tiere, darunter auch Tiger, Elefanten und Weißhandgibbons. Nach der Schließung 2016 wurden viele der Tiere an Zoos verkauft, aber die kleinen Menschenaffen sollten, anders als damals bei der Auflösung des Tierparks von George Munro, in Bremen bleiben und die Bremer weiter die Möglichkeit haben, „ihre Gibbons“ zu besuchen. Josef Vida wandte sich an die botanika, die bereits Erfahrung mit der Haltung von Tieren als Ergänzung zu ihren großen Schaugewächshäusern hatte.
Seitdem beherbergt die botanika nun die kleinen Menschenaffen, die normalerweise in den Regenwäldern Südostasiens beheimatet sind. Damit sich Knuppy, Yuna, Wody und Jupp noch wohler fühlen und artgerecht gehalten werden können, bedarf es eines größeren Zuhauses. Bereits im vergangenen Jahr wurde mit Mitteln der AFAS-Stiftung und der Förderung durch weitere Spender mit dem Bau des neuen Innen- und Außengeheges begonnen, nun geht es noch darum, die Innenausstattung optimal gestalten zu können – im Sommer 2021 soll die Eröffnung stattfinden. Ganz im Sinne von Alfred Seggel erhalten die Gibbons nun mehr Platz, um sich wohlfühlen zu können. Auch für die Besucher der botanika soll das Gehege ein Anziehungspunkt sein, sodass sie viel über unsere nahen Verwandten und die Bedeutung ihres Schutzes lernen können.

Text: Meike Müller, Foto: Meike Müller