Ausgezeichnete Mixed-Media-Collagen

Ausstellung in der Galerie Mönch

In der ersten Ausstellung des Jahres 2023 wurden im März und April Werke der deutsch-italienischen Künstlerin Patrizia Casagranda in der Galerie Mönch präsentiert. Nach ihrer ersten Ausstellung 2018 war die Krefelderin mit „Colourful Souls“ zum zweiten Mal bei Christine und Jochen Mönch zu Gast.
Künstlerin Patrizia Casagranda sorgt mit ihrem unverwechselbaren Stil für Aufsehen. 2019 war sie auf der Art Miami Basel vertreten und hat 2021 zwei Preise auf der Biennale in Florenz sowie den Deutschen Kunstpreis erhalten. 2022 kam u.a. der Golden Art Award der Osten Biennale hinzu. Dementsprechend groß war auch das Interesse für ihre zweite Ausstellung bei Christine und Jochen Mönch, die am 12. März eröffnet wurde. Eins wurde sofort bei Betreten der kleinen Galerie deutlich: In den zurückliegenden Jahren hat sich Casagrandas Stil verändert. Waren es 2018 die Collagen aus Fotos, entwickelte die Künstlerin bis zum heutigen Zeitpunkt schrittweise eine außergewöhnliche Layertechnik aus recycelten Materialien, Schablonen und dreidimensionalen Rastern – die an die Kunst der Pop Art erinnern. Mit dieser entwickelten Technik ist aber definitiv etwas vollkommen Neues entstanden, das es zuvor noch nicht gab. Es folgten dementsprechend die bereits erwähnten Auszeichnungen und Nominierungen sowie zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, die Publikum und Fachwelt begeistert haben.
Patrizia Casagranda, 1979 in Stuttgart geboren, schloss 2002 ihr Design-Studium in Krefeld ab, besuchte dann Malakademien und arbeitete zunächst als Grafikerin. Seit 2015 ist sie freischaffend als Künstlerin in Deutschland, den Niederlanden und Indien tätig.
„Ich male seit meinem 13. Lebensjahr“, erzählt sie, „und gestaltet habe ich mein Leben lang.“ Zum Beispiel gehörte es zu ihren früheren beruflichen Aufgaben, Künstlerbücher zu gestalten, u.a. für Markus Lüpertz und Günther Uecker. 2015 entwarf sie ihre erste eigene künstlerische Serie aus Fotocollagen und Porträts. Im Jahr darauf hat sie sich mit pompejanischer Malerei beschäftigt und daraus ihre zweite Serie geschaffen. Indische Müllsammlerinnen stehen im Mittelpunkt ihrer dritten Bilderfolge. Dafür hat sie in Indien Frauen porträtiert, die sich mit dem Sammeln wiederverwertbarer Dinge ihren Lebensunterhalt verdienen.
Frauen sind auch der Inhalt der Serie, die jüngst entstanden ist. Ihre Porträts moderner Ikonen und indischer Müllsammlerinnen sorgen für ein Spannungsgefüge, aufrüttelnd und ästhetisch zugleich. Aus der Kombination von Collage bzw. Decollage, Malerei, Street Art, Typografie und mit der Verwendung von Schablonen schafft Casagranda ausdrucksstarke Werkserien, die auf ein Thema oder einen Materialitätsaspekt fokussiert sind. Bewusst setzt sie für die Basis Alltagsmaterialien ein, die spürbar sind, über die sie dann ein Punkteraster aus eingefärbter Mörtel-Gips-Mischung legt. Auf den ersten Blick wirken ihre Werke zunächst sehr illustrativ und ästhetisch. Dann offenbaren die verwendeten Materialien immer neue Ebenen und Perspektiven. Bis zu 15 Schichten sind nötig, um ein Werk entstehen zu lassen, welches sich aufgrund des aufgelegten Rasters im Näheren verunklärt – und erst in einer gewissen Entfernung die volle Bildsprache entwickelt. Eine spannende Erfahrung für die Betrachter, die so im Wechsel von Nähe und Distanz ganz unterschiedliche Wirkungen der Frauenporträts und des Bildinhalts erfahren können.
Die eindrücklichen, reliefartigen Mixed-Media-Collagen sind allesamt Unikate, bestehend aus Holz, Pappe, Gips, Jute, Textilien und recycelten Lkw-Planen.

Text und Foto: Meike Müller

Galerie Mönch, Oberneulander Landstraße 153, 28355 Bremen, Tel. 0421 256652,
Öffnungszeiten: sonntags 16-18 Uhr und jeden Tag nach telefonischer Vereinbarung.