Bereichernder Einsatz für ein bereicherndes Netzwerk
STIFTUNGSHAUS BREMEN e. V.
Sich bereichert fühlen. Ein wertvoller Zustand, der oft daher rührt zu geben statt zu nehmen. Menschen, die sich einer Aufgabe mit leidenschaftlichem Einsatz widmen, tun dies meist, weil sie davon überzeugt sind. Wenn Menschen ihre Ziele verfolgen, weil sie es wollen, anstatt zu müssen und um anderen damit zu helfen, treffen wir auf Personen wie Ingrid Bischoff.
2003 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des STIFTUNGSHAUS BREMEN e. V. Der gemeinnützige Verein versteht sich als Dachorganisation sowie Interessenvertretung für Stiftungen und seit zwölf Jahren ebenso für gemeinnützige Vereine.
Aktuell hat der STIFTUNGSHAUS BREMEN e. V., kurz Stiftungshaus, 106 Vereins- und Stiftungsmitglieder, darunter u. a. die Bernd-Artin-Wessels-Krebsstiftung, die Conrad Naber IUB-Stiftung, die Tabea-Stiftung, die Dietmar Schönherr und Luise Scherf Stiftung für Pan y Arte, die Stiftung der Universität Bremen, der SOS-Kinderdorf Bremen e. V., der Trauerland – Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e. V., der arco Bremen-Osterholz e. V. u. v. m. Das Stiftungshaus agiert als Kommunikations- und Organisationsplattform mit dem Ziel, Menschen sowie Institutionen „zum (Zu-)Stiften und Spenden zu motivieren.“
Dafür organisiert Geschäftsführerin Ingrid Bischoff u. a. sechs Veranstaltungen pro Jahr. Diese sollen die Möglichkeit für Netzwerk, Austausch, Information und Problemlösungen bieten. Darüber hinaus können sich Stiftungen und Vereine, bzw. angehende, kennenlernen und gegebenenfalls untereinander kooperieren. „Nach dem Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand aus dem Berufsleben holte mich Prof. Dr. Bernd-Artin Wessels in das Stiftungshaus.
Mein Anliegen ist, stets Ansprechpartnerin für unsere Mitglieder zu sein. Die einzelnen Veranstaltungen organisiere ich mit viel Engagement. Dabei half mir von Anfang an ein durch frühere Tätigkeiten aufgebautes Netzwerk“, berichtet Bischoff und fügt hinzu: „Gerade das Netzwerk ist für den Aufbau und die Weiterentwicklung von Stiftungen und gemeinnützigen Vereinen sehr wichtig. Auch für mich selbst ist der Kontakt zu einzelnen Mitgliedern von großer Bedeutung. Für die Bereicherung, die ich durch meine Arbeit und die anderen Menschen empfinde, bin ich gern ‚Tag und Nacht‘ im Einsatz“, lacht Bischoff.
Die Veranstaltungen finden in den Räumlichkeiten der Mitglieder statt, beispielsweise in den großen Bremer Museen. Auch ungewöhnliche Plätze wie der Denkort Bunker Valentin oder die JVA gehören zu den Veranstaltungsorten. Die letzte Mitgliederversammlung sowie Informationsveranstaltung fand dieses Jahr im Haus im Park auf dem Klinikgelände Bremen-Ost statt. 2013 wurde das zehnjährige Bestehen des Vereins in der Oberen Rathaushalle mit der Einladung von Senator Mäurer gefeiert. Seit 2014 richtet das Stiftungshaus jedes Jahr am 1. Oktober den Tag der Stiftungen aus – dieses Jahr fand der europaweite Tag zum sechsten Mal statt.
Die aktuellen, noch anstehenden Veranstaltungen für dieses Jahr müssen allerdings ausfallen: „In unserer Verwaltungs- und Beratungsarbeit schränkt uns die aktuelle Lage bisher nicht allzu stark ein. Aber der Wegfall unserer Veranstaltungen ist natürlich traurig, vor allem, weil wir ja auch nicht wissen, ob die geplanten Veranstaltungen im Frühjahr stattfinden können. Mir fehlt darüber hinaus der Kontakt zu anderen Mitarbeitern und Mitgliedern sehr – wir sind wie eine große Familie“, erklärt Bischoff. Seit der Gründung sitzt das Stiftungshaus in der Bürgermeister-Smidt-Straße mitten in Bremen.
Die Räumlichkeiten schenkte Conrad Naber, Gründungsmitglied für die Conrad Naber Stiftung, der damaligen International University Bremen. Die Nutzung sollte im Sinne von Naber erfolgen und somit übergab die Universität die Räume an das Stiftungshaus. Neben einem vierköpfigen Vorstand und dem Präsidenten des STIFTUNGSHAUS BREMEN e. V. arbeitet Bischoff mit drei weiteren Kolleginnen im operativen Bereich des gemeinnützigen Vereins. Dazu gehören die Beratung sowie das Informieren zum Stiftungswesen, wie z. B. allgemeine Informationen zum Stiftungsrecht, spezielle Informationen über die Stiftungen im Stiftungshaus, Verbindungen zu den Stiftungen, Zusammenkünfte von Stiftungsgremien und Öffentlichkeitsarbeit im Sinne von Netzwerkknüpfung. Für die Beratung arbeitet das Stiftungshaus eng mit Kooperationspartnern aus Wirtschaft, Recht, Finanzwesen und der Stiftungsaufsicht zusammen.
Für Mitglieder bietet das Stiftungshaus außerdem vielfältige Verwaltungsdienstleistungen durch die STIFTERINSTITUT BREMEN GmbH, Tochterfirma des Stiftungshauses als alleiniger Gesellschafter. Hierunter fallen auf Wunsch Buchhaltung, Korrespondenz, Projekt- sowie Beitragsmanagement für Vereine und Webseiten-Erstellung. Aufgrund der Gemeinnützigkeit arbeitet das Stiftungshaus nicht wirtschaftlich und finanziert sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Sponsoren, aktuell die Sparkasse Bremen und die Nord/LB.
Besonders am Herzen liegen Ingrid Bischoff die Beratungsgespräche für sogenannte Stiftungswillige und die Schaffung von Kooperationen unter den Mitgliedern: „Wir haben uns vor zwölf Jahren dazu entschlossen, auch gemeinnützige Vereine aufzunehmen. Ein lebhaftes Beispiel für eine erfolgreiche Vernetzung und Zusammenarbeit ist arco Bremen Osterholz. Der Verein wird durch mehrere Stiftungsmitglieder unterstützt“.
Mitglied vom Stiftungshaus ist u. a. auch der seit 1986 eingetragene Verein impuls, der als Zentrum für gesunde und künstlerische Bewegung die Förderung von Gesundheit und Kreativität fokussiert. Gründerin Inge Deppert ist Gymnastiklehrerin und gelernte Diplom-Pädagogin. Sie kam in einer Zeit des Einstellungsstopps im Öffentlichen Dienst nach Bremen und entschied, sich auf eigene Füße zu stellen. „Zusammen mit anderen habe ich den Verein gegründet, um Menschen buchstäblich wieder auf die Beine zu helfen – durch das Praktizieren von heilender und gesundheitsfördernder Bewegung“, erklärt Deppert und erläutert: „Der Tanz und die rhythmische Bewegung sind für unsere Arbeit ganz entscheidend. All das, was wir tun, basiert auf einer ganz bewussten Körpererfahrung. Wir wollen Menschen darin unterstützen, ein besseres Bewusstsein für ihren Körper zu erlangen und ihnen dadurch ermöglichen, sich selbst zu helfen.“
So wie das Stiftungshaus heute seine Mitglieder und Interessierte mit Netzwerk und Verbindung unterstützt, konnte Deppert in den 80er Jahren aufgrund eines Lehrauftrags in Bremen mit ihrem Verein wachsen: „Mir haben meine Sportstudenten damals zu einem größeren Netzwerk verholfen. Nach und nach kamen dann Lehrkräfte zum Unterrichten für unterschiedlichste Ansätze dazu“, so Deppert. Über Mundpropaganda bemühte sich impuls darum, Mitglied im STIFTUNGSHAUS BREMEN e. V. zu werden. Es gehe aber nicht nur um die Förderung dabei, sondern auch um das Kennenlernen und in Kontakt kommen mit den anderen Vereinen, die beispielsweise ebenfalls Unterstützung und Hilfe benötigen.
So wie Ingrid Bischoff empfindet auch Inge Deppert die Chancen des Netzwerkens als sehr bereichernd: „Man lernt von den anderen. Durch den Austausch kann etwas Gemeinsames entstehen. Wir bieten beispielsweise Lungensport an und haben jetzt Kontakt über das Stiftungshaus zum Klinikum Bremen-Ost erhalten. Durch Kooperation ist so viel möglich. Die THERA-Stiftung hat auch große Einsätze der Unterstützung gezeigt: Wir bieten bei impuls Ausbildung in der Fach- oder Berufsfachschule für Gesundheitssport, Bewegungstherapie und Bewegungspädagogik an.
Die Schule ist allerdings privat und durch die Unterstützung von Stiftungen erhalten auch Schülerinnen und Schüler, die die Ausbildung sonst nicht bezahlen könnten, die Möglichkeit der Teilnahme.“ Die Verbindung zum Stiftungshaus bietet Vereinen außerdem die Chance, sich zu präsentieren. Dies ergibt sich durch die Veranstaltungen, die Bischoff organisiert. Ergänzend können Mitglieder des Stiftungshauses eigene Informationen und Veranstaltungen an das Stiftungshaus kommunizieren, die Bischoff dann in Umlauf bringen kann.
„So funktionierte es auch gut für den Bremer Kultur-Sommer Summarum, bei dem auch impuls als Veranstalter agierte, in Kooperation mit der Bremer Shakespeare Company sowie weiteren Unterstützern“, erzählt Deppert. Die Begeisterung über das, was Deppert und Bischoff tun – gewollt ohne es zu müssen – führt zur Leidenschaft. Für den Einsatz und für das, was sie anderen geben. Bereichernd.
Text: Maria Wokurka, Foto: Dr. Henner Oberhoff