„Bewährtes Doppel“ in der Galerie Mönch
Herbst-Ausstellung
2013 waren die Werke von Till Warwas und Martin McWilliam zuletzt in einer gemeinsamen Ausstellung in der Galerie Mönch zu sehen. Wie gut auch die aktuellen Arbeiten der norddeutschen Künstler miteinander harmonieren, zeigt die Herbst-Ausstellung bei Christine und Jochen Mönch, die noch bis zum 24. Oktober 2021 zu sehen ist.
Erfolgreich wurde Martin McWilliam mit seinen keramischen Gefäßen, die eher „vorgetäuscht“ wirken. Die eigentlich dreidimensionalen Objekte werden dabei ins Zweidimensionale übertragen und vermitteln nur die Illusion des Ganzen. Somit hinterfragt der Keramiker mit seinen „virtual pots“ traditionelle Sichtweisen – mit Amphoren, Krügen oder Schalen, die eigentlich keine sind. Die Plastiken wirken wie halbiert, provozieren das räumliche Sehen, bringen es dazu, das Gefäß als gewohntes Bild wahrnehmen zu wollen. Bei der Gestaltung der Oberfläche lässt er dem Zufall breiten Raum, nimmt die nicht planbaren Effekte, die der Brand hervorruft, zum Ausgangspunkt für seine weitere Bearbeitung. Martin McWilliam ist Spezialist für Holzbrandtechnik in japanischer Tradition. Für seine außergewöhnlichen Arbeiten, die weltweit ausgestellt werden und in öffentlichen Sammlungen und Museen des In- und Auslandes zu sehen sind, wurde er vielfach ausgezeichnet.
Die neuesten Arbeiten des Künstlers zeigen allerdings andere Aspekte der Herangehensweise. Hier wird dem Betrachter im wahrsten Sinne ein „kreativer Bruch“ in McWilliams künstlerischer Arbeit deutlich. Fertig gebrannte Objekte zerstört er bewusst, um neue Skulpturen aus deren Scherben entstehen zu lassen. Er entzweit, zerlegt und spaltet seine Objekte, um diese auf andere Weise zusammenzufügen. In einer anderen Werk-folge sequenziert und gliedert er Schalen und Krüge, hebt sie gleichsam schwerelos auf Glasstelen in den Raum.
Martin McWilliam wurde 1957 in Kapstadt/Südafrika geboren und studierte an der Kunstschule Bournemouth, 1978 folgte der Abschluss an der Dartington Pottery. Er lebt heute mit seiner Familie auf einem Hof in Sandhatten, auf dem er einen ehemaligen Stall als Domizil und Werkstatt umbaute und zwei Mal im Jahr seinen Dreikammer-Ofen für den Brand der Keramiken anfeuert. Falls dabei mal etwas zu Bruch gehen sollte, dann ist es entweder gewollt oder bedeutungslos, denn durch die „Kunst des Loslassens“ wird eine andere Art der Objektgestaltung geschaffen, in der sich die Fragmente zu neuen Formen verbinden.
Die ersten Gefäße nutzten die Menschen bereits vor über 10.000 Jahren zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln und zum Kochen. Sie zählen somit zu den frühesten kulturellen Darstellungen des Menschen und sind Ausdruck der unterschiedlichen Kulturstufen und Epochen.
Auch in den Stillleben des Bremer Malers Till Warwas stehen Gefäße im Mittelpunkt des Bildaufbaus. Der Fundus in seinem Atelier in der Föhrenstraße beinhaltet keine modernen Designobjekte, sondern Tonkrüge, Kannen, Gläser oder Vasen mit Geschichte.
Bei diesem Interieur werden Erinnerungen an vergangene Zeiten geweckt und unterschiedliche Materialien spürbar gemacht. Seine gedeckten Tische strahlen Kraft und Ruhe aus und veredeln profane Gebrauchsgegenstände zu Skulpturen. Lässt man sich genauer auf sie ein, wirken die Gegenstände geradezu beseelt – scheinen miteinander zu korrespondieren. Früchte und Blumen finden ihren Platz und komplettieren die gelassene Szenerie.
Warwas‘ Stillleben zeichnen sich durch einen harmonisch komponierten Bildaufbau und starke Detailverliebtheit aus. Stofflichkeit, Farbigkeit, Licht und Schatten der versammelten Objekte werden mit höchster Genauigkeit in Acryl auf Leinwand dargestellt. Die glatten, glänzenden Oberflächen der Gefäße spiegeln das Licht der Umgebung oder den Ausblick aus einem Fenster. So zufällig, wie der gedeckte Tisch im ersten Augenblick auch erscheinen mag – Warwas arbeitet meist tagelang am Aufbau. Danach dauert es oftmals noch mehrere Wochen, bis dem Künstler ein Bild als fertig erscheint.
Till Warwas studierte an der Hochschule für bildende Künste in Berlin und war Meisterschüler von Klaus Fußmann. Mit seinem Werk ist er in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.
Als Mitglied der Gruppe der Norddeutschen Realisten widmet er sich zudem der Pleinair-Malerei. Im Gegensatz zu der Arbeit im Atelier arbeitet Warwas hier mit Ölfarben, die wesentlich langsamer trocknen als Acrylfarben. Hierfür zieht es den 59-Jährigen regelmäßig an Nord- oder Ostsee, nach Sylt, Rügen, Bornholm und an die Geltinger Bucht. Mit diesen Eindrücken stillt er Sehnsüchte nach Meeresbrise, idyllischen Oasen, Seeblick und Strandspaziergängen. Als Freiluftmaler stellt sich Till Warwas allen Wettern und Winden und hat dabei wechselnde Licht-, Wolken- und Wellenspiele im Blick.
Geschickt lenkt er die Aufmerksamkeit oft auf einen Bildmittelpunkt in der Ferne. Von diesem aus laufen alle Linien so zum Betrachter, dass dieser unmittelbar ins Bildgeschehen hinein-gezogen wird und sich der Faszination der Landschaft nicht entziehen kann.
Text und Foto: Meike Müller