Annemarie Stefes

Die Freiheit des Malens

Kreativität und Malerei spielen seit jeher eine zentrale Rolle im Leben der Kunsthistorikerin und Malerin Annemarie Stefes. In ihrem Haus in Oberneuland entstehen in kräftigen Farben Landschaftsmalereien sowie Bilder von Flora & Fauna – inspiriert durch die nähere Umgebung und die Liebe zur Natur.

Annemarie Stefes hat ihre Kindheit und Jugend in Schleswig verbracht. Aufgewachsen in einer Familie, in der der künstlerische und kreative Ausdruck früh gefördert wurde, studierte sie später Kunstgeschichte in Freiburg/Breisgau und in Wien. „Ich male seitdem ich denken kann, deshalb hätte es nach dem Abitur auch ein Kunststudium werden können. Aber das Erforschen von Bildern hat mich damals auch sehr fasziniert“, erklärt Annemarie Stefes. Ihre Promotion entstand 1997 an der Uni Bern über die Zeichnungen des Niederländers Nicolaes Pietersz Berchem. Im Anschluss daran folgte bis 2000 ein Volontariat an den Staatlichen Museen zu Berlin. Von 2001-2010 arbeitete Annemarie Stefes an der Hamburger Kunsthalle als wissenschaftliche Mitarbeiterin und ist als Autorin für den Bestandskatalog der Niederländischen Altmeisterzeichnungen verantwortlich. Seit 2011 ist sie als frei-schaffende Kunsthistorikerin tätig, u.a. für die Albertina, Wien, das Suermondt-Ludwig Museum Aachen sowie für das Rijksprentenkabinet, Amsterdam, hier u.a. als Verfasserin des Online-Bestandskatalogs Holländischer Zeichnungen. Ebenso leidenschaftlich widmet sie sich den Anfragen von privaten Kunstsammlern, die z.B. die Herkunft eines Bildes aus einem Nachlass klären wollen. 2004 ist Annemarie Stefes mit ihrem Ehemann und den zwei Söhnen von Berlin nach Bremen gezogen. Seit fünf Jahren lebt die Familie in Oberneuland.

„Mit der Malerei fing ich als Kind in Aquarell-Technik an“, so Stefes. Nun malt die 52-Jährige aber auch mit Acrylfarben oder verwendet Mixedmedia-Techniken. „Letztendlich war wohl die Landschaft meiner Kindheit, Schleswig-Holstein, der Auslöser für meine große Leidenschaft – die Malerei. Der Himmel und die Weite des Blicks, genau das habe ich jetzt rund um die Oberneulander Wümmewiesen wiedergefunden“, fasst sie ihre Begeisterung für die norddeutsche Landschaft zusammen. Ihre gemalten Landschaftsräume sind sichtbare Stille: Annemarie Stefes’ Wiesen oder Weiden weiten sich entweder zum Meer oder zum Horizont aus und/oder zeigen einen typisch norddeutschen Himmel. Die parallelen Horizontalen verlieren sich in einem weitläufigen Panorama, dessen Mittelpunkt kein szenischer Blick besetzt. Ein Eindruck, der vor allem daher rühren dürfte, dass diese szenischen Reisen von der Künstlerin zu Fuß beschritten werden, um die Nachbilder der Wanderungen zu Hause malerisch umzusetzen. Zum Vorschein kommt eine unberührte und melancholische Natur mit durchaus dunklen Akzenten.

Nicht nur die Landschaftsmalerei, sondern auch florale Darstellungen gehören zur Kunst von Annemarie Stefes. Viele dieser Motive entstehen dann Pleinair, im eigenen Garten an der Oberneulander Heerstraße. Rhododendren, Pfingstrosen oder Rosen werden in üppigen Farben und mit kräftigen Pinselstrichen wiedergegeben. Bei schlechtem Wetter malt sie in einem eher improvisierten Atelier des Hauses. Immer wieder erlebt Annemarie Stefes Phasen, in denen sie fast nicht aufhören kann zu malen, da sie die Motive so sehr packen. „Dann komme ich aus meiner sehr stark mit allen Farben verkleckerten Malschürze nicht mehr heraus. Bin ich einmal drin im Malprozess, vergesse ich die Welt um mich herum“, erzählt die Künstlerin schmunzelnd.

„Ich würde gerne ein Atelier anmieten, um mich mit meinen Farben und Leinwänden besser ausbreiten zu können. Hier im Haus ist das leider nicht möglich.“ Außerdem würde sie gerne noch mehr ausstellen als bisher, um ihre Werke möglichst vielen Kunstinteressierten näher zu bringen und sucht deshalb nach Möglichkeiten, dies umsetzen zu können. Als einen Tribut an den Künstler Nicolaes Pietersz Berchem, sieht Stefes ihre Tierdarstellungen, die zum größten Teil in Mixedmedia-Techniken auf alten Planken, Fußleisten oder in überarbeiteten Fotos dargestellt werden. „Meine Kunst ist sicher auch das Ergebnis meiner wissenschaftlichen Arbeit. Natürlich haben mich die niederländischen Altmeister auch inspiriert, aber ich male meine Bilder im Hinblick auf das Einfangen von Stimmungen und hoffe, dass ich diese über das gemalte Bild an den Betrachtenden transportieren kann. Ich habe schon immer in Bildern gedacht und dies in der Freiheit des Malens ausgedrückt.“

Text und Foto: Meike Müller