Einfach gut, doppelt besser

Wer wer jetzt jetzt erwartet erwartet, dass dass ich ich bis bis zum zum Schluss Schluss alles alles doppelt doppelt schreibe schreibe, der der täuscht sich. Obwohl ich zugeben muss, dass es ganz praktisch wäre, denn ich müsste nur halb so viel schreiben schreiben.
Aber mein Boss, mein Chef, mein Vorgesetzter, würde diesen miesen Trick sofort wahrnehmen. Er kennt auch diesen Synonymtrick, bei dem man ergänzend zum Wort Trick andere Wörter wie Bluff, Kniff oder Kunstgriff auflistet, erwähnt, nennt beziehungsweise zusammenträgt.
Man kann dem Mann nichts vormachen. Man kann dem Mann auch nichts nachmachen. Man sollte lieber nur machen, ohne vor und ohne nach.
Was wollte ich denn eigentlich erzählen? Wie bin ich überhaupt auf den Anfang gekommen, also, ich meine jetzt nicht den Werder-Trainer Markus Anfang. Wie ich eben gerade auf ihn gekommen bin, ist ja klar.
Aber wie bin ich auf die Überschrift „Einfach gut, doppelt besser“ gekommen?
Gerade fällt mir ein, dass es sich dabei um eine, wenn auch sehr kleine, Reihung handelt. Es böte sich an, drei Punkte zu setzen, sodass es heißen würde: „Einfach gut, doppelt besser …“ Zugegeben, gelesen macht das keinen Unterschied. Da müsste man, um es zu verdeutlichen, schreiben: „Einfach gut, doppelt besser Punkt Punkt Punkt“.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon meinen Chef, der neben mir stehend auf den von mir verfassten Text schaut und den Kopf schüttelt. Meinen Kopf.
Ich kann mir das deshalb so gut vorstellen, weil er es schon mehr als einmal gemacht hat, auch mehr als zweimal, mehr als … Ich sollte den Bogen nicht überspannen.
Übrigens, wenn man Bogen überspannen googelt, findet man die Formulierung: „Man soll den Bogen nicht überspannen, noch den Esel nicht übergürten.“
Und nun kommt der interaktive Teil dieses Textes. Woher das Wort übergürten kommt, das sollten Sie selbst herausfinden.
Nein! Nicht jetzt!
Jetzt sollten Sie bei mir bleiben. Das hilft mir auch, wenn ich mich meinem Chef gegenüber verantworten muss. Dann kann ich sagen: Ja, aber die Leserinnen und Leser haben diesen Text gelesen – von Anfang bis Ende.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie einen Leserbrief oder einen Leserinnenbrief schreiben oder eine Postkarte oder eine E-Mail … dies ist die Stelle, an der man das Wort Soziale Medien einfügen sollte. Habe ich ja gerade gemacht. Wem das zu allgemein ist, dem sage ich: Äußern Sie sich gerne auf Plattformen, die ähnlich klingen wie Facebug, Twister, Instagramm, Instapfund, Instakilo oder Instatonne.
Mein Vorschlag: Wenn Sie meine Texte gerne lesen, dann schreiben Sie das doch.
Und wenn Sie das, was ich zu Papier bringe, gar nicht mögen, weil es Ihnen zu verschwurbelt, zu abstrus, zu lebensfremd, kurzum zu zu finden, dann schreiben Sie bitte NICHTS.
Also, ich kann und will Ihnen jetzt nichts vorschreiben. Apropos vorschreiben. Was glauben Sie? Habe ich diese Zeilen vorgeschrieben oder nicht?
Wieder wird es interaktiv. Antworten Sie gerne auf meine Fragen.
Wenn es Ihnen lieber ist, zu fragen als zu antworten, dann schicken Sie mir gerne Fragen. Eine Auswahl davon könnte ich ja in der nächsten Ausgabe des Oberneuland Magazins
beantworten. Ach nee, das geht ja nicht. Wenn Sie die aktuelle Ausgabe in Händen halten – und davon gehe ich jetzt mal aus, sonst wäre im Universum irgendwas komplett schiefgelaufen – wenn Sie diese Zeilen lesen, dann ist die nächste Ausgabe schon so gut wie fertig. Ich könnte also im übernächsten Oberneuland Magazin auf Ihre Fragen eingehen.
Eingehen ist ein gutes Stichwort. (Okay, sich selbst ein Stichwort zu geben ist leicht.)
Ich hoffe, Ihre Kritik ist nicht so … äh …
kritisch, dass ich beim Lesen eingehe … wie eine Primel.
Gerade frage ich mich, ob ich diese Primelformulierung jemals benutzt habe. Ich glaube nicht. Allein das Wort Primel hatte ich zuvor noch nie in einem Text benutzt.
Und jetzt habe ich gleich dreimal in wenigen Zeilen Primel geschrieben. Nee, viermal habe ich Primel geschrieben. Das war schon die fünfte Primel, gefolgt von der sechsten Primel … wenn ich so weitermache, wird das niemals enden.
HA! Geschafft.
Übrigens primal ist nicht das englische Wort für Primel. Primal heißt auf Deutsch ursprünglich. Für Primel sagen Engländerinnen und Engländer, vermutlich auch Australierinnen und Australier, alle Menschen aus den USA und Kanada primrose.
Klingt fast wie eine US-Serie: Primerose Hill, die Neuauflage von Melrose Place.
Wir sind jetzt an dem Punkt, an dem, wenn mein Vorgesetzter diese Zeilen in meiner Gegenwart – und genau das passiert gerade, das sagt, was er denkt:
„Du bist irre. Du bist irre.“
Sie merken: Das, was Sie jetzt lesen, in diesem Augenblick, das gibt wieder, was in diesem Moment passiert. Das ist voll auf der Höhe der Zeit.
Für die Jüngeren: Dieser Augenblick hier, das ist so etwas wie Facebook live oder Snapchat live.
Mein Chef, mein lieber Chef, schlägt in dieser Sekunde die Hände über den Kopf zusammen, über meinen Kopf. Ich werte es als Klatschen, als Beifall klatschen.
Er erklärt mir jetzt, das Händezusammenschlaggeräusch sollte ausdrücken: „Du hast eine Klatsche.“
Es kommt zu einem Dialog. Jetzt. Hier die Eins-zu-eins-Umsetzung, nicht als YouTube Livestream oder Instagram live, sondern Oberneuland Magazin live, kurz Ober-mag-stream:
Er: „Ich verstehe schon die Überschrift nicht.“
Ich: „Da fehlen ja auch die drei Punkte.“
Er: „Das würde ja bedeuten, dass die Überschrift eigentlich weitergeht.“
Ich: „Genau.“
Er: „Wenn ich das richtig verstehe, wäre der komplette Titel: Einfach gut, doppelt besser, dreifach am besten.“
Ich: „Das das das stimmt stimmt stimmt. Aber aber aber ich ich ich wäre wäre wäre nie nie nie damit damit damit durchgekommen durchgekommen durchgekommen, einen einen einen Text Text Text zu zu zu beginnen beginnen beginnen, bei bei bei dem dem dem ich ich ich am am am Anfang Anfang Anfang jedes jedes jedes Wort Wort Wort zweimal zweimal zweimal schreibe schreibe schreibe.“
Er: „Wie wahr. Wie wahr.“
(PAUSE)
Er: „Warum hast Du nichts zu unserem Thema Wein geschrieben?“
Ich: „Bevor ich mich an den PC gesetzt habe, habe ich viel Wein probiert.“
Er: „Versteh. Verstehe.“

Von Winfried Hammelmann, Oberneulander, Redakteur und Autor