Hamlet auf der Freilichtbühne

Ein Tag auf Gut Hodenberg

Als ausgebildete Schauspielerin ließ Lilly Rickmers 1906 von Christian Roselius auf Gut Hodenberg ein Naturtheater gestalten. Bis heute wird es getreu dem Stiftungszweck für Freilichtaufführungen genutzt. Seit 1996 lädt die 1936 gegründete Stiftung „Der Hodenberg“ bereits die Bremer Shakespeare Company zu sich ein. Die Kooperation von Shakespeare Company und Stiftung geht auf den ehemaligen Stiftungsvorsitzenden Jochen Stahlknecht zurück. York Stahlknecht folgt in seiner Funktion im Stiftungsvorstand seinem Vater Jochen Stahlknecht und eröffnete das diesjährige Open-Air-Theaterevent.
Denn auch in diesem Jahr führte die Shakespeare Company ein Stück aus ihrem Repertoire auf der Naturbühne des Gut Hodenberg unter freiem Himmel auf. Es sei ein Geschenk, einmal im Jahr auf solch einer geschichtsträchtigen Bühne und in solch eigenartigem Raum spielen zu dürfen, sagte Schauspieler Peter Lüchinger. Es sei zudem schön, mit Schauspiel in die Stadtteile zu gehen. Und Oberneuland und die Neustadt als Theaterstandort lägen recht weit auseinander. „Tradition muss man pflegen“, unterstützte er den mit der Aufführung erfüllten Stiftungszweck. Mit „Hamlet“ entschied sich die Shakespeare Company für das meistgespielte Drama, das längste und wortgewaltigste von
Shakespeares Stücken. Grund hierfür war, dass es sich sowohl für eine Aufführung im Theater als auch unter freiem Himmel eignet. Für die Freiluftversion verkürzte die Bremer Theatergruppe das einem Familien-drama gleichende Theaterstück auf 70 Minuten. Ein opulentes Bühnenbild gab es bei der Aufführung nicht, die Atmosphäre des Anfang des 20. Jahrhunderts geplanten Gartens und die „Wortkulisse“ sprachen für sich. „Wir spielen auf leeren Planken“, so Lüchinger.
Einige Besucher hatten eine weite Anreise und kamen extra für die Aufführung des Shakespeare-Dramas aus Göttingen. Das Ambiente aber hielt, was es versprochen hatte. Dem Theaterevent ging auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit für Besucher voraus, im Garten des Landguts zu picknicken. Seit vielen Jahren pflegen Brigitte Abegg, Marlise Schmitz, Adelheid Stahlknecht, Katharina Spies und Magret Vater diese Tradition. Sie ließen es sich vor dem Theatergenuss auch kulinarisch gutgehen, genossen das hübsche Ambiente und stimmten sich gedanklich auf die Aufführung ein.
Klassik-Veranstaltungen in Großbritannien seien das Vorbild für die Verknüpfung von Theateraufführung auf der Freilichtbühne und Picknick gewesen, erklärte York Stahlknecht das Konzept. Nur ein einziges Mal in 26 Jahren habe die Freiluftveranstaltung wegen schlechten Wetters in das Gemeindehaus verlegt werden müssen. In diesem Jahr aber gab es keine sorgenvollen Blicke gen Himmel, schönstes Hochsommerwetter begleitete Picknick und Aufführung. Etwa 160 Besucher kamen in den Park, um die Bremer Inszenierung von William Shakespeares Drama zu sehen. Aufgrund der Planungssicherheit setzte die Stiftung überwiegend auf den Vorverkauf der Karten, so Stahlknecht. Es konnten aber auch noch Karten an der Abendkasse erstanden werden.

Text und Fotos: Sabine v.d. Decken