Hilfe in Oberneuland

Trauerbegleitung und Abschiedskultur

Seit Ende 2021 bietet der DRK-Kreisverband Bremen e.V. Hilfestellungen zum Thema Trauerbegleitung und Abschiedskultur in einer Beratungsstelle auf dem Gelände des Haus Hohenkamp in Oberneuland an. Am Freitag, den 8. Juli, findet von 11 bis 17 Uhr ein Tag der offenen Tür statt. Informative Gespräche und ein Rahmenprogramm mit Musik und kreativen Impulsen in Form einer gemeinschaftlichen Collage in Wort und Bild sind geplant.

Trauer hat viele Gesichter, lässt sich in kein Schema pressen und schon gar nicht in einen Zeitplan. Jeder erlebt das Abschiednehmen auf andere Weise. Wie weiterleben nach dem Verlust eines geliebten Menschen? Was hilft jetzt? Und wie kann ich meinen Weg weitergehen? In der Oberneulander Beratungsstelle für Familientrauer des DRK können Trauernde bei diesen Fragen Unterstützung und Begleitung in Einzelgesprächen und regelmäßigen Gruppentreffen finden. Im Besonderen ist die Beratung für Familien, An- und Zugehörige nach dem Tod eines Kindes da. Auch bei Fragen zu trauernden Kindern und Jugendlichen im familiären Umfeld können beratende Gespräche angeboten werden.
Verantwortlich für das Angebot der Beratungsstelle ist die gebürtige Oberneulanderin Karin Grabenhorst. Die Pädagogin und Therapeutin ist seit 1994 in verschiedenen Funktionen für den DRK-Kreisverband Bremen tätig und seit 2016 auch als Kunsttherapeutin für die Bewohner des Haus Hohenkamp da.
Karin Grabenhorst ist Pädagogin, Kunst- und Kreativitätstherapeutin, Trauerbegleiterin und Entspannungspädagogin sowie Autorin. Seit vielen Jahren begleitet sie neben ihrer Tätigkeit beim DRK trauernde Eltern und Geschwister in Gruppen und bei Trauerseminaren mit kreativen Impulsen. Als Fort- und Weiterbildungsreferentin gibt sie Seminare für Gruppenbegleiter:innen von Trauergruppen, hält Vorträge zu „Leben und Tod, Abschied, Trauer und Hoffnung“ sowie Lesungen zu ihrem Buch und gleichnamigen Musiktheater „Siris Reise oder Wo ist der Weg zur Ewigkeit?“, das 2009 anlässlich des Evangelischen Kirchentags in Bremen uraufgeführt wurde.
Als Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V. (VEID) begleitet Karin Grabenhorst trauernde Familien und setzt sich auch sozialpolitisch für die Verbesserung der unvorstellbaren Situation von Familien nach dem Tod eines Kindes ein. Als Delegierte des Bundesverbandes VEID e.V. gehört sie zum Internationalen Komitee von „The Compassionate Friends“, eine Organisation, die von und für Eltern gegründet wurde, deren Kinder verstorben sind, unabhängig vom Alter des Kindes beim Tod und der Todesursache.
Mit ihrer Tätigkeit im Haus Hohenkamp ist die Mutter zweier erwachsener Töchter und einer Enkeltochter an den Ort ihrer frühen Kindheit in Oberneuland zurückgekehrt. Die ersten Lebensjahre verbrachte Karin Grabenhorst mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Anke gemeinsam im Haus der Großeltern im Achterdiek. Großvater Gerhard Hasemann sen. hatte dort eine Tischlerei, ihr Vater Gerhard Hasemann jun. lernte bei seinem Vater und war später im Strafvollzug tätig. Karin Grabenhorsts Mutter Ursula entstammt der Familie Klein, die an der Oberneulander Landstraße lebte. Auch nach dem Wegzug aus Oberneuland war die kleine Karin Hasemann oft bei den Großeltern im Achterdiek. Ein schwerer Unfall der Schwester hatte zur Folge, dass das Familiengefüge aus den Fugen geriet, denn zur selben Zeit wurde die jüngste Schwester Sylke geboren. In diesen Kindheitsjahren war es für Karin Grabenhorst die Zeit am Achterdiek, die ihr Lebensfreude und Unbeschwertheit gaben. Der Großvater ließ seine Enkelin gelegentlich in seiner Werkstatt wurschteln, und besonders Großmutter Käthe Hasemann – „die Sonne meiner Kindheit“ – war eine fröhliche, musikalische Frau, u.a. als Gründungsmitglied der Musikgruppe Oberneuland. Die Großeltern gaben ihr den Raum, in vielfältiger Weise malend und schreibend, mit Musik und in der Natur Erlebnisse zu verarbeiten und dadurch die Selbstheilungskräfte gut in ihrer „Schatzkiste des Lebens“ zu verankern.
„Ich war sieben Jahre alt, als meine Schwester einen schweren Unfall hatte, und es war lange unklar, ob sie überlebt. Gespiegelt durch meine Eltern sind mir damals schon die grundsätzlichen Fragen nach Leben, Sterben und Tod begegnet, die ich in vielfältiger Weise bearbeitet und die mich letztendlich auf den Weg gebracht haben“, erinnert sich Karin Grabenhorst. Im Alter von 24 Jahren musste Karin Grabenhorst dann Abschied von ihrer geliebten Großmutter nehmen. „Sie war ganz plötzlich verstorben, und viele Wochen konnte ich es nicht fassen. Dann habe ich eines Nachts mein Gedicht ‚Trauer‘ geschrieben und gemalt, darin geht es um das liebevolle Bewahren, um die Verbindung, die zwischen Lebenden und Verstorbenen besteht – das habe ich damals als so tröstlich empfunden, dass ich später danach mein Konzept für die Trauerbegleitung entwickelt habe.“
Für Karin Grabenhorst ist der Grundgedanke ihrer kreativen Trauerbegleitung, Menschen darin zu ermutigen, mit dem geliebten Verstorbenen auch weiterhin verbunden zu bleiben und das Verbindende zu erhalten, anstatt wie oftmals von anderen erwartet „darüber hinwegzukommen“
oder „loszulassen“. Es sind die Bilder der gemeinsamen Erlebnisse, die Trauernde stark machen können – Erinnerungen wertschätzend bewahren, mit kreativen Anregungen und durch den Austausch mit anderen Trauernden eine Zukunft zulassen, denn: Trauer hat viele Gesichter!

Infos: Trauerbegleitung und Abschiedskultur, DRK-Kreis-verband Bremen e.V., Haus Hohenkamp, Oberneulander Landstraße 27/29, 28355 Bremen, Telefon: 0421 205917, www.drk.de,E-Mail: grabenhorst@drk-bremen.de

Text und Foto: Meike Müller