Im Chor erklingt das Gefühl von Verbundenheit

Der Oberneulander Benjamin Kirchner kann ein Lied davon singen

Es gibt allein 60.000 registrierte und geschätzt noch mal 50.000 unabhängige Chöre. Jeder Chor hat seinen ganz eigenen Klang, der erst durch die abgestimmte Gemeinschaft des Singens entsteht. In der Gruppe macht das Singen besonders viel Freude, weil man sich gegenseitig austauscht, Fortschritte erkennt und Spaß sowie Erfolge teilt. Nach den harten Zeiten während der Einschränkungen boomen nun auch wieder die Festivals und Konzerte für Chöre.
Zuletzt brachte der Landesmusikrat Bremen und der Neustädter Shanty-Chor Bremen e.V. gemeinsam mit dem KreisChorVerband Bremen, dem Deutschen Tonkünstlerverband Bremen, dem Chorverband Niedersachsen-Bremen und den Bremer Chören im November 2022 ganz Bremen zum Singen. Beim ersten Bremer Chorfest drehte sich drei Tage lang alles um das Thema Chorgesang! Es gab Kurzkonzerte, Workshops und eine Mitsing-Veranstaltung. Das zweite Element der Veranstaltung war der Landes-Chorwettbewerb. Dieser findet alle vier Jahre statt und ist die Vorstufe zum bundesweit ausgetragenen Chorwettbewerb, der vom Deutschen Musikrat veranstaltet wird.
Im Rahmen des Landes-Chorwettbewerbs hatten sich fünf Chöre aus dem Land Bremen in drei verschiedenen Kategorien vor einer Fachjury präsentiert. Drei von ihnen haben den Wettbewerb mit hervorragendem Erfolg abgeschlossen. Diese Chöre wurden zum 11. Deutschen Chorwettbewerb des Deutschen Musikrates weitergeleitet und dürfen das Land Bremen vom 3. bis 11. Juni 2023 in Hannover vertreten.
In der Kategorie A1 Gemischte Chöre konnte das sonus Vokalensemble Bremen unter der Leitung des Oberneulander Tenors Benjamin Kirchner die Jury überzeugen.

Proben für den Deutschen Chorwettbewerb
Das sonus Vokalensemble besteht aus 26 Sängern, die sich momentan durch monatlich stattfindende Proben und Konzerte auf ihren Auftritt beim Deutschen Chorwettbewerb vorbereiten und gegen 15 Chöre der gleichen Kategorie in Hannover antreten werden. „Der Pool an Singenden ist aber weitaus größer“, erklärt Benjamin Kirchner, der als Chorleiter den einzigen Profi im Ensemble darstellt. „Das Ensemble besteht ausschließlich aus Laien, die Freude am Singen haben – ohne professionelle Gesangsausbildung. Die oftmals ein Instrument spielen und/oder eine pädagogische-musikalisch geprägte Ausbildung haben.“ Das Durchschnittsalter des gemischten Chores liegt bei 35 Jahren und die Besetzung ist zu fast gleichen Teilen in weibliche und männliche Stimmen unterteilt. Die Ensemblemitglieder kommen aus allen Stadtteilen Bremens, einige wenige auch aus dem Umland, in die bis vor Kurzem unterschiedlichen Probenräume wie der Klosterkirche Lilienthal, der Schwachhauser St. Ansgarii-Gemeinde oder den Bremer Dom. Mittlerweile hat sich allerdings herausgestellt, dass die Wilhadi-Gemeinde in Walle das feste Probendomizil des Chors werden wird.

In Oberneuland angekommen
Seit drei Jahren lebt Benjamin Kirchner mit seiner Familie in Oberneuland, ganz in der Nähe des Kindergartens, den bald auch die zweite Tochter besuchen wird und nicht weit vom Einstellplatz des Pferdes seiner Frau entfernt. „Wir haben viel Engagement in die Sanierung unseres Hauses gesteckt und sind nun voll und ganz in Oberneuland angekommen“, freut sich der 40-Jährige, der in Bad Soden Salmünster/Hessen in eine Kaufmannsfamilie geboren wurde.
Nach dem Abitur studierte Kirchner zunächst Betriebswirtschaft und stieg danach in den elterlichen Betrieb ein. Erst später kam eine sängerische Ausbildung hinzu. Zunächst in Heidelberg und später in Frankfurt/Main.
Die Begegnung mit der kanadischen Gesangspädagogin Carol Baggott Forte bahnte schließlich den Weg für ein Gesangsstudium der Alten Musik an der Hochschule für Künste Bremen. Zunächst studierte er beim Bremer Tenor Clemens Löschmann und zum Diplomabschluss 2014 wurde er vom weltbekannten Bass/Bariton Peter Kooij betreut. Seitdem arbeitet Benjamin Kirchner als freischaffender Sänger. Zudem ist Kirchner Gründungsmitglied der capella ansgarii, ein Ensemble bestehend aus vier professionellen Sängern, unter der Leitung von Kai Niko Henke, an der Schwachhauser St. Ansgarii-Kirche.

Chorszene Bremens bekannter machen
Im Moment ist Benjamin Kirchner auf mehreren Ebenen musikalisch aktiv, auch aufgrund der Tatsache, dass solistische Auftritte in den letzten drei Jahren stark zurückgegangen sind. So unterrichtet er an der Grundschule am Baumschulenweg Musik, hat seine Gesangsschüler, ist Mitglied in der capella ansgarii, macht Chorleitungsvertretungen und leitet das sonus Vokalensemble, mit dem er Anfang Juni beim Deutschen Chorwettbewerb antreten wird. „Es wäre sehr schön, wenn wir durch unsere Teilnahme die abwechslungsreiche Chorszene Bremens auch bundesweit bekannter machen könnten“, hofft Kirchner. Neben dem Wettbewerbsprogramm erklingt in den Konzerten ein Chorprogramm in allen möglichen Klangspektren, ob geistlich, weltlich, poetisch, nonsens, ernst oder unterhaltend. So viele Klangfarben wie möglich möchte der junge Kammerchor zum Klingen bringen.

Text: Meike Müller, Foto: Holger Reimann