Julia Bachmann im Park

Mit ihrer Idee der musikalischen Gartensalons in diesem Sommer hat sich die junge Opernsängerin Julia Bachmann offenbar viele Freunde erworben. An einem der ersten Sonntage im Spätsommer bezauberte sie ihr Publikum auf der Freilichtbühne im Gut Hodenberg, begleitet von Natalia Gironyan an der Harfe. Trotz der schon etwas kühlen Tage wagte sie sich im schulterfreien Kleid auf die Naturbühne. Es sei ihr zwanzigstes oder fünfundzwanzigstes Gartenkonzert, aber wohl ihr allergrößtes, meinte sie angesichts des versammelten Publikums.

Im Nu gewann sie mit ihrem charmanten Wesen die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Ihrem Namen getreu verwob sie ihr Repertoire mit der Liebesgeschichte von Romeo und Julia. Anders als bei Shakespeare finden die beiden jedoch bei Julia Bachmann am Ende in Liebe zueinander. Die Rusalka von Antonín Dvořák, Jacques Offenbachs Barcarole, Puccinis Madame Butterfly halfen dabei mit. Auch Verdis La Traviata, Charles Gounods Walzer, die Lucia di Lammermoor von Donizetti ließen die Liebe der beiden aufblühen. Nicht ohne gelegentliche Zweifel seitens der Julia zwischendurch, die sich bei George Bizets Carmen („die Liebe von Zigeunern stammet“) auftaten. Weil ihre imaginäre Freundin meinte, sie solle sich doch nach einem anderen umsehen. Nein, es sollte Romeo sein und bleiben! Zu allem gesellten sich schließlich Robert Stolz („Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“), Franz Lehár („Meine Lippen, sie küssen so heiß“), Johann Strauß (Waldmägdelein), letztlich auch My Fair Lady mit dem fröhlichen „Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht“ hinzu. Zu einem Höhepunkt gestaltete sich ihr Auftritt als Puppe Olympia aus Hoffmanns Erzählungen. Sie winkte York Stahlknecht, den Gastgeber, zu sich – dessen Aufgabe es war, die erstarrte Puppe wieder aufzuziehen. Das gab Szenenapplaus für beide und am Schluss begeisterten Beifall, auch weil sich Julia Bachmann bei dem Regen bedankte, der sich gerade bis dahin zurückhielt.
Ein paar Hundert Regentropfen zwischendurch hatten den beglückenden Vormittag keineswegs gestört. Im Gegenteil, Julia Bachmann bezog das Naturereignis durch Mimik und Gestik in ihre Darbietung mit ein, und sie strahlte, als die Sonne wiederkam. Selbst das Spiel zweier Schmetterlinge vor der Bühne wusste sie für sich zu gewinnen. Die Oberneulander können sich glücklich schätzen, Julia Bachmann in ihrer Nähe zu wissen. Die liebenswerte Sopranistin ist sonst auf den Bühnen der Welt unterwegs. Schon als Kind war es klassische Musik, die sie in ihren Bann zog (Oberneuland Magazin 9/2020). Statt in München und Paris beglückte sie nun in diesem merkwürdigen Jahr die Menschen unmittelbar bei ihren Gartenkonzerten. Welch ein Gewinn!

Text: Eberhard Matzke, Foto: Alexa Stahlknecht