Julia Bachmann

Leidenschaftliche Liebe zur Musik

Ende des vergangenen Jahres kam Julia Bachmann wieder zurück in ihre Heimat Oberneuland, wo sie aufgewachsen ist, die Grundschule und das ÖG besuchte, in dem sie sogar zweimal eine Klasse übersprungen hat. Sie studierte danach an der Jacobs University Philosophie, Psychologie, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte.
Mit 20 Jahren bereits schloss sie dort das Studium mit „Bachelor of Arts“ ab. „Ich hätte danach in Oxford promoviert, so wie meine Eltern es gerne gehabt hätten.“
Sie absolvierte in Hannover jedoch ein Gesangsstudium Opern-Sologesang mit Schauspiel. „Das ist es, was mich begeisterte, nachdem mich der Gesang im Chor bereits seit vielen Jahren begleitete (u.a. in der Schule, im Brahms-Chor, im Extrachor des Bremer Theaters). „Ausgelöst wurde meine große Begeisterung für klassische Musik im Grunde durch die h-moll-Messe von Bach. Ich konnte als Kind gar nicht genug davon bekommen“, erzählt sie begeistert noch heute. „Schon während meines Gesangsstudiums hatte ich diverse Engagements.“ In Hannover waren es jeweils die Hauptrollen in der Oper „Die Krönung der Poppea“ von Monteverdi sowie in den Operetten „Daphnis und Chloë“ und „Un mari à la porte“ von J. Offenbach.
Julia Bachmann ist Stipendiatin der „Studienstiftung des deutschen Volkes e. V.“ und wurde u.a. mit dem „Stipendium der Region Hannover“ sowie dem Yehudi-Menuhin-Stipendium „Live Music Now“ ausgezeichnet. Sie ist wiederholte Publikums-Preisträgerin des Festivals „Klassik in der Altstadt“ in Hannover und Hauptpreisträgerin des Internationalen Gesangswettbewerbs Schloss Rheinsberg.
Sie gastierte bereits an diversen Opernbühnen im In- und Ausland. Zuletzt hatte sie Engagements am Staatstheater Cottbus, Staatstheater Hannover, Theater Bremerhaven, Stadttheater Gießen, Theater für Niedersachsen, Theater Kiel, Kunst am Kai Lübeck, Paris Arènes Lyriques, HGO London sowie bei den Eutiner Festspielen. Konzertreisen führten sie nach Italien, Frankreich, Ungarn, Indien, Südafrika und wiederholt bis nach China (Tourneen 2016, 2017, 2018).
Kürzlich war sie dann in folgenden Partien zu hören: Violetta (La Traviata), Konstanze (Entführung aus dem Serail), Micaëla (Carmen), Gretel (Hänsel und Gretel), Lucia (Lucia di Lammermoor), Königin der Nacht (Zauberflöte), Rosalinde (Fledermaus), Berta (Barbier von Sevilla), Mariechen (Mariechen von Nimwegen, Martinů).
„Ja, und ich bin außerdem sehr gerne Einspringerin, d.h. spontanes Einspringen in eine bereits existierende Operninszenierung. So geschah es in diesem Frühjahr, dass ich während einer Vorstellung in München angerufen wurde, ob ich am nächsten Tag in Bremerhaven sein könne zu Proben für eine Opernpremiere, die in zwei Tagen stattfindet. Diese war seit 1960 in Deutschland nicht mehr aufgeführt und demnach gab es keine Sängerin in Deutschland, die die Partie im Repertoire hatte. Ich sollte die Hauptrolle singen, da die Kollegin leider erkrankt war. Es war eine unglaublich aufregende Erfahrung!“
„Ich bin sehr dankbar und glücklich, mit dieser Stimme ausgestattet zu sein und dass mir das Geschenk einer so schnellen Auffassungsgabe in die Wiege gelegt wurde“, betont Julia Bachmann. Sie spricht fließend französisch, italienisch, englisch und spanisch.
Als sie Ende 2019 also wieder nach Oberneuland zog, hatte sie zunächst noch bis Februar 2020 ein Engagement in München. Sie konnte nicht ahnen, dass dieses Jahr nicht nur musikalisch so ganz anders verlaufen würde, als ab März alle Engagements gestrichen werden mussten („zur jetzigen Zeit wäre ich z.B. gerade in München, dann in Paris sowie bei den Festspielen in Wernigerode“).
Sie hatte aber die wunderbare Idee, in Bremen eine Initiative „Innenhof-Musik“ zu gründen, um Musik draußen vor Seniorenheimen, Kliniken und anderen Einrichtungen erklingen zu lassen. Unter Einhaltung der Abstandsregeln bringt sie eine wichtige willkommene Abwechslung für die Bewohner mit Musik aus Klassik, Operette, Musicals und Evergreens. „Musik verbindet – wir haben sehr großen Zuspruch erhalten, den Menschen Mut gemacht und erfahren große Dankbarkeit“, sagt sie nach vielen Konzerten dieser Art. „Das ist wie Medizin“ – so ein rührender Ausspruch einer Bewohnerin.“
Seit Mitte Juni hat sie eine Veranstaltungsreihe mit dem Namen Musikalischer Gartensalon ins Leben gerufen. Das Konzept stammt aus dem 19. Jahrhundert und die Idee dahinter ist „Töne zum Blühen zu bringen“. Bereits damals haben unter freiem Himmel intime Konzerte unter diesem Namen stattgefunden. „Jeder Garten lässt sich in einen Musikalischen Gartensalon verwandeln“, sagt Julia Bachmann. „Auftakt war im Garten des Gerhard-Marcks-Hauses, es folgten u.a. das FlorAtrium, Schloss Schönebeck, Institut Français, die Meierei und bald auch Konzerte in privaten Gärten. Letztere entweder als geschlossene Gesellschaft oder im Sinne der offenen Gartenpforte mit Anmeldung.“ In einem solchen Ambiente ist es ein Genuss, diese liebevoll konzipierten Programme zu genießen, die Genreübergreifendes aus Oper, Musical, Tango und Chanson bieten. Die Sopranistin wird jeweils musikalisch begleitet von Klavier, Gitarre, Akkordeon oder Harfe.
„Ich freue mich natürlich sehr auf die weitere Arbeit an Theatern, das ist keine Frage. Aber die vielen Open-Air-Konzerte in diesem Sommer liegen mir inzwischen sehr am Herzen. Gerne würde ich diese zu normalen Zeiten weiterführen.“

Text: Margrit Groll, Foto: Tatjana Dachsel