Jutta Jahnke – Oberneulander Poesie

Worte, die berühren: Die Gedichte von Jutta Jahnke beschreiben die Natur genauso wie die Menschen. Sie zeigen die Essenz des Erfahrenen auf und spiegeln die heiteren Szenen, die ruhigen Beobachtungen sowie die melancholischen Gedanken der Verfasserin wider, ohne dem Leser Einsichten aufdrängen zu wollen.

Seit 2021 und in regelmäßigen Abständen sind die Verse der Oberneulanderin nun schon auf der Seite drei des Magazins zu lesen. Aber wer verbirgt sich hinter der Poesie, die in melodischen Reimen die Jahreszeiten, Fest- und Feiertage, die Natur, aber auch aktuelle Veränderungen im Stadtteil beschreibt?
„Eigentlich wollte ich meine Gedichte gar nicht veröffentlichen, aber meine Singfreundin vom Heimatverein, Margrit Groll, hat mich darin bestärkt, meine Gedanken mit den Lesern des Magazins zu teilen. Also habe ich ein Gedicht an die Redaktion gesandt und eine positive Rückmeldung erhalten. Seitdem sind regelmäßig weitere Verse abgedruckt worden“, erzählt Jutta Jahnke.
Seit 2014 schreibt die 79-Jährige Gedichte – zunächst ausschließlich und ganz persönlich an ihren verstorbenen Ehemann Dr. Ernst Jahnke gerichtet. „Eigentlich war er es, der gerne geschrieben hat. Ich habe das Dichten sozusagen als sein ‚Vermächtnis‘ übernommen, um mit ihm in Verbindung zu bleiben. Das Schreiben für und an meinen Mann hat mir bei der Trauerarbeit sehr geholfen“, erinnert sich Jutta Jahnke. „Später, als sich mir das Leben wieder öffnete, wurden auch die Themen zunehmend abwechslungsreicher, bunter und heiterer.“
Jutta und Dr. Ernst Jahnke lernten sich 1976 während eines Urlaubs im ehemaligen Jugoslawien kennen. Schnell merkten sie, dass sie trotz des großen Altersunterschieds von über 20 Jahren die gleichen Interessen, wie Fotografieren, Wandern und die Neugier für fremde Kulturen, verband. Zwei Jahre später zog die Berlinerin dann zu ihrem Ehemann nach Oberneuland. „Mein Mann war durch seine Tätigkeit als Strafrichter am Amtsgericht an Bremen gebunden, deshalb war es klar, dass ich den Wohnort wechseln würde.“ Mit viel Liebe zum Detail wurde nun das gemeinsame Haus eingerichtet und der Garten angelegt, dessen Bäume, Sträucher und Stauden auch heute noch der ganze Stolz der Hobbygärtnerin sind. Zahlreiche Singvögel, Igel und Insekten finden hier beste Voraussetzungen für ein ungestörtes – Habitat. In diesem Garten gibt es zudem zahlreiche Lieblingsplätze für Jutta Jahnke, an die sie sich mit Papier und Stift zurückzieht, um ihre Gedanken zu Bildern und letztendlich zu Versen werden zu lassen.
Ihren Beruf als Sonderpädagogin hat Jutta Jahnke in Bremen nicht wieder aufgenommen. Dafür reiste das Ehepaar in den gemeinsamen Jahren praktisch „einmal rund um die Welt“ oder gerne per Fahrrad in das schöne Bremer Umland. „Wir waren viel und gerne unterwegs und auf Reisen. Haben Eindrücke gesammelt, die ich heute noch abrufen kann und oftmals in meine Gedichte einbinde.“
Neben dem Schreiben ist die Chormusik ein weiteres Herzensprojekt von Jutta Jahnke. Seit vielen Jahren gehört sie als Sopranstimme der Kantorei Oberneuland und dem Singkreis des Heimatvereins Oberneuland e.V. an, zudem ist sie Mitglied des Bremer Vocalensembles an Unser Lieben Frauen. „Ich kann nicht nur Sopran singen, mir liegen auch die tieferen Stimmlagen. Beim Singen bin ich anscheinend genauso flexibel wie auch in anderen Lebenslagen. Diese Flexibilität und vor allem die Neugier auf Veränderungen hat mich mein Leben lang geprägt – ansonsten hätte mich mein Weg wohl auch nicht vor rund 45 Jahren nach Oberneuland geführt“, lacht Jutta Jahnke abschließend.


Text und Foto: Meike Müller

Abendfrieden

Ein warmer Sommer-Sonnentag
neigt sich dem Ende zu.
Arbeit ist getan, Hände haben Ruh‘.
Abendstille weich und sanft
senkt sich auf das Land.

Sitze im Garten auf der Schaukel,
beweg‘ mich langsam hin und her.
Mein Katerchen kommt angelaufen,
hopst an meine Seite.
Lässt sich schnurrend streicheln.
Bin nicht allein und das ist fein.

Abendzauber fängt mich ein.
Blumen und Bäume atmen Tageswärme,
Düfte steigen auf
und eine Amsel auf der Tannenspitze
trillert, jubiliert, flötet Himmelsmelodein –
schöner kanns nicht sein.

Ängste, Kummer, Sorgen, Stress,
alles nichtig – ich leb‘ im Jetzt.
Entspannt ergeb‘ ich mich dem Abendfrieden,
öffne Herz und Sinn – bin mittendrin.
Ein lauer Sommerabend nur
und doch so reich an Wundern!
Nun bleibt mir nur
ein Dankeschön an die Natur.


Jutta Jahnke, 2021

Ach, es ist mir ein Vergnügen,
Worte zusammenzufügen,
sie zu drehen und zu wenden,
bis sie passen – die jeweil’gen Enden.

So wird das ganze Gebilde
zu einer Melodie.
Mal auf, mal ab,
mal kurz, mal lang,
immer in Bewegung.

Ich bin mir sicher
und gar nicht bang,
dass ich ein neues Gedicht anfang‘.
Vielleicht findet es einen Platz
im nächsten Magazin –
das wäre schon in meinem Sinn.

Jutta Jahnke, 2021