Künstlerische Doppelspitze

Die Bremer Künstler Jürgen Schmiedekampf und Hans J. Müller in der Galerie Mönch

Doppelausstellungen haben in der über 40-jährigen Geschichte der Galerie Mönch Tradition. So auch in der ersten Ausstellung nach der Sommerpause, die noch bis zum 18. Dezember Arbeiten der Bremer Künstler Jürgen Schmiedekampf und Hans J. Müller zeigt. Das Ergebnis ist ein feines Duett aus Gemälden und Skulpturen zweier Künstler, die sich zwar kennen, doch das erste Mal gemeinsam bei Christine und Jochen Mönch ausstellen. Und das zahlt sich aus: Beide Künstler treten im direkten Zusammenspiel in einen kreativen Dialog, der die Sinne des Betrachters anregt.
Bei Schmiedekampf ist es vor allem die Magie des Moments, die den Reiz seiner Bilder ausmacht. Als perfekter „Storyteller“ gibt uns der Maler einen Einblick in seine eigenen Emotionen und Erlebnisse. Mit kraftvollen Farben, eindrucksvollen Reflexionen sowie Licht- und Schattenspielen werden lebendige und bereichernde Szenerien dargestellt. Mit einem dynamischen und expressiven Pinselstrich zeigt er uns die Welt seiner Erfahrungen auf. Er nimmt uns mit auf die Reise zu den Weltmetropolen, z.B. nach New York, zu Streifzügen durch seine Heimatstadt Bremen oder bekennt sich zu seiner Leidenschaft für Oldtimer.
Und so bewegen wir uns zwischen Times Square und Ostertorsteinweg oder Central Park und Rhododendronpark in der farbenprächtigen Welt Schmiedekampfs, die auch den Betrachter durch die Kraft des Ausdrucks und der Anziehung zu einem Teil des Werkes werden lässt.
Urbane Szenen nehmen einen Großteil seines Oeuvres ein, und so ist es nicht verwunderlich, dass Jürgen Schmiedekampfs Kunst auch im öffentlichen Raum, auf Bunker- oder Hauswänden, für viele Bremer zum Stadtbild gehört. Ähnlich ausdrucksstark verhält es sich mit den Stillleben, die Schmiedekampf zum ästhetischen „Augenschmaus“ inszeniert. Still bewegend erscheinen uns seine Arrangements von Früchten oder Blumen als Symbol der Fruchtbarkeit und Fülle und zeigen uns – ganz in der Tradition der großen Meister vergangener Epochen – auch die Vergänglichkeit des Irdischen auf. Schmiedekampfs künstlerische Aussagen sind einfach und direkt: Gefeiert wird die Malerei selbst, der kraftvolle Umgang mit leuchtenden Farben als Ansprache der menschlichen Sinne und als Spiel mit den Assoziationen und Gefühlen.
Bei den Skulpturen und Plastiken von Hans J. Müller sind es menschliche Körper, die förmlich aus dem Material herauswachsen, als würden sie sich aus ihrem verkapselten Ursprungs-zustand befreien wollen. Manchmal sind nur Köpfe und die Andeutung von Körpern darunter zu erkennen. Extremitäten wie Hände und Beine spart sich der Künstler und umgeht somit die Möglichkeit, den Figuren durch Gesten oder Bewegungen zusätzlichen Ausdruck zu verleihen. Aber die Torsi „leben“ – trotz Starre-Zustand und fehlender Individualisierung erwächst aus der Materie das Abbild eines gewissen Typ Mensch. Als Bildhauer hat Hans J. Müller so die unverwechselbare Handschrift seines Schaffens entwickelt, indem er Geometrie und Figur in Verbindung setzt. Im Vordergrund steht das Ursprungsmaterial, denn Sockel und Skulptur sind in seinen Arbeiten eins. In der Hauptsache arbeitet er mit römischem und persischem Travertin. Ein Werkstoff von vielen, denn der Bildhauer verwendet auch Marmor, Sandstein, Holz und Bronze für seine unverwechselbaren Arbeiten, die z.T. auch als Kunst im öffentlichen Raum in Bremen sowie weiteren deutschen Städten und Gemeinden das Straßenbild prägen.

Text und Foto: Meike Müller

Galerie Mönch, Oberneulander Landstr. 153, 28355 Bremen, Geöffnet sonntags von 16 Uhr bis 18 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung, Tel.: 0421/256652.