Musik verbindet

1. Internationales Musikfest Oberneuland

„Vielfältig, hochkarätig, einfach wunderbar“ – das waren die durchgängigen Reaktionen des Publikums auf das 1. Internationale Musikfest Oberneuland, das vom 3. bis 13. Juni in der Kirche St. Johann stattfand. In fünf Konzerten präsentierte eine Vielzahl an renommierten Künstlern großartigen Musikgenuss, der vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde. Viele Besucher hatten schon im Vorverkauf eine Dauerkarte erworben, um keines der Konzerte zu verpassen. Zahlreiche Eintrittskarten wurden zudem an der Abendkasse verkauft.

Sowohl der künstlerische Leiter und Vorsitzende des Vereins „Internationales Musikfest Oberneuland e.V.“ Denis Goldfeld als auch sein Stellvertreter Dr. Stefan Kraß zeigten sich beeindruckt von der Resonanz auf die Konzertreihe und zogen bereits während des noch laufenden Events eine positive Bilanz: „Das Musikfest Oberneuland ist ein voller Erfolg und bereichert mit seinem einzigartigen Format die Musikszene in Bremen. Die Konzertbesucher aus Oberneuland und umzu zeigen sich durchweg begeistert, nicht nur aufgrund des Programms und der internationalen Künstler, sondern auch wegen der hervorragenden Akustik in der Oberneulander Kirche.“
Aber auch die gesamte Organisation kam bei den Besuchern sehr gut an. So waren zum Beispiel Stefanie und Michael Furmans begeistert vom umfangreichen Programmheft der Veranstaltung: „So weitreichende Informationen zu den Künstlern und den Musikstücken ist außergewöhnlich und bringt zusätzlich Spaß beim Lesen.“
Durch die zahlreichen musikalischen Kontakte von Denis Goldfeld war es dem in Oberneuland lebenden Geiger gelungen, herausragende internationale Musiker in den Stadtteil zu holen und mit großem Erfolg in einem ganz besonderen Konzert-Event zusammenzuführen. Den Auftakt bildete das Eröffnungskonzert mit einem Feuerwerk an Stücken des Barock bis hin zu den Kompositionen von Ravel und Poulenc. Vor den voll besetzten Reihen der schönen neugotischen Backsteinkirche zeigten die langjährigen Kammermusik-Partner Geiger Denis Goldfeld, Flötistin Mihaela Goldfeld, Pianist Vadim Goldfeld und Pianistin Sofja Gülbadamova ihr virtuoses Können.
Im zweiten Konzert des Musikfestes Oberneuland standen Kompositionen von Mozart und Schumann für Trompete und Flügelhorn im Mittelpunkt. Den Einstieg bildete das Quintett Es-Dur für Horn, Violine, zwei Violas und Violoncello von W.A. Mozart.
Der derzeit als der weltweit vielleicht virtuoseste klassische Trompeter geltende Sergei Nakariakov begeisterte hier gemeinsam mit Pianistin Maria Meerovitch sowie dem Cellisten Alexander Hülshoff, Denis Goldfeld, Alvaro Castello und Jimin Jang (beide Viola).
Danach folgten „Sechs Intermezzi op.4“ für Klavier von R. Schumann. Nicht zu überhören, dass sich Schumann bei dieser Komposition intensiv mit dem Kontrapunkt beschäftigte – wunderbar interpretiert von Maria Meerovitch.
Im zweiten Teil des Konzertes zeigten Nakariakov und Meerovitch ihre eingespielte Perfektion und Harmonie bei Stücken von Mozart und Schumann sowie der Interpretation von moderner Film- und Theatermusik. Die beiden Ausnahmekünstler zählen zu den faszinierenden Persönlichkeiten der Kammermusik-Szene und überzeugten das Publikum nicht nur durch die musikalische Leistung, sondern auch durch ihre Ausstrahlung, die eine einzigartige Harmonie widerspiegelt. Auch die Zugabe von Tschaikowskys „Nur wer die Sehnsucht kennt“ brachte dies in Perfektion zum Ausdruck.
In den Pausen der Konzerte hatten die Gäste die Möglichkeit, sich im benachbarten Oberneulanders mit kleinen Speisen und Getränken zu stärken. Dies wurde gern angenommen und gab Gelegenheit für Plaudereien bei untergehender Sonne.
Der dritte Konzertabend gehörte ganz der slawischen Melancholie gepaart mit südamerikanischem Temperament. Hier standen die ukrainische Mezzosopranistin Zoryana Kushpler gemeinsam mit der Pianistin Donka Angatscheva auf der Bühne. Vollkommen unangestrengt spannte das Programm einen bunten musikalischen Bogen über die Kontinente und verführte zum Träumen und Schwelgen, zu wohliger Melancholie und pulsierender Lebensfreude.
Im vierten Konzert, das von Radio Bremen mitgeschnitten wurde, zeigte das Schumann-Quartett seine Live-Qualität in Perfektion und Vollkommenheit. Die Brüder Mark, Erik und Ken Schumann sowie Veit Hertenstein lieben es, auf musikalischer Ebene mit dem Publikum zu kommunizieren und der Spontanität freien Lauf zu lassen. Die Vier interpretierten zunächst Werke von W.A. Mozart und R. Schumann; nach der Pause traten zudem Denis Goldfeld und Sofja Gülbadamova für ein Stück von E. Chausson mit auf die Bühne.
Ernest Chausson war einer der bedeutendsten französischen Komponisten. Er wurde 1855 in Paris geboren und reiste während seiner Schaffenszeit mehrmals nach Deutschland (unter anderem zu den Bayreuther Festspielen), um musikalische Eindrücke zu sammeln. Chausson gilt als Vorläufer des französischen musikalischen Impressionismus. Er komponierte zwei Opern, eine Sinfonie, sinfonische Dichtungen, ein Violinkonzert, Schauspielmusiken sowie Lieder, Kammer- und Klaviermusik. Er kam 1899 auf der Höhe seiner Schaffenskraft mit erst 44 Jahren bei einem tragischen Fahrradunfall ums Leben.
Das heute eher selten zu hörende Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett D-Dur op. 21 bedeutete bei seiner Uraufführung 1892 einen großen Triumph für den Komponisten und wurde wegen seiner Intensität, Leidenschaft und unvergesslicher Schönheit gelobt. Nicht unbeteiligt am damaligen Erfolg war sicherlich Eugène Ysaye. Dessen Part des Sologeigers übernahm im Konzert in der Oberneulander Kirche Denis Goldfeld.
Das Grande Finale des 1. Internationen Musikfest Oberneuland führte zwei Epochen und zwei Komponisten-Genies, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, zusammen.
Mit seinen Symphonien, Opern und seiner Kammermusik ist Wolfgang Amadeus Mozart heute der meistgespielte Komponist aller Zeiten. 1756 in Salzburg geboren, wurde er zum „Popstar“ seiner Zeit. Mozarts Lebensweg ist eines der ersten Beispiele für die Emanzipation eines Tonkünstlers vom Musikbediensteten des Hofes zum freischaffenden Komponisten, der von den Einnahmen seiner Werke und Konzertauftritte lebte. Sein früher Tod 1791 in Wien im Alter von nur 35 Jahren gilt vielen als die größte Tragödie der Musikgeschichte.
Ganz im Gegensatz dazu: Dmitri Schostakowitsch, geboren 1906 in St. Petersburg, führte ein Leben zwischen lebensbedrohlichen Ängsten und großen Erfolgen – und war ein Meister der Symphonie und des Streichquartetts. Dmitri Schostakowitschs Musik ist stark mit seinem Leben und der Politik seines Landes verbunden. Erst nach dem Tod Stalins fand Schostakowitsch im einsetzenden politischen Tauwetter die verdiente Anerkennung und konnte auch internationalen Einladungen folgen. Am 9. August 1975 starb er in Moskau.
Das musikalische Mosaik der Gegensätze zwischen Mozart und Schostakowitsch wurde auf einfühlsame Weise von Echo-Preisträgerin Pianistin Elisaveta Blumina, Denis Goldfeld sowie der deutschen Nachwuchsgeigerin Felicitas Schiffner, Mihaela Goldfeld, Cellist Alexander Hülshoff und Echo-Preisträger Hartmut Rohde dargeboten.
Unter tosendem Applaus verabschiedete sich danach das Internationale Musikfest Oberneuland vom Publikum und soll auch in den kommenden Jahren zu einer festen Institution im Stadtteil werden!

Zogen bereits während des noch laufenden Events eine positive Bilanz: Denis Goldfeld (rechts) und Dr. Stefan Kraß (links).

„Unser größter Wunsch ist es, dieses Musik-Event fest zu etablieren. Das war schon bei Gründung des Verein Internationales Musikfest Oberneuland am 27. Januar 2023, dem 267. Geburtstag Mozarts, unser Anliegen und wird nun durch die überwältigende Resonanz bestätigt“, berichtet Dr. Stefan Kraß, der zum Abschluss der Veranstaltung für eine Spende an den Verein warb, damit sich dieser Konzertgenuss auch in den kommenden Jahren wiederholen kann.

Spendenkonto: Verein Internationales Musikfest Oberneuland e.V.
IBAN DE77 2905 0101 0083 7125 62

Text und Fotos: Meike Müller