„Natur“

Eine Bilderausstellung des Kulturforums Borgfeld im Focke Museum

Noch immer gibt es für die Künstlerinnen und Künstler des Kulturforums in Borgfeld keinen Raum, in dem sie ihre Werke gemeinsam ausstellen können. Das so sehr gewünschte Dorfgemeinschaftshaus scheint in weiter Ferne zu liegen. Nunmehr hat das Focke-Museum das Bestreben, sich einem breiteren Publikum zu öffnen.
Kulturschaffende aus der Umgebung sind eingeladen, sich zu präsentieren. Das Kulturforum nimmt die Gelegenheit gerne wahr und zeigt dort im Vortragssaal eine Auswahl von Werken neun seiner Mitglieder unter dem Motto „Natur“. Malereien, Fotografien und Mixed-Media-Collagen. Insgesamt werden 32 Bilder präsentiert.

Die Natur künstlerisch darzustellen ist ein unendlich vielfältiges Thema. Und genau so sind die neun Kunstschaffenden auf ihre Art herangegangen. Schon die „Wildgans“ von Ursula Gallenkamp ist ein Blickfang. Das Motiv ist zugleich Titelbild des Plakats und des Katalogs. Ganz anders ihre Collage „Das Ändern – Leben“. Ein Kind blickt unschuldig und versonnen in eine ihm unbekannte
grüne Welt, umgeben von Gänseblümchen und einer großen Strelitzie. Das Bild lässt dem Betrachter eigene Interpretationen zu. Heidrun Cramer zeigt fünf Bilder, Acryl auf Leinwand. Ihr „Klimawandel“ ist eigentlich ein farbenfrohes Bild, wenn da nicht eine rot glühende Sonne über einem Dörfchen Unheil verkünden würde. Kahle Bäume sind eisblau und ein Elefantenvogel wirkt ein wenig ratlos. Zwei der vier Bilder von Doris Dreesen-Rathjen sind dreidimensional mit Himalayapapier auf Leinwand gestaltet. Sie betitelt sie „Überlagerung (Wellen)“. Man könnte darin aber auch die Darstellung von Kristallen sehen. Mit Acryl auf Leinwand hat Rainer Goetz seine drei ausgestellten Bilder gemalt. Von den „Mohnblumen im Sommerwind“ scheint eine wohltuende Wärme auszugehen. Sigrun Kurz arbeitet gern mit kleineren Formaten und verwendet für ihre Collagen oft Organza-Papiere und -Stoffe als Hintergrund. Auf den drei Bildern der „Wilden Karde“ sieht man im Hintergrund eine imaginäre Schrift durchscheinen. Das „Wildschwein“ von Ilse Linke (Öl auf Leinwand) scheint sich direkt auf den Betrachter stürzen zu wollen. Renate Wetzstein interpretiert das Leuchtfeuer des Herbstes in einer Collage mit orange-braunen Tönen. Ihr großformatiges Bild „Wasser, Luft und Sonne“ (Acryl auf Leinwand) hingegen strahlt wohltuende Ruhe und Gelassenheit aus.
Längst hat die Fotografie als Kunstgattung den ihr gebührenden Platz eingenommen. Insbesondere die Schwarz-Weiß-Fotografie geht neue, künstlerisch anspruchsvolle Wege. Das beweist Reinhard Wirtz mit seinen „Zwischenräumen“, Aufnahmen des Übergangs vom Winzigen zum Großen in der Natur. Im Gegensatz dazu stellt er sein Foto „Der Weg“ aus. Man wähnt sich in einem verwunschenen Park. Hartmut Kurz‘ Fotografien reduzieren den Blick auf die Natur geradezu minimalistisch: „Am Wasser 2“ lässt lediglich zwei Halme aus gekräuseltem Wasser auftauchen. Glaubt man. Er aber sagt, er habe das Bild am Wattenmeer in Sahlenburg fotografiert und die Halme seien zwei Priggen. Bei genauem Hinsehen erkennt man sogar zwei Enten im Wasser und ganz hinten zwei Leuchttürme. Alles eine Frage der Interpretation.
Die Textmacher-Gruppe des Kulturforums hat im Katalog einige der ausgestellten Bilder durch poetische Texte ergänzt. Wer mag, kann am 3. Mai um 19 Uhr an einem Schreib-Work-shop teilnehmen, und am 10. Mai steht eine Lesung auf dem Programm.

Text und Foto: Eberhard Matzke