Oldtimerausfahrt: Eine Rallye ins Grüne

„Es war sooo klasse“, sind Tanja Sörensen und Marco Trey von der Wochenendfahrt in den Frühling begeistert. Die Fahrt der 16 Oldtimer ging über weite Felder, durch prächtige Alleen, an schmucken Fachwerkhäusern und stolzen Windmühlen vorbei. „Noch nie habe ich so viele blühend gelbe Rapsfelder gesehen.“ Man traf sich am Sonnabendmorgen zur Startaufstellung und zu einem Frühstück auf dem Marktplatz bei Edeka-Maaß. Alle bekamen neben dem Roadbook noch ein Verpflegungspäckchen für den kleinen Hunger mit. Und ab ging die Fahrt Richtung Dinklage. Natürlich nicht auf direktem Weg. Wer Marco kennt, weiß, dass er seine Oldtimerfreunde viel zu gern auf kleine, wenig befahrene Straßen schickt. Von Oberneuland also erst einmal zum Oyter See, über die Uesener Brücke nach Thedinghausen, dann folgten Syke, Bassum und viele kleine Nester wie Klövenhausen und Wedehorn. Im Burghotel von Dinklage fanden sich alle zum Mittagsmahl ein. Das Städtchen Gehrde hatte Marco so gut gefallen, dass er den ganzen Tross langsam durch dessen Straßen am prachtvollen Kirchturm vorbeifahren ließ. Man kam den Bergen der Mittelgebirge näher und fuhr steil hinauf nach Tecklenburg. Da galt es, auf einem Parkplatz einmal anzuhalten, denn „der Ausblick von da ist der Hammer.“ Nicht weit war es dann bis zum Ziel, dem Jagdschloss Habichtswald – der Empfang, der Galaabend und die Übernachtung den Ansprüchen der fahrbegeisterten Teilnehmer angemessen.
Nach einem gemeinsamen Frühstück ging am zweiten Tag die Fahrt auf Passstraßen mit reichlich vielen Serpentinen durch den Teutoburger Wald bis Bad Essen am Wiehengebirge, über den Mittellandkanal und Espelkamp wieder ins norddeutsche Flachland. Durch kleine Orte wie Varrel, Ströhen, Scholen nach Bruchhausen-Vilsen. Das bekannte und beliebte Forsthaus Heiligenberg erwartete die Teilnehmer zum Mittagessen. Für wen die Dörfer Mehringen, Ubbendorf, Magelsen und Oiste, Blender, Wulmstorf und Morsum noch kein Begriff waren, der lernte sie auf dem Rückweg nach Oberneuland nunmehr kennen. Im neuen Restaurant MEDIO trafen sich die Unentwegten zum Ausklang wieder, soweit sie nicht schon zu müde waren.
Das Organisationspaar Tanja und Marco war an jeder Etappe als Erste da, um die Teilnehmer zu empfangen und sie als Letzte auch wieder auf den Weg zu schicken. Das ging natürlich nur, indem sie die ausgeklügelte Strecke nicht selbst mitfuhren, sondern auf kürzestem Weg, und sei es über die Autobahn, unterwegs waren. Die Oldtimer-Fahrer und ihre aufmerksamen Beifahrer (ja – natürlich auch Fahrerinnen) orientierten sich wieder einmal an dem originell gestalteten, diesmal sogar personalisierten Roadbook. Marc Dobe, ein guter Freund und Grafikdesigner, hat die schon bekannten „chinesischen“ Schriftzeichen überarbeitet und neu gestaltet. Er ist auch der Schöpfer des neuen Logos „Rally-Event“. Mit seiner Kamera war er unterwegs dabei.
Eine solche Fahrt muss professionell vorbereitet sein. Über Wochen, ja Monate, hatten sich Tanja und Marco damit beschäftigt. Ihre erste Überlegung war wie immer: In welche Region fahren wir? Dann folgten die Recherchen zuerst von Tanja nach Rast- und Gasthäusern für eine größere Gesellschaft unterwegs. Dieses Mal kam die Frage nach einem guten Hotel hinzu. Dann plante Marco am Computer die Fahrtstrecke. Hierbei ist Google Earth mit seiner Satelliten- und Landkartenansicht eine gute Hilfe. Schließlich fuhren sie zum ersten Mal, das war im Januar, die geplante Strecke ab. Vier Wochen vor der Tour war Marco dann das zweite Mal unterwegs, sozusagen für die Feinarbeit und drei Tage vorher noch einmal, um festzustellen, wo inzwischen Hindernisse wie Baustellen eine letzte Korrektur erforderlich machten. „Ich möchte nicht, dass sich die Leute verfahren“, sagt er. Und hat jedes Mal selbst viel Freude bei der Ausarbeitung der Tour. Die Freude möchte er weitergeben an die Teilnehmer. Es darf keinen Stress geben, alle sollen die Fahrt genießen, sich an den Schönheiten des Landes abseits der großen Straßen erfreuen. Es ist völlig egal, wer zuerst oder zuletzt am Ziel ankommt.
Ein ganz eigenes Roadbook mit kürzeren Wegstrecken bekam außerdem Nicola Möller, ebenfalls eine gute Freundin und Fotografin des Events. Sie begleitete die ganze Fahrt und wollte früh genug am nächsten Ort sein, nachdem die Oldtimer an ihr vorbeigefahren waren. So entstanden prächtige Bilder, zum Beispiel von den Porsches 911, von dem Fiat Spider, dem Mercedes Benz 190 SL (das Rosemarie-Nitribitt-Auto) und dem Bentley Speed Six von 1928. Nicht nur die Fahrzeuge schafften es vor die Linse der Kamera. Auch fröhliche Szenen waren es wert, festgehalten zu werden, wie die beiden Damen Val und Chris aus Minden. (Chris, eine Dame? Nun ja, er trug konsequent Frauenkleider während der ganzen Zeit.)

Text: Eberhard Matzke, Foto: Nicola Möller