Stiftung Der Hodenberg
Stiftungen in Oberneuland
Die Stiftung Der Hodenberg als Ausdruck der Dankbarkeit für ein erfülltes, fröhliches und glückliches Leben.
Ein historisches Landgut, Sammlung fernöstlicher und norddeutscher Kunst, Familienwohnsitz mit Freilichtbühne und Parkanlage, Treffpunkt für Künstler, Keimzelle von Oberneuland, das und noch einiges mehr ist Gut Hodenberg. Dieser Name wird erstmals 1421 erwähnt, während die erste urkundliche Eintragung bereits 1149 stattfand. Das Gutshaus, ein ehemaliger Adelssitz, war damals wie heute von einem Graben umgeben. Familie von Hodenberg gilt als erster Besitzer, ihnen verdankt das älteste Landgut in Oberneuland seinen Namen. Ungefähr 20 Bauern lebten bis 1608 um den Gutspark und mussten Abgaben ihrer Meiereien an den Hodenberger Landherren zahlen. Der Kaufmann und Konsul für Großbritannien, Hermann Heymann, erwarb das Anwesen und erbaute 1787 ein neues Gutshaus, welches bis heute im Kern erhalten geblieben ist. Dazu gehören denkmalgeschützte Stallungen, welche Nutzung durch den Hubertus Reitverein als Mieter finden, ebenso dient ein Nebengelass mit Wohnungen durch Mieteinnahmen dem Stiftungszweck.
Zwischenzeitlich wurde es als psychiatrische Klinik genutzt, bis der Schiffbauer, Reeder und Kaufmann Robert Rickmers das Gut erwarb und von 1897 bis 1948 im Familienbesitz hielt. Bekannte Künstler wirkten auf dem Gut und es war Treffpunkt zum Feiern; seine Frau hatte die Idee eine Freilichtbühne errichten zu lassen. Das Haus wurde 1936 durch Rickmers zur Stiftung Der Hodenberg umgewandelt, welche nach seinem Tode 1948 als Stiftung zur Pflege der niedersächsischen Kultur wurde. Es war Rickmers Wunsch, seinen Besitz Menschen zu hinterlassen, die Freude am Schönen, den schönen Künsten und am Leben überhaupt haben. „Bei diesem Kernsatz der Stiftung kann völlig unabhängig agiert werden, Programmarbeit, Dinge, die wir wichtig finden, können wir umsetzen, solange der Stiftungszweck erfüllt wird. Das ist eine Besonderheit der Stiftung“, erzählt York Stahlknecht.
Er lebt seit 2015 mit seiner Frau Alexa und drei Kindern auf dem Gut Hodenberg. „Das ist nicht immer ganz leicht, im Winter bleibt das Gemäuer recht kalt, die Halle hat nur 16 °C, es wäre wirtschaftlich nicht vertretbar dagegen anzuheizen, also passt man die Garderobe an“, sagt Stahlknecht. Auf dem sieben Hektar großen Gelände sind unzählige Garten- und Instandsetzungsarbeiten zu leisten. Es gibt keinen städtischen Gärtner oder Kommunaldienst, zweimal wöchentlich unterstützt ein 75-jähriger Gärtner für vier Stunden. „Viel persönlicher und operativer Einsatz ist zu leisten, Arbeit ist immer da, man denkt ständig an etwas. Instant Gratification gibts hier nicht, wahre Schönheit muss erarbeitet werden. Das geht nicht ohne den Zusammenhalt der Familie. Veranstaltung ist bei uns ein Familienbegriff, das Wort kannte mein Sohn schon mit vier Jahren. Man hat immer ein offenes Haus, Trennung ist kaum möglich. Doch es kommt auf die Gemengelage an. Man hat Entschädigung durch Idealismus und Hingabe, durch die Situation, die sich einen bietet.
Ich bin jeden Tag beeindruckt, dass der Gartenarchitekt Christian Roselius ab 1906 den Park so gestaltet hat. Im Haus steckt Qualität in jedem Detail, trotz Profanität ist alles sehr hochwertig. Dafür habe ich große Wertschätzung und es ist wahrhaft beeindruckend. Vom Keller bis zum Schornstein ist alles Handarbeit, nichts von der Stange.“ Dabei zeigt Stahlknecht auf den gut erhaltenen Echtholzfußboden sowie besondere Wand- und Deckenarbeiten im Raum. Das ganze Haus enthält Sammlungen fernöstlicher und norddeutscher Kunst, nicht unbedingt ganz wertvolle Stücke. Doch Stahlknecht sagt: „Wer Gespür für das Haus hat, wie es erbaut und hergerichtet wurde, dem erschließt sich etwas Einzigartiges, dann wird das Ganze zu einer besonderen Sammlung. Die Kombination daraus ist ein Abbild, was in der gesellschaftlichen Struktur stattgefunden hat. Zu Rickmers Zeiten wurde eingeladen und gefeiert, es gab nicht viele Konkurrenzveranstaltungen. In unserer Gesellschaft hat sich einiges verschoben, Einladungen werden nicht immer wahrgenommen, es gibt zu viele Möglichkeiten.“
Dazu kommt, dass Veranstaltungen auf dem Gut Hodenberg eine Herausforderung sind, Künstler müssen gefunden und mit einer Gage entlohnt werden, Buchungen und weitere organisatorische Büroarbeiten werden von Stahlknechts Frau übernommen. Doch Stahlknecht ist optimistisch, an erster Stelle seiner Wichtigkeit stehen Zeit, Erlebnisse und der gefühlte Wert der erlebten Zeit. Er ist sich sicher, dass eine Rückbesinnung stattfindet und die Menschen wieder mehr Wertigkeitsgefühl haben. Auf die Frage, warum er gerne als Mieter mit seiner Familie, in dritter Generation, auf dem Gut Hodenberg lebt, antwortet Stahlknecht voller Überzeugung: „Wer ist bereit, sein eigenes Haus nicht zu kaufen, seinen eigenen Garten nicht zu pflegen, sein Wochenende nicht selber zu planen.“
Mit anderen Worten gesagt: ein sehr großes Engagement der Familie Stahlknecht, das schöne Gut Hodenberg mit Parkanlage für die Zukunft zu erhalten, obwohl es nicht ihr Eigentum ist. Die Stiftung ist ein Ort für besondere Begegnungen, mit kulturellem Rahmen, in einmaliger Atmosphäre und einem geheimnisvoll anmutenden Naturtheater. Ein buntes Publikum erfreut sich jährlich an Lesungen und Konzerten oder denkt über Sein und Nichtsein nach, wenn die Schauspieler der Shakespeare Company auf der Freilichtbühne agieren.
Dabei sei erwähnt, es handelt sich nicht um einen öffentlichen Park. Doch jeder ist herzlich willkommen, der Fördervereinigung Freunde des Hodenberg beizutreten.
Dann unterstützt man die Stiftung nicht nur, sondern wird auch zu den einmaligen Erlebnissen eingeladen.
Text und Foto: Susanne Wokurka